Bund erhöhte Primärüberschuss auf 78,3 Mrd S/5,7 Mrd Euro weiter
Wien (pk) - Der Bundesrechnungsabschluss 2001, vom Rechnungshof bereits im letzten Herbst erstellt,
liegt nun auch dem neuen Nationalrat vor ( III-2 d.B.) Das Zahlenwerk zeigt, dass der Gesamtstaat - Bund, Länder
und Gemeinden zusammen - im Jahr 2001 erstmals seit 1974 positiv bilanzierte. Besonders deutlich macht den Konsolidierungserfolg
ein Überblick zur Entwicklung der öffentlichen Finanzen seit Mitte der neunziger Jahre: Verbuchte die
Republik 1995 noch ein Minus von 122,4 Mrd. S/8,9 Mrd. Euro, erzielte sie im Jahr 2001 einen Überschuss von
4,5 Mrd. S/0,33 Mrd. Euro.
Der Rechnungshof begrüßt die Bemühungen, das öffentliche Defizit auf "Null" zu stellen,
bemängelt aber, "dass im Jahr 2001 noch keine ausreichenden Maßnahmen zur nachhaltigen Budgetkonsolidierung
gesetzt wurden." Die Absenkung des Defizits sei überwiegend auf das gestiegene Steueraufkommen zurückzuführen.
Eckdaten des Bundeshaushalts
Den Schlusssummen des Allgemeinen Haushalts ist zu entnehmen, dass die Ausgaben des Bundes gegenüber
dem vorangegangenen Budgetjahr um 3,7 % auf 831,2 Mrd. S/60,41 Mrd. Euro stiegen, die Einnahmen aber deutlich stärker,
nämlich um 6,5 % auf 811,7 Mrd. S/58,99 Mrd. Euro zunahmen. Das Nettodefizit lag mit 19,5 Mrd. S/1,42 Mrd.
Euro um 50,4 % unter dem Niveau von 2000, als der Abgang noch 39,3 Mrd. S/2,85 Mrd. Euro ausmachte. Dem Budgetvollzug
im Jahr 2001 stellt der BRA 2001 insofern ein gutes Zeugnis aus, als das im Bundesfinanzgesetz 2001 veranschlagte
Nettodefizit von 32,8 Mrd. S/2,38 Mrd. Euro um 13,3 Mrd. S (0,96 Mrd. Euro) unterschritten werden konnte.
Für eine längerfristige Beurteilung der Budgetentwicklung stellt der "BIP-relevante Saldo"
eine wichtige Messgröße dar. Sie wird durch Bereinigung der Einnahmen/Ausgaben-Rechnung um langfristig
saldenneutrale Transaktionen wie Grundstückserwerb und Grundstücksverkauf berechnet. In dieser Kategorie
wird der Konsolidierungserfolg des Jahres 2001 erkennbar: Ein Defizit von 28,2 Mrd. S/2,05 Mrd. Euro im Jahr 2000
konnte in ein Plus von 3,2 Mrd. S/0,24 Mrd. Euro gewendet werden.
Eine positive Entwicklung dokumentiert auch der "Primärsaldo", der aus der Bereinigung der Ausgaben
um die Aufwendungen für die Verzinsung der Staatsschuld resultiert. Er zeigt ein weiteres Ansteigen des Primärüberschusses
von 70 Mrd. S (5,09 Mrd. Euro) im Jahr 2000 auf 78,3 Mrd. S (5,7 Mrd. Euro) im Jahr 2001 an. Eindrucksvoll fällt
hier auch der Vergleich mit der Situation Mitte der neunziger Jahre aus: 1995 hatte der Bund ohne Zinsenaufwand
für die Staatsschuld noch ein Defizit von 29,9 Mrd. S/2,17 Mrd. Euro verbucht.
Details der Ausgaben …
In Relation zum BIP stiegen die bereinigten Ausgaben (815 Mrd. S/59,2 Mrd. Euro) des Bundes gegenüber
2000 auf eine Quote von 28,2 % (2000: 28 %), während die BIP-Quote der Einnahmen (795,5 Mrd. S/57,8 Mrd. Euro)
von 26,6 % auf 27,5 % zunahm. Die Hintergründe dieser Entwicklung erhellt eine nach ökonomischen Kriterien
gegliederte Detailanalyse:
Für die Erstellung öffentlicher Leistungen wurden im Jahr 2001 224,5 Mrd. S/16,3 Mrd. Euro oder 27,5
% (2000: 28,2 %) der Bundesausgaben aufgewendet. Investitionen einschließlich Liegenschaftserwerb schlugen
beim Bund mit 7 Mrd. S/0,5 Mrd. Euro oder 0,9 % seiner Ausgaben zu Buche, was gegenüber 1999 einem Rückgang
um 0,1 Prozentpunkte entspricht.
