Industrie: Österreich muss Wachstumschance Innovation nutzen 
Platz 10 in Europa ist nicht genug – Nächste Bundesregierung muss viel Aufholarbeit leisten
Wien (PdI) - "Österreichs Position im Innovationsranking der EU-Staaten hat sich verschlechtert. 2001 lagen wir noch gleichauf mit Belgien auf Platz 9, mittlerweile bleibt Österreich in der kumulierten Darstellung nur noch Platz 10, unser Land droht ins untere Drittel abzurutschen, und das trotz der Kraftanstrengungen der letzten Regierung. Hier sind von der nächsten Bundesregierung weitere Kraftanstrengungen nötig", erklärte Dkfm. Lorenz Fritz, Generalsekretär der Industriellenvereinigung. Auch der Synthesebericht der EU-Kommission zu den Fortschritten bei der Lissabon-Strategie gesteht Österreich zwar einige Verbesserungen zu, nennt aber ebenfalls die zu schwache Basis an Innovation und Forschung als eine von drei Schlüsselherausforderungen für Österreich.

Als kurzfristigen Maßnahmenschritt nannte Fritz Verbesserungen der Rahmenbedingungen für den FFF (Forschungsförderungsfonds der gewerblichen Wirtschaft), der als wichtigster Incentive-Geber für angewandte Forschung seine Aufgaben in Zukunft besser wahrnehmen können muss. "Hier fordern wir möglichst rasch Sondermittel, damit alle laufenden Förderungsansuchen innerhalb von 3 Monaten abgearbeitet werden können", erklärte Fritz.

Fazit für die IV: Nationalen Forschungsplan, Unireform und Strukturreform umsetzen
"Durch den Innovationsanzeiger und den Synthesebericht fühlt sich die IV in vielen ihrer Vorschläge bestärkt. Die nächste Bundesregierung muss dem Negativtrend, in dem wir uns gerade befinden, gegensteuern", erklärte Fritz. "Konkret bedeutet das ein Bündel von Maßnahmen: Eine schlankere Ministerien- und Förderstruktur im Forschungs- und Innovationsbereich, die zügige Umsetzung des Nationalen Forschungsplans und der Universitätsreform, eine Nationalstiftung zur Forschungsfinanzierung und schließlich verstärkte Bemühungen um Nachwuchs bei Forschern und Technikern. Wie bereits im Nationalen Forschungsplan des Rats für Forschung und Technologieentwicklung gefordert, müssen für das Ziel einer Forschungsquote von 2,5 % des BIP bis 2005 die Bundesmittel um 12 % jährlich steigen. Deshalb begrüßen wir besonders, dass der Vorschlag einer Nationalstiftung zur Forschungsfinanzierung jetzt in den Koalitionsverhandlungen gute Chancen auf Realisierung hat."

All das müsste die neue Regierung kurzfristig angehen, um der Wirtschaft Innovations- und Wachstumschancen nicht zu verbauen. "Eine Wirtschaftspolitik, die sich zusätzlich aktiv um Headquarters (also Unternehmenszentralen, Forschungs- und Produktionszentren) kümmert, ist jetzt - kurz vor der EU-Erweiterung - dringender denn je", betonte Dr. Gerhard Riemer, Bereichsleiter für Bildung, Innovation und Forschung, "in Headquarters sind auch Forschung und Entwicklung angesiedelt und damit hochqualitative Arbeitsplätze und hohe Wertschöpfung gesichert." Bei diesem Thema möchte die IV die nächste Regierung verstärkt beraten - auch im Hinblick auf das 6. Rahmenprogramm der EU und die Einrichtung von Centers of Excellence.

Innovation Scoreboard der EU: Österreich ist in 14 von 17 untersuchten Indikatoren unterdurchschnittlich
Trotz verstärkter politischer Bemühungen in den vergangenen Jahren sind die Mängel offensichtlich: Bei 14 von 17 Indikatoren liegt Österreich immer noch unter dem EU-Durchschnitt. Zu den größten Schwächen zählen nach wie vor die Innovationsfinanzierung, die Zahl der Hochtechnologiepatente sowie die Anzahl der Absolventen und Absolventinnen naturwissenschaftlich-technischer Studiengänge.

Etwas schlechter geworden ist Österreich bei der Forschungsfinanzierung durch die öffentliche Hand (2001 Platz 7, 2002 Platz 8), deutlich besser bei F&E-Aufwendungen der Wirtschaft (2001 Platz 10, 2002 Platz 8). Dr. Judith Brunner, Projektleiterin für Innovationsprojekte in der IV, interpretiert die Daten folgendermaßen: "Auf die Unternehmensebene heruntergebrochen sehen wir, dass in den Unternehmen viel im Bereich F&E geleistet wurde und noch stärkeres Engagement zu erwarten ist. Laut unserer Konjunkturumfrage vom Herbst 2002 plant die Hälfte der Unternehmen, ihre Forschungstätigkeit in den nächsten 2 bis 3 Jahren auszubauen - vor allem durch eigene Kapazitäten." Dem gegenüber stehen wachsende Probleme: Jedes dritte Unternehmen hat bereits jetzt Schwierigkeiten, Mittel der Forschungsförderung zu erhalten, jedes zweite Unternehmen rechnet mit Schwierigkeiten in den kommenden 2 bis 3 Jahren. (149 bzw. 207 von 454 befragten Unternehmen).

KMUs forschen viel, aber Techniker und Wissenschafter bleiben Mangelware
Die beste absolute Platzierung hat Österreich weiterhin im Anteil der Klein- und Mittelunternehmen mit innerbetrieblicher Innovation (Platz 2). Die schlechteste absolute Platzierung für unser Land gibt es bei den Arbeitskräften mit tertiärem Bildungsabschluss (Platz 13), bei der Steigerung in diesem Bereich ist Österreich allerdings an 1. Stelle. Beim Technikermangel ist für Brunner keine Besserung in Sicht: "Bei der Anzahl der Absolventen von Studienrichtungen in Naturwissenschaft und Technik hat sich Österreichs Position leider verschlechtert - vom 8. auf den 10. Platz." Dies ist umso dramatischer, als laut der IV-Konjunkturumfrage jedes dritte Unternehmen (173 von 469) mehr MitarbeiterInnen mit diesen Qualifikationen suchen wird - insgesamt ca. 1600 Personen in den kommenden 2 bis 3 Jahren.

"Hier können nur mehr eine Rückholaktion und gezielte Initiativen helfen, damit sich mehr junge Leute für ein technisches Studium entscheiden. Bereits rund 40 % der befragten Unternehmen haben Schwierigkeiten, MitarbeiterInnen mit naturwissenschaftlich-technischem Studium zu finden", weiß Brunner. In den westlichen Bundesländern betrifft die Situation schon mehr als die Hälfte. Die Tendenz ist dabei steigend.
 
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