Wien (rk) - Montag (27. 01.) Nachmittag wurde dem Schlagerstar und Entertainer
Peter Kraus eine hohe Auszeichnung zuteil: Im Stadtsenatssitzungssaal des Wiener Rathauses überreichte ihm
Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. An der
Veranstaltung nahmen zahlreiche Ehrengäste teil, darunter StR. Peter Marboe und Gemeinderat Harry Kopietz.
Mailath-Pokorny: Lebensgefühl einer Epoche
Wie Stadtrat Mailath-Pokorny in seiner Rede betonte, habe Peter Kraus den Rock'n'Roll nach Österreich
gebracht. Der Künstler habe das Lebensgefühl
Überreichung des Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien an Peter
Kraus durch StR. Dr. Andreas Mailath-Pokorny
Foto: media wien |
der 50er Jahre wie kein anderer verkörpert. Fetziger Rock'n'Roll, gefühlvolle Lieder, ein Publikum das
- je nach dem - brodelt und schmilzt. In den 60er Jahren sei er in vielen Jugendzimmern präsent gewesen. Nicht
nur mit seiner Stimme auf Schallplatte, sondern als erster männlicher Starschnitt im Kult-Jugendmagazin Bravo.
50 Jahre im Showbusiness seien außergewöhnlich und höchst bemerkenswert - besonders in einer Zeit
der schnellen, kurzlebigen Erfolge, der Retortenbands und Stars, die mehr durch negative Schlagzeilen auffallen
als durch ihr Können.
Edlinger: Fast ein Phänomen
Anschließend bat StR. Mailath-Pokorny einen Mann ans Rednerpult, der nach eigenen Worten seit seiner
Jugend ein "stiller aber beständiger" Fan von Peter Kraus ist: Bundesminister a.D. Rudolf Edlinger.
Die Musik dieses Sängers habe ihn stets beeinflusst, sie könne Menschen erfreuen, führte er in launigen
Worten aus. Das Schöne daran sei, dass sie einfach ist und immer gut "rüber kommt". Häufig,
auch in Vorbereitung von schwierigen Verhandlungen und Gesprächen, habe er als Untermalung Platten von Peter
Kraus aufgelegt. Es sei ihm ein persönliches Anliegen, "Danke" zu sagen.
Hofbauer: Alle lieben Peter
Schon in seiner Kindheit habe Peter Kraus eine große Rolle gespielt, erinnerte sich Metropol-Chef
Peter Hofbauer, der die Laudatio hielt. Als er bei einer Kindertombola ein Transistorradio gewonnen hatte, habe
er, so oft er es aufgedreht hatte, Peter "Diana" singen gehört. Zum Comeback Mitte der 80er Jahre
merkte er an, dass er damals zwar noch nicht im Metropol gearbeitet habe, aber bei der TV-Aufzeichnung im ORF verantwortlicher
Redakteur gewesen sei. Auf drei Generationen träfe im wahrsten Sinne des Wortes die Bezeichnung "Alle
lieben Peter" zu - vom Rock-Opa bis zum Hip-Hop-Enkerl. Besonders würdigte er auch den Menschen Peter
Kraus, dieser sei nie grantig - das trenne ihn vom echten Wiener.
Peter Kraus: Vier Meilensteine
Als er im Alter von 17 Jahren erstmals im Konzerthaus gesungen habe und danach das Mobiliar zertrümmert
worden ist, hätte er sich nicht erwartet, jemals von dieser Stadt ausgezeichnet zu werden, führte Peter
Kraus in seinen Dankesworten aus. Aber er sei sehr stolz darauf. Vier wesentliche Meilensteine seines Lebens hätten
sich in Wien abgespielt. Hier hatte er von 1956 bis 1965 alle seine Platten aufgenommen, in dieser Stadt habe er
seine damals wie heute schönste Wienerin, Gattin Ingrid kennen und lieben gelernt. Meilenstein Nummer drei
war das Comeback, das im Metropol seinen Anfang genommen hat und nicht zuletzt würdigte Peter Kraus das Fechter-Management,
das seit knapp 20 Jahren von Wien aus erfolgreich für ihn arbeitet. Ein "falscher Wiener" zu sein,
habe ihm Glück gebracht. Den zahlreichen Gästen im Stadtsenatssitzungssaal sagte er, "der Peter
Kraus den Sie kennen, wäre ohne Wien nicht möglich gewesen". Er liebe die Menschen dieser Stadt,
die Weltstadtatmosphäre und den Heurigen.