Der größte Teil der Bundesausgaben entfiel mit 303,3 Mrd. S/22 Mrd. Euro oder 37,2 % auf die Transferausgaben.
Die Pensionen der Bundesbediensteten betrugen 36,6 Mrd. S/2,7 Mrd. Euro, die Ausgaben für Landeslehrer 10,1
Mrd. S/0,7 Mrd. Euro. Für die ÖBB-Beamten wendete der Bund 23,8 Mrd. S/1,7 Mrd. Euro, für die Postbeamten
12,3 Mrd. S/0,9 Mrd. Euro und für den Bundesbeitrag zur Pensionsversicherung einschließlich Pflegegeld
113,9 Mrd. S/8,3 Mrd. Euro auf. Die Ausgaben für Familienbeihilfen blieben mit 38,6 Mrd. S/2,8 Mrd. Euro nahezu
unverändert.
Gesenkt werden konnte der Anteil der Finanzierungsausgaben (287 Mrd. S/20,9 Mrd. Euro) an den bereinigten Bundesausgaben,
und zwar von 36,2 % im Jahr 2000 auf 35,3 % im Berichtsjahr.
… und der Einnahmenrechnung
Die Gliederung der bereinigten Einnahmen des Bundes (795,5 Mrd. S/57,8 Mrd. Euro) stellt sich im Vergleich
der Jahre 2000 und 2001 wie folgt dar:
Das Steueraufkommen erbrachte im Jahr 2000 Gesamteinnahmen von brutto 773,5 Mrd. S/56,2 Mrd. Euro (+ 11,6 % gegenüber
2000) bzw. nach Abzug der Überweisungen netto 522 Mrd. S/37,9 Mrd. Euro oder + 14,8 % im Vergleich zu 2000.
Gegenüber 2000 stieg das Steueraufkommen bei der Lohnsteuer von 199,1 Mrd. S/14,5 Mrd. Euro auf 215,7 Mrd.
S/15,7 Mrd. Euro; jenes aus der veranlagten Einkommensteuer wuchs von 38,8 Mrd. S/2,8 Mrd. Euro auf 54,9 Mrd. S/4
Mrd. Euro; das Körperschaftsteuer-Aufkommen nahm auf 85,8 Mrd. S/6,2 Mrd. Euro (2000: 53,2 Mrd. S/3,9 Mrd.
Euro) zu. Die Einnahmen aus der Kapitalertragsteuer I und II betrugen 2001 28,2 Mrd. S/2 Mrd. Euro (2000: 26,8
Mrd. S/1,9 Mrd. Euro).
Die Umsatzsteuer brachte 238,8 Mrd. S/17,4 Mrd. Euro (2000: 234,7 Mrd. S/17,1 Mrd. Euro), die Mineralölsteuer
39,6 Mrd. S/2,9 Mrd. Euro (2000: 37,5 Mrd. S/2,7 Mrd. Euro) und die Tabaksteuer 17 Mrd. S/1,2 Mrd. Euro (2000:
16,5 Mrd. S/1,2 Mrd. Euro).
Die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Budgetvollzugs 2000
Der Bundesvoranschlag 2001 war auf der Annahme einer nominellen Wachstumsrate des BIP von 4,2 % erstellt
worden. Nach vorläufigen Ergebnissen nahm das BIP im Vorjahr aber um 2,6 % auf 2.891,9 Mrd. S/210,16 Mrd.
Euro zu und lag damit um 1,6 Prozentpunkte unter der prognostizierten Wachstumsrate.
Mit einem realen BIP-Wachstum von 1 % (2000: 3 %) lag Österreich im Schnitt der OECD-Staaten, aber unter dem
Durchschnitt der EU (1,6 %). Die USA erzielten einen Zuwachs von 1,2 %, Deutschland 0,6 %, Japan schrumpfte ökonomisch
um 0,5 %.
Die Arbeitslosenrate stieg im Jahr 2001 auf 6,1 % (2000: 5,8 %), auch der Preisauftrieb stieg, und zwar von 2,3
% (2000) auf 2,7 %.
Eine günstige Entwicklung nahm die Leistungsbilanz: Das Defizit ging 2001 gegenüber 2000 von 69,4 Mrd.
S/5,04 Mrd. Euro auf 62,9 Mrd. S/4,57 Mrd. Euro zurück.
Die fiskalische Gesamtbelastung nahm ab
Gemessen am BIP betrug der Anteil der Abgaben aller Gebietskörperschaften und der abgabenähnlichen
öffentlichen Einnahmen (Kammerumlagen, Sozialversicherungs- und Fondsbeiträge) im Jahr 2001 45,2 % (2000:
43,3 %). Eine Darstellung der Quote nach der OECD-Steuerliste, die für zwischenstaatliche Vergleiche besser
geeignet ist, zeigt einen Anstieg von 43,7 % (2000) auf 45,9 % (2001). |