Außenministerium:
Schutzfunktion Österreichs für die Südtiroler bleibt voll aufrecht
Verankerung von Minderheitenrechten auf europäischer Ebene wichtig
Wien (bmaa) - In Reaktion auf diverse Medienanfragen betreffend jüngste Äußerungen
des italienischen Außenministers Franco Frattini in einer italienischen Lokalzeitung, in denen Frattini die
österreichische Schutzfunktion für die deutsch- und ladinischsprachige Bevölkerung Südtirols
im Hinblick auf die zukünftige europäische Verfassung in Frage stellte, hält das Außenministerium
Folgendes fest (31. 01., Anm.):
"Österreich hat sich bereits bei der Ausarbeitung der Europäischen Grundrechtscharta um eine Verankerung
von Minderheitenrechten auf europäischer Ebene bemüht. Ganz auf dieser Linie befürwortet Österreich
auch im Rahmen des EU-Konvents mit Nachdruck eine Verankerung dieser Thematik in einer künftigen europäischen
Verfassung. Eine analoge Bereitschaft Italiens wird von Österreich begrüßt. Obwohl derzeit noch
keineswegs absehbar ist, ob es tatsächlich gelingen wird, eine Verankerung des Minderheitenschutzes in einer
künftigen europäischen Verfassung zu erreichen, steht außer Zweifel, dass eine solche Formulierung
europäischer Mindeststandards weitergehende einzelstaatliche, bilaterale und multilaterale Regelungen nicht
nur nicht außer Kraft setzen, sondern im Gegenteil sogar solche voraussetzen bzw. zu solchen anspornen und
ermutigen würde.
Eine zukünftige europäische Verfassung kann keinesfalls bilaterale Verträge, wie etwa den Pariser
Vertrag aus 1946, außer Kraft setzen. Damit bleibt selbstverständlich auch die Schutzfunktion Österreichs
für die Südtiroler weiterhin voll aufrecht, worüber ein politischer Konsens aller im österreichischen
Nationalrat vertretenen Parteien besteht.
Betreffend die Äußerungen von Außenminister Frattini zur Europaregion (EUREGIO) ist festzuhalten,
dass Österreich die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Gebietskörperschaften als wichtige Ergänzung
des europäischen Integrationsprozesses weiterhin mit Nachdruck unterstützt. Österreich stellt in
diesem Zusammenhang mit Genugtuung fest, dass diese Art der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sowohl von
der Europäischen Union als auch vom Europarat aktive Förderung erfährt." |
Niederwieser
warnt vor Gefahr für österreichische Volksgruppe in Italien
Südtirolsprecher der SPÖ in Sorge wegen Aussagen des italienischen Außenministers
Wien (sk) - Der italienische Außenminister Franco Frattini (Forza Italia) hat dieser Tage "wieder
einmal die Südtirolautonomie als ein Recht der österreichischen Minderheit in Italien betrachtet, welches
von Italien einseitig und beliebig abgeändert werden könne", kritisierte am Freitag (31. 01.)
gegenüber dem SPÖ-Pressedienst der SPÖ-Südtirolsprecher Erwin Niederwieser, für den diesmal
höchste Alarmstufe angesagt ist. "Minister Frattini ist derzeit einer der mächtigsten Politiker
Italiens. Vor 10 Tagen war er in den USA und US- Außenminister Colin Powell hat in der gemeinsamen Pressekonferenz
gemeint: '... and I look forward to hosting you many more times in the future.' Dabei ging es um die volle Unterstützung
Italiens für die Position der USA in der Vorbereitung eines Krieges gegen den Irak," erinnert Niederwieser.
"Daher sehe ich die große Gefahr, dass im alles übertönenden Kriegslärm dem autonomen
Adler Südtirol die Flügel gestutzt werden. Das Lächeln unserer Frau Außenministerin und die
vorauseilende Freude der Frau Vizekanzlerin über den Wahlsieg ihrer rechtsnationalen Parteifreunde werden
da zu wenig gewesen sein! Es ist daher höchste Zeit, dass sich die österreichische Außen- und Europapolitik
dieser Aussagen Frattinis annimmt und dass auch im Nationalrat selbst der Unterausschuss Südtirol ehestens
seine Arbeit aufnehmen kann", so Niederwieser abschließend. |