Paris (esa) - Am Donnerstag (23. 01.) hat der für die Forschung zuständige
EU-Kommissar Philippe Busquin in Brüssel das Grünbuch zur Weltraumpolitik der EU vorgestellt. In diesem
gemeinsam mit der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) erarbeiteten Dokument werden die Stärken und
Schwächen Europas in diesem Bereich unter die Lupe genommen. Der Bericht, der den Ausgangspunkt einer breit
angelegten Debatte darstellt, geht auf Schlüsselfragen wie den eigenständigen Zugang der EU zum Weltraum,
die weltraumwissenschaftliche Fachkompetenz, die industrielle und technologische Basis, die betroffenen Märkte,
die Beschäftigten des Sektors, den rechtlichen und institutionellen Rahmen, die internationale Zusammenarbeit
sowie Umwelt- und Sicherheitsaspekte ein.
Mit dem Grünbuch soll eine Debatte angestoßen werden, die alle Akteure - nationale und internationale
Organisationen, die Raumfahrtindustrie und die Nutzer in der EU, die Wissenschaft und die Bürger - mit einbezieht.
Die Konsultation soll dazu beitragen, auf die sich im Zusammenhang mit der Raumfahrt stellenden Herausforderungen
in bezug auf Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit eine geeignete Reaktion der EU festzulegen, die zu einem
späteren Zeitpunkt in einem Weißbuch genauer erläutert werden soll. ESA-Generaldirektor Antonio
Rodotà und Kommissar Philippe Busquin werden das Grünbuch am Montag, den 27. Januar um 11.00 Uhr in
Brüssel offiziell der Presse vorstellen.
Europa, ein führender Akteur in der Raumfahrt Gestützt auf Jahrzehnte erfolgreicher Weltraumforschung
und insbesondere dank der Anstrengungen der ESA hat Europa in der Weltraumtechnik ein hohes Maß an Eigenständigkeit
erreicht und ist heute ein führender Akteur in der Raumfahrt.
Europäische Satelliten, die mit europäischen Trägern gestartet werden, bieten Unternehmen, Behörden
und Privatpersonen Dienste wie Fernsehrundfunk, fortschrittliche Telekommunikation, nachhaltigere Verkehrskapazität
und Mobilität, kurz- und mittelfristige Wettervorhersagen, die Überwachung des Klimawandels und die Fähigkeit,
schneller auf Naturkatastrophen zu reagieren.
Die Anwendungen der Weltraumtechnik, Nährboden für bahnbrechende Forschung und Innovation in der wissensbasierten
Gesellschaft, fördern das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen. In Bereichen
wie Raumordnung, Landwirtschaft und Fischerei, nachhaltiger Verkehr, Zivilschutz und Reaktion auf Notfälle
tragen sie zur Erschließung neuer Märkte für die Unternehmen bei und sind für die europäischen
Bürger von großem Nutzen.
Das Satellitennavigationssystem Galileo hat einige Verzögerungen erfahren. Jedoch sind die ESA und die Kommission
zuversichtlich, daß die noch offenen Fragen geklärt werden können, so daß das Vorhaben wie
geplant zur Durchführung gebracht werden kann.
Während der zurückliegenden Jahrzehnte wurde die Verantwortung für die Weltraumpolitik über
die ESA auf zwischenstaatlicher Ebene und über die nationalen Raumfahrtagenturen und andere nationale Stellen
auf einzelstaatlicher Ebene wahrgenommen. Die ESA spielt mit ihrem einzigartigen Fachwissen eine führende
Koordinierungsrolle in Europas erfolgreichen Bemühungen, seine industrielle Basis zu konsolidieren und technologisch
unabhängig zu werden. Dank der von der ESA aufgebauten europäischen Kapazitäten im Träger-
und im Raumfahrzeugbereich ist Europa heute einer der weltweit wichtigsten Akteure auf einem hart umkämpften
Markt.
Der Weltraum ist eine wesentliche Komponente bei der Verwirklichung der europäischen Ziele und Politiken vor
allem für nachhaltige Entwicklung, Umweltschutz, Verkehr und Mobilität und die Informationsgesellschaft
geworden. Weltraumtechnische Anwendungen bieten außerdem Antworten auf die sich abzeichnenden Sicherheitsanforderungen
mit sowohl zivilen als auch Verteidigungsaspekten, die in der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der
EU (GASP) und der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) behandelt werden.
Das Galileo-Projekt und die GMES-Initiative (Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung) verdeutlichen diesen
neuen Ansatz und unterstreichen die Notwendigkeit einer verstärkten Rolle der Union im Raumfahrtbereich. Sie
zeigen auch, wie die von der ESA erzielten industriellen und technologischen Erfolge durch gemeinsame Weltraumvorhaben
maximiert werden können.
Es ist daher folgerichtig, die Möglichkeit der Einbeziehung der Raumfahrt in den Zuständigkeitsbereich
der Union ins Auge zu fassen. Damit könnte die Ausarbeitung eines Weltraumprogramms in Angriff genommen werden,
das ein wirksames Vorgehen der EU in diesem Bereich einschließlich einer breiten Palette neuer Anwendungen
für die Industrie und die Bürger ermöglicht.
Die Konsultation
Das Grünbuch soll deshalb eine eingehende Debatte mit allen Beteiligten in Gang setzen. Es soll das
allgemeine Bewußtsein der strategischen Bedeutung des Weltraums und der Weltraumpolitik für die Union
und ihre Bürger steigern, zur Klärung konsensfähiger Bereiche beitragen und konkrete Antworten auf
Fragen wie Zugang, Finanzierung und institutionelle Regelungen finden helfen.
Die Konsultation läuft vom 22. Januar bis 30. Mai 2003. Sie wird von der Gemeinsamen Task Force der Kommission
und der ESA für Raumfahrtfragen geleitet, die zur Förderung der Debatte eine Reihe von Seminaren, Arbeitstagungen
und Anhörungen in ganz Europa veranstalten wird. Diskussionsbeiträge können auch on-line über
ein eigens eingerichtetes Web-Forum eingereicht werden. Auf der Grundlage der Stellungnahmen aller Beteiligten
will die Kommission dann ein Weißbuch verfassen, das konkrete Vorschläge in Form eines Aktionsplans
enthalten und noch dieses Jahr veröffentlicht werden soll. |