Wien (rk) - Die Schriftstellerin Elfriede Gerstl und Prof. Valie Export, Medienkünstlerin, Performancekünstlerin
und Filmemacherin, wurden im Wiener Rathaus von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny ausgezeichnet: Elfriede
Gerstl erhielt die "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold", Valie Export wurde das "Goldene
Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien" überreicht. Die Laudationes hielten Univ.-Prof. Konstanze
Fliedl und Dr. Monika Faber.
"Mit Elfriede Gerstl und Valie Export ehren wir heute zwei Künstlerinnen, zwei große Individualistinnen,
die das Thema Feminismus in ihren Arbeiten sehr früh aufgegriffen haben", so Mailath-Pokorny. "Elfriede
Gerstl, die Virtuosin der Bagatelle, wie es Schmidt-Dengler einmal ausgedrückt hat, gelingt es, in wenigen
Zeilen Bilder, Stimmungen und Gefühle entstehen zu lassen. Ihre Bagatellen gehören zum Besten in der
deutschsprachigen Prosa des letzten Jahrhunderts. Valie Export war eine der ersten Künstlerinnen, die den
Körper in den Kunstprozess integriert haben. Sie gilt als eine der wichtigsten Protagonistinnen der feministischen
Kunst und eine der bedeutendsten Theoretikerinnen für feministische Kunst und Neue Medien."
Elfriede Gerstl - "Virtuosin der Bagatelle"
Elfriede Gerstl wurde 1932 in Wien geboren. Als jüdisches Kind überlebte sie die Zeit des Nationalsozialismus
in Wien in diversen Verstecken. Nach dem Krieg besuchte sie eine Maturaschule und studierte anschließend
einige Semester Medizin und Psychologie. Anfang der 50er Jahre begann sie zu schreiben. Von 1964 bis 1971 lebte
sie in Berlin, wo sie unter dem Eindruck der politischen Ereignisse ihren Prosatext "Spielräume"
schrieb, der aber erst 1977 verlegt wurde. Elfriede Gerstl schreibt Gedichte, Essays und kurze Prosastücke.
Besonders dem Thema der Geschlechterrollen hat sich Elfriede Gerstl, die "hartnäckig Anwesende des nicht
plakativen Feminismus" (Andreas Okopenko) gewidmet. Zu ihren bekanntesten Werken zählen "Wiener
Mischung", "Unter einem Hut", "Kleiderflug" und das Jugendbuch "Die fliegende Frieda".
Zuletzt publizierte sie "neue wiener mischung" im Droschl-Verlag. 1990 erhielt Elfriede Gerstl den Preis
der Stadt Wien, 1999 den Georg-Trakl-Preis des Landes Salzburg und den Erich-Fried-Preis.
Valie Export - Protagonistin der feministischen Kunst
Valie Export ist eine der wichtigsten Protagonistinnen der feministischen Kunst und eine der bedeutendsten
Theoretikerinnen für feministische Kunst und Neue Medien. Sie wurde 1940 in Linz geboren. Nach dem Besuch
der Kunstgewerbeschule und der Höheren Technischen Lehranstalt arbeitete sie an Gobelins. Valie Export - in
Versalien geschrieben - wird Ende der 60er Jahre als künstlerisches Konzept und Logo erfunden. Valie Export
hat von Beginn an ihren Körper in den Kunstprozess einbezogen, legendär z. B. ihre Aktion mit dem Tapp-
und Tastkino. Valie Export's künstlerische Arbeit umfasst heute u. a. Video Environments, digitale Fotografie,
Installationen, Body Performances, Körper-Material-Interaktionen, Video Tapes, Expandes Cinema und seit 1973
Publikationen zur zeitgenössischen Kunst. Zahlreiche Gastprofessuren, besonders in Amerika, und Ausstellungen
im Ausland zeugen von der Internationalität der bedeutenden österreichischen Künstlerin. Derzeit
wird unter dem Titel "Valie Export. Mediale Anagramme" eine umfassende Präsentation in Berlin gezeigt;
auf 2000 Quadratmeter ist ein Querschnitt aus allen Schaffensperioden der Künstlerin ausgestellt. In Wien
ist u. a. Valie Export's permanente Installation "Der Transparente Raum" am Lerchenfelder Gürtel
zu besichtigen: Der Glaskubus ist Skulptur und bietet gleichzeitig Raum für unterschiedliche Beiträge
von KünstlerInnen. Valie Export ist Professorin für Multimedia an der Kunsthochschule für Medien
Köln. Sie lebt in Wien und Köln. |