Mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von über 400 Mio US-Dollar liegt Österreich auf
Rang vier unter den Auslandsinvestoren. Italien als Nr. 3 sollte heuer überholt werden
Wien (pwk) - Österreichische Unternehmen zählten auch 2002 zu den aktivsten Investoren
in Bulgarien. Gemäß der bulgarischen Investitionsbank liegt Österreich mit einem Gesamtinvestitionsvolumen
von über 400 Millionen US-Dollar (Stand: Ende Oktober 2002) an der ausgezeichneten vierten Stelle unter den
Auslandsinvestoren. "Die Schwerpunkte der österreichischen Investitionstätigkeit lagen im vergangenen
Jahr in den Bereichen Mobilfunk, Banken- und Versicherungswesen sowie in der Papierindustrie", sagt der Handelsdelegierte
in Sofia, Hermann Ortner.
"Das Erfreuliche an der Entwicklung in Bulgarien ist aber, dass die bisherigen österreichischen Investitionen
branchenmässig äusserst diversifiziert sind", ergänzt Walter Koren, Leiter der Außenwirtschaft
Österreich der WKÖ. Sie reichen vom Baustoffsektor über den Immobilienbereich, die Treibstoff- und
Lebensmitteldistribution bis hin zum Geld- und Kreditsektor. Und noch erfreulicher: Die Italiener, derzeit noch
knapp die Nr. 3 unter den Auslandsinvestoren, sollten heuer von Austro-Investoren überholt werden, sind sich
Koren und Ortner sicher. "Die Tendenz geht einfach weiter bergauf. Egal ob der Bulgare telefoniert oder einkauft,
er ist ständig mit österreichischen Produkten konfrontiert", so Ortner. An erster Stelle unter den
Auslandsinvestoren steht derzeit Griechenland vor Deutschland.
Mittlerweile kommen viele Güter und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs von österreichischen
Unternehmen. Als Beispiele nennt der Handelsdelegierte die BILLA-Supermarktkette, die zu einem fixen Bestandteil
des bulgarischen Alltags geworden ist, sowie das landesweite Tankstellennetz der OMV mit ca. 65 Tankstellen. Weiters
gehört der größte bulgarische Mobilfunkbetreiber einem österreichischen Konsortium.
AWO-Chef Koren sieht des weiteren vor allem im Infrastruktur- und Umwelttechnikbereich eine Fülle an Chancen
für österreichische Unternehmen. Das gilt für die gesamte Region Südosteuropa, die für
die österreichische Exportwirtschaft von strategisch wichtiger Bedeutung ist.
Koren: "Vor der politischen Wende waren diese Sektoren stark vernachlässigt worden und daher besteht
jetzt ein enormer Aufholbedarf." So setzt Bulgarien derzeit alles daran, die paneuropäischen Transportkorridore
großzügig auszubauen sowie im Immobilienbereich nachzuholen - Hochbauprojekte jeglicher Art könnten
sich mittelfristig zu Goldgruben entwickeln. Die Projekte werden teilweise von der EU im Rahmen verschiedener Programme
(PHARE, ISPA und SAPARD) gefördert. Unter anderem ist eine zweite Donaubrücke nach Rumänien in Planung
- bisher gibt es entlang der Donau-Grenze zum nördlichen Nachbarn nur eine einzige Brücke. Österreichische
Unternehmer sind daher aufgefordert, sich verstärkt um Infrastruktur-Projekte zu bemühen.
"Neben der positiven Entwicklung bei Investitionen, konnte auch die österreichische Exportwirtschaft
in Bulgarien beachtliche Erfolge erzielen", betont Koren. Alleine in den ersten zehn Monaten 2002 wurde das
Exportvolumen auf 209 Millionen Euro gesteigert. Das entspricht einer Zunahme von 2,1 Prozent gegenüber der
Vorjahresperiode. Vor allem bei Lieferungen im Bereich des Maschinensektors sind österreichische Exporteure
in Bulgarien traditionell stark. Handelsdelegierter Ortner weist in diesem Zusammenhang auf beachtliche Zuwächse
bei Ausfuhren von Kraftfahrzeugen, Messgeräten, Eisen und Stahl hin.
Der Privatisierungsprozess ist im industriellen Bereich in Bulgarien bereits fast abgeschlossen. "Im strategischen
Bereich ist aber noch vieles offen und dadurch ergeben sich auch weiterhin große Möglichkeiten für
österreichische Unternehmer", weiß Ortner. Im Vordergrund steht dabei der Energiesektor, der vollkommen
restrukturiert werden soll. So wird sowohl die Produktion als auch die Distribution der staatlichen Nationalen
Elektrizitätsgesellschaft in private Hände gelegt werden. Der Prozess zur Entstaatlichung wurde von der
bulgarischen Privatisierungsagentur bereits in Gang gesetzt. In diesem Zusammenhang stehen auch einige Wärme-
und Wasserkraftwerke auf der Liste zum Verkauf an.
Um österreichischen Unternehmen den Einstieg in Bulgarien zu erleichtern, plant die AWO im ersten Halbjahr
2003 eine Wirtschaftsmission vor Ort - die Themenschwerpunkte werden bei Wasserwirtschaft und im Umweltsektor liegen.
Walter Koren weist abschließend darauf hin, dass sich Bulgarien bereits seit einigen Jahren als makroökonomisch
stabiles Land präsentiert. Ein solides BIP-Wachstum (2000: 5,8%; 2001: 4%; 2002: 4%; 2003-Prognose: 4,3%),
die passablen Inflationsdaten (2000: 10,3%; 2001: 7,4%; 2002: 5,8%; 2003-Prognose: 4,8%) und die Bindung des bulgarischen
Lev an den Euro im Rahmen des Currency-Board's bieten ein solides Umfeld für einen weiteren Wirtschaftsaufschwung
des EU-Kandidatenlandes der zweiten Runde. |