Ein ungünstiger Verlauf würde 0,6 Prozentpunkte Wachstum kosten und die Preise würden
rund 0,5% steigen
Wien (ba-ca) - In einer aktuellen Analyse möglicher Auswirkungen eines Krieges im Irak auf die
österreichische Wirtschaft erwarten die Ökonomen der BA-CA nur bei einem äußerst günstigen
Kriegsverlauf keine Auswirkungen auf Österreichs Wirtschaft. Nach Meinung von Marianne Kager, Chefvolkswirt
der BA-CA, hängen die Auswirkungen von der Dauer des Konfliktes ab. "Ein länger dauernder Konflikt
ist nicht unrealistisch, dann bleibt der Ölpreis bei 40 USD" beschreibt Kager eine realistische Variante
des Konfliktes. "Sollte der Konflikt länger dauern, kostet dies Österreichs Wirtschaft ½
% Wachstum" errechnete Stefan Bruckbauer von der BA-CA.
In ihrer Analyse weisen die Ökonomen der BA-CA darauf hin, dass die wesentlichen Wirkungskanäle für
die Folgen eines Konfliktes im Irak der steigende Ölpreis, die daraus resultierende höhere Inflation,
die sich daraus ergebenden Kaufkraftverluste und schließlich sinkende Gewinne der Unternehmen sind. Dazu
kommen noch die generellen Verunsicherungen, die sowohl die Investitionen als auch die Finanzmärkte belasten.
Das Öl spielt einerseits die entscheidende Rolle für die strategische Bedeutung der Region und das Interesse
der USA an ihr, gleichzeitig ist es auch die Hauptursache für die Auswirkungen eines Konfliktes in der Region
auf die Weltwirtschaft. Der Mittlere Osten produziert mit 20 Millionen Fass Öl pro Tag ein Viertel der Weltproduktion
und rund die Hälfte der Ölexporte. Zudem hat die OPEC, deren Produktion zu über 60% im Nahen Osten
erfolgt, als einzige Reservekapazitäten. Damit kann bereits eine kleine Produktionseinschränkung durch
einen Krieg zu relativ starken Preisreaktion an den Ölmärkten führen, so die Ökonomen der BA-CA
in ihrer neuen Analyse.
"In unserer Variante eines länger dauernden Konfliktes erhöht sich die Inflation rund ½ %"
so Bruckbauer. Dabei steigt die Inflationsrate zu Jahresmitte auf 2% und geht erst im zweiten Quartal 2004 wieder
zurück. Die Wirtschaftsleistung Österreichs bleibt in diesem Fall über das Jahr 2004 hinaus unter
dem Niveau, das sie ohne Konflikt erreicht hätte.
Die BA-CA Ökonomen schätzen die Variante eines extrem günstigen Kriegsverlaufes für äußerst
unwahrscheinlich ein: Bei diesem Szenario würde der Ölpreis bereits Ende des Sommers unter das Niveau
des Vorjahres sinken. "Bei einem günstigen Kriegsverlauf würden die kurzfristig negativen Effekte
im ersten Halbjahr im zweiten Halbjahr wieder wettgemacht werden" so Marianne Kager, betont jedoch, dass dies
ein sehr optimistisches Szenario wäre. Österreichs Wirtschaft würde in diesem Fall bereits Ende
des Jahres wieder auf demselben Niveau des BIP sein wie ohne Konflikt. Für 2004 rechnen die Ökonomen
der BA-CA dann sogar mit einem etwas höheren Wirtschaftswachstum in Österreich von 2 ½% (derzeitige
Prognose 2,3%).
Die Ökonomen der BA-CA weisen jedoch auch darauf hin, dass aufgrund der Unsicherheit über den möglichen
Kriegsverlauf die Auswirkungen ebenfalls großen Unsicherheiten unterliegen. Dementsprechend vorsichtig müssen
die Ergebnisse interpretiert werden. Die Volkswirte der BA-CA haben daher in ihrer Studie auch eine ihrer Meinung
nach sehr unrealistische Extremvariante gerechnet. In dieser Variante kommt es zu einer starken Ausweitung des
Konfliktes über die gesamte Region. In einem solchen Extremfall könnte der Ölpreis längere
Zeit auf ein Vielfaches des heutigen Niveaus steigen. In einem solchen Katastrophenszenario würde Österreich
eine deutliche Rezession erleiden und die Inflation würde zumindest 4,5% höher liegen. |