Klaglose Euro-Einführung durch »Kommunikations-Konzert«
Fachhochschul-Studie stellt Jahrhundert-Projekt gutes Zeugnis aus - dichtes Informations-Netzwerk funktionierte
Wien (oenb) - Als "eine der größten logistischen und auch kommunikationspolitischen Herausforderungen", so bezeichnete Dir. Dr. Duchatczek den Euro-Bargeldtausch in einer Pressekonferenz am Freitag (24. 01.) in Wien.

Das Kommunikationsnetzwerk des "Jahrhundert-Projekts Euro-Bargeld-Einführung" (Projektleiter Dkfm. Franz M. Bogner) wurde in einer umfassenden Studie des Fachhochschul-Studiengangs Kommunikationswirtschaft analysiert und bewertet. Fazit: Die Kommunikations-Anstrengungen der beteiligten Institutionen haben gefruchtet und zu einem reibungslosen Ablauf der Euro-Einführung, zu hoher Begeisterung und Vertrauen für die neue Währung und zum Abbau von Ängsten in der Bevölkerung geführt. "Österreich war auf den Euro bestens vorbereitet", so Bogner.

Vorbild im Euro-Raum
Übrigens ist Österreich das einzige Land im Euro-Raum, das seine Kommunikations-Kampagne einer detaillierten Analyse unterzogen hat. Die Studie wurde vom Jubiläumsfonds der OeNB unterstützt und untersuchte den Zeitraum Jänner bis Dezember 2001 sowie die Folgewirkungen in der "dualen Phase" Jänner bis Ende Februar 2002. Es wurden die Kommunikations-Maßnahmen von 47 österreichischen Institutionen sowie deren Vernetzung untersucht.

Die Gesamtkosten des riesigen Netzwerk-Projekts konnten im Detail nicht ermittelt werden, sie werden jedoch auf einige hundert Mio. Euro geschätzt.

Die Studie zeigt klar, dass in diesem "integrierten Kommunikations-Projekt" die Öffentlichkeitsarbeit die Themenführerschaft inne hatte, Werbemaßnahmen kamen nur vereinzelt zum Einsatz.

Unter den Kommunikations-Maßnahmen nahmen Medienarbeit, Print-Info-Material, und Veranstaltungen (Events) breiten Raum ein. Eigene Informations-Aktivitäten der Medien, sowohl des ORF als auch vieler Printmedien, trugen wesentlich zum Erfolg bei.

Das Informationsnetzwerk gruppierte sich um die Kerntruppe bestehend aus Oesterreichischer Nationalbank, Euro-Initiative der österreichischen Bundesregierung, Wirtschaftskammer Österreich und ORF, flankiert von Institutionen wie Gesellschaft für Europapolitik, Verein für Konsumenteninformation oder Europäische Kommission und Europäisches Parlament, die v. a. als Mitfinanciers der unzähligen Kommunikations-Aktivitäten der verschiedenen Institutionen auftraten. Das soziale Schwergewicht im Kommunikations-Mix war durch die Aktivitäten von Vereinigungen wie etwa Blinden- und Sehbehinderten-Verband oder Caritas gegeben, die die Zielgruppen der Menschen mit erschwertem Zugang zur Information betreuten.

Optimierungsmöglichkeiten
Die Studie analysiert allerdings auch Schwachstellen und Optimierungsmöglichkeiten für künftige ähnliche Kommunikationsprojekte im Non-Profit-Bereich: Auf Grund der Autonomie der einzelnen Institutionen waren keine verbindlichen Vorgaben und kein Gesamt-Konzept vorhanden. Strategie wurde daher in Teilbereichen von ad hoc-Aktionen abgelöst.

Die Strukturen im Kommunikations-Netzwerk sind z. T. schwer erkennbar und kaum dokumentiert. Viele der Koordinationsaktivitäten erfolgten informell und nicht konzeptiv. Unter den Kommunikations-Maßnahmen fällt auf, dass die Online-Information sehr schwach ausgeprägt war, viele Institutionen verfügten über keine eigenen Homepage-Informationen zum Euro.

Eine echte "Vernetzung" der Kommunikations-Arbeit erfolgte de facto nur innerhalb der "Kerntruppe", die auch als Serviceeinrichtung für die anderen Akteure diente. Der Mangel an verbindlichen Vorgaben hatte, so Dkfm. Bogner, aber auch Vorteile: "Offenbar wurden damit Kreativität und Engagement der am Gesamtprojekt beteiligten Institutionen gefördert".

Insgesamt führten laut Studie die Kommunikationsmaßnahmen dazu, dass der Euro in Österreich als profilierte und akzeptierte "Marke" etabliert ist.
 
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