50 Jahre in vier Absätzen
Peter Kraus, geboren am 18. März 1939 in München, startete seine künstlerische Karriere
mit einem Film, der "im neuen Gewand" derzeit in den Wiener Kinos läuft. Als "Johnny"
wirkte er 1953 in der Erstverfilmung von Erich Kästners "Das fliegende Klassenzimmer" mit, prominente
Partner waren damals Paul Dahlke und Paul Klinger. Der Film zieht sich wie ein roter Faden durch die Laufbahn des
Künstlers. Zunächst waren es ernste Rollen, etwa "Die Frühreifen" oder "Der Pauker"
als Partner von Heinz Rühmann, später auf ihn zugeschnittene Musikfilme, die sich zu den Film-Bestsellern
des jeweiligen Jahres entwickelten. Als Beispiele seien "Alle lieben Peter", "Melodie und Rhythmus",
"Wenn die Conny mit dem Peter" und "Conny und Peter machen Musik" genannt. In den 80er Jahren
spielte er in drei Filmen von Hans-Christoph Blumenberg mit, "Tausend Augen" entwickelte sich zu einem
weiteren großen Erfolg. Insgesamt wirkte er bis heute in 24 Kino-Spielfilmen mit. Dazu kommen zahlreiche
Fernsehfilme - mit und ohne Musik - in denen er seine Vielseitigkeit nachhaltig unter Beweis stellen konnte.
Dennoch ist der Name Peter Kraus untrennbar mit Rock'n'Roll und Schlagern verbunden. Bis heute hat er insgesamt
17 Millionen Schallplatten verkauft, mehr als 700 Titel auf Tonträger aufgenommen, die ersten 200 in den Austrophon-Studios
im Wiener Konzerthaus. Das allererste Lied, "Die Straße der Vergessenen" entstand am 30. November
1956. Wie sehr seine Hits zu Evergreens geworden sind, zeigen einige Aufnahmedaten: "Wenn Teenager träumen"
entstand am 23. November 1957, "Sugar Baby" am 8. September 1958 und seine bei jedem Konzert vom Publikum
eingeforderte Ballade "Schwarze Rose, Rosemarie" wurde am 10. Juli 1961 aufgenommen.
Als in den 60er Jahren, angeführt von den Beatles und den Rolling Stones englisch sprachige Melodien in die
Hitparaden drängten, wurde es um den Sänger Peter Kraus ruhiger. In dieser Zeit kam ihm seine solide
Grundausbildung zugute, für die sich sein Vater Fred Kraus, ein bekannter Kabarettist, Schauspieler und Theaterdirektor,
massiv eingesetzt hatte. Peter Kraus, der eine vielseitige Ausbildung hinter sich hat, zu der u.a. Ballett, Jazztanz,
Stepptanz gehören, aber auch Regie führen, wirkte in Musicals mit, spielte in den Wiener Kammerspielen
Theater, kreierte mit "Bäng Bäng" deutschsprachige Comedy-Shows und war Stammgast im Fernsehen.
Seine Shows "Herzlichst Ihr Peter Kraus", "8x1 nach Noten" und "Hallo Peter" gehörten
zu Fixpunkten mit hohen Einschaltziffern.
Ein in diesem Ausmaß unerwartetes Comeback gelang Peter Kraus im Jahre 1985 mit der Nostalgie-Show "Als
Teenager träumten" im Wiener Metropol. Nach dem diese Show mehr als 70 Mal vor ausverkauften Haus lief,
und anschließend auch in deutschen Städten zu sehen war, setzte ein Run auf Peter Kraus Konzerte ein.
Pro Jahr steht er heute wieder rund 80 Mal auf der Bühne und wenn er nach zweieinhalb Stunden auch noch so
erschöpft ist, geht das Publikum ohne zahlreiche Zugaben nicht nach Hause. Zuletzt gastierte Peter Kraus am
21. November in der Kurhalle Oberlaa, wo er seine aktuelle Show "Zeitlos" präsentierte. |