Evangelisch-lutherischer Bischof unter den Unterzeichnern der Berliner Erklärung – »Es
muss mehr geben als die Alternative zwischen Saddam Hussein und 3000 Cruise Missiles«
Wien / Berlin (epd Ö) - In einer „noch nie da gewesenen Weise“ verurteilen Kirchen den drohenden Irakkrieg
und wollen ihn „mit allen Kräften verhindern“. Das erklärte der evangelisch-lutherische Bischof Mag.
Herwig Sturm im Anschluss an das Treffen internationaler Kirchenvertreter am Mittwoch (05. 02.)
in Berlin. Sturm hatte seitens der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich an dem Treffen teilgenommen, bei
dem Spitzenvertreter der Kirchen aus Europa, den Vereinigten Staaten und dem Nahen Osten vor einem Krieg gegen
den Irak eindringlich gewarnt haben.
Gerade jetzt zeige sich, so der Bischof gegenüber epd Ö, wie wichtig es sei, dass die Kirchen Alternativen
zur Anwendung von Gewalt in einer Kultur des Dialogs und Methoden gewaltfreier Konfliktbewältigung entwickeln,
einüben und propagieren. Sturm: „Es muss mehr geben als die Alternative zwischen Saddam Hussein oder 3000
Cruise Missiles“. Sturm verwies auf den Präsidenten der Vereinigung der Protestantischen Kirchen in Frankreich,
der bei dem Treffen betont habe, „dass wir hier nicht einen Antiamerikanismus vorführen, sondern gemeinsam
mit der überwältigenden Zahl amerikanischer Kirchen gegen den Krieg auftreten“.
Theologisch, so Sturm weiter, bestehe die Herausforderung darin, „dass wir in einer Welt leben, wo einige ´Husseins´
regieren, wo der Terrorismus auch ohne Massenvernichtungswaffen an jedem Ort Schrecken und Unheil verbreiten kann“.
Trotzdem müsse es darum gehen, „den einfachen Antworten zu widerstehen, nämlich der Aufteilung in Gute
und Böse und der Vorstellung, dass man das Böse mit einem Gewaltakt ausrotten und vernichten kann“. Sturm
sprach sich für eine „geduldige Friedenspolitik“ aus, die die Würde und Gottesebenbildlichkeit eines
jeden Menschen ernst nimmt. „Gleichzeitig müssen wir aber auch die Verletzlichkeit und Endlichkeit des Lebens
annehmen“, sagte der Bischof. |