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Regierungsbildung |
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erstellt am
07. 02. 03
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Erklärung
des Erweiterten Bundesvorstandes (EBV) der Grünen
zum Stand der Sondierungsgespräche mit der ÖVP über die Möglichkeit
der Bildung einer gemeinsamen Bundesregierung
- Der EBV hat heute einen ausführlichen Bericht über den Stand der Sondierungsgespräche entgegen
genommen und umfassend diskutiert.
- Der EBV erklärt die Bereitschaft der Grünen, die politische Option einer Koalition mit der ÖVP
ernsthaft zu prüfen und in Verhandlungen darüber einzutreten.
- Der EBV setzt dabei voraus, dass die ÖVP diese Verhandlungen als eine Partei der Mitte, auf der Grundlage
eines christdemokratischen und sozialen Programms führt und nicht auf der Basis des "schwarz-blauen"
Wendeprojektes.
- Der EBV stellt fest, dass die ÖVP in den bisherigen Sondierungsgesprächen noch keine ausreichende
Bereitschaft zu nachhaltigen ökologischen, demokratischen und sozialen Reformen erkennen hat lassen. Weder
zu einer ökologischen Steuerreform, noch bei der Finanzierung der Erreichung der Kyoto-Ziele oder der Neuorientierung
der Verkehrs- und Energiepolitik sind bisher nennenswerte Fortschritte erzielt worden. Ebenso wenig beim Einstieg
in die Grundsicherung zur Armutsbekämpfung, der Frauen- und Familienpolitik, der Forschungsoffensive sowie
in der Bildungspolitik und bei der Integrations-, Asyl- oder Sicherheitspolitik.
- Der EBV betont die Bereitschaft der Grünen, im Rahmen von Verhandlungen zu einem tragfähigen gemeinsamen
Regierungsprogramm zu kommen, dabei auch weitgehende Reformen mitzutragen und Kompromisse einzugehen.
- Die Grünen werden jedoch keinesfalls für eine so genannte "Modernisierung" zur Verfügung
stehen, die sich lediglich als eine Politik des Streichens, Kürzens und Abschaffens, von Nulldefiziten und
des Abbaus statt des Umbaus des Sozialstaates versteht.
Die Modernisierung unseres Landes muss den ökologischen und sozialen Fortschritt ebenso umfassen, wie eine
neue weltoffene Kulturpolitik, die Teilnahme an den europäischen Entwicklungen, die tiefgreifende Demokratisierung
der Politik und die Nachhaltigkeit des Wirtschaftens.
Der EBV appelliert an die Verantwortlichen der ÖVP, die Verhandlungen mit den Grünen nicht als bloße
Suche nach einem Mehrheitsbeschaffer, sondern als ein neues Modell politischer Zusammenarbeit mit neuen politischen
Horizonten zu begreifen.
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Schüssel:
Konzentrieren uns auf Gespräche mit Grünen
Inhalte außer Streit stellen - Regierung bis Ende Februar möglich
Wien (övp-pk) - "Wir konzentrieren uns jetzt auf die Verhandlungen mit den Grünen",
erklärte ÖVP- Bundesparteiobmann Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel nach dem jüngsten Gespräch
mit den Grünen am Donnerstag (06. 02.). Die ÖVP wolle in Verhandlungen ausloten,
wie die Basis eines möglichen künftigen Regierungsprogrammes aussehen könne. Seitens der Grünen
habe es heute "wichtige Klarstellungen" auf Basis des gestrigen Vorstandsbeschlusses gegeben, so Schüssel.
"Wir haben akzeptiert, dass die Grünen einige Tage Zeit für die Vorbereitung auf Verhandlungen brauchen.
Danach wollen wir 14 Tage konzentrierte Verhandlungen führen. Bis Ende Februar kann eine Regierung stehen.
Wir werden unseren Beitrag leisten", betonte der Kanzler.
Es sei ihm vollkommen bewusst, dass die Situation für die grüne Partei "eine qualitativ völlig
neue Herausforderung" sei. Daher sei verständlich, dass Vorbereitungsbedarf bestehe. Für ihn, Schüssel,
sei wichtig, dass es in insgesamt mehr als 60 Gesprächsrunden eine außergewöhnliche Gesprächskultur
gegeben habe. "Heute besteht eine andere Sicht und eine Einsicht in das Notwendige gegenüber dem Wahlkampf",
sagte Schüssel.
Die ÖVP habe sich in ihren Gesprächen an einigen konkreten Leitlinien orientiert. Es gehe um die Fragen,
wie groß das gemeinsame Potenzial an möglichen Lösungen sei und in welchem Umfang und welcher Qualität
diese durchgesetzt werden könnten. Gleichzeitig sei wichtig, "welche innovativen und realistischen Ansätze
es gibt. Wir wollen ein neues Verständnis von Partnerschaft und Freude an der Zusammenarbeit sowie Umsetzungswillen",
so Schüssel.
Schüssel betonte, er wolle zunächst die Inhalte einer möglichen Zusammenarbeit außer Streit
stellen. Er verwies auf Deutschland, wo eine Regierung nach drei Wochen gestanden sei, die Probleme aber nicht
gelöst wurden. "Entscheidend ist die Substanz und dass wir uns die Zeit nehmen, die notwendigen Fragen
jetzt zu klären."
"Die Gespräche mit den Grünen sollen problem- und sachorientiert verlaufen und danach sollte Klarheit
bestehen", so Schüssel. Der Kanzler betonte, es sei noch keine Entscheidung gefallen, "aber ein
wichtiger Schritt zur Bildung einer Bundesregierung". Dies sei vor allem vor dem Hintergrund des Drucks zur
Entscheidung der Irak-Krise wichtig. "Ich will nicht spekulieren, aber wir müssen auch bereit sein, uns
auf europäischer und internationaler Ebene in dieser Frage einzubringen".
Auf eine entsprechende Frage sagte der Kanzler, er habe die Gespräche mit den anderen Parteien von Anfang
an als Verhandlungen aufgefasst und habe respektiert und verstanden, dass die anderen teilweise ein anderes Wording
verwendet hätten. Die Volkspartei werde den Gesprächsfaden auch zu den anderen Parteien nicht abreißen
lassen. Dies sei sinnvoll und es sei wichtig, sich gerade im Vorfeld der Irak-Krise mit den anderen Parteien im
Parlament abzustimmen. Schüssel betonte, die anderen Fraktionen hätten "wichtige andere Elemente"
einzubringen. "Es geht darum, das Lagerdenken zu überwinden, sich aufeinander zuzubewegen und eine neue
Qualität zu schaffen." Auf diese Weise könne etwas entstehen, das Österreich in Zukunft befruchten
könne.
Innerhalb der Grünen seien in jüngster Zeit Entwicklungen in Gang gekommen, die den Weg in Richtung Verhandlungen
möglich gemacht hätten, so Schüssel. Auf eine entsprechende Frage sagte er, die Grünen hätten
wie auch SPÖ und FPÖ "eigene Prioritäten". Ein möglicher Unterschied zur SPÖ
sei, dass die Sozialdemokraten immer Bedingungen statt gemeinsamer Lösungen in den Vordergrund gestellt hätten.
"Wir wollen uns auf die Lösung der Probleme festlegen. Dabei haben wir einen Pflicht-, Kür- und
Innovationsbereich", betonte Schüssel. Dies bedeute mehr als die Reduktion auf die Farben Rot, Blau oder
Grün. |
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Bures:
Grüne als billige Mehrheitsbeschaffer für ÖVP?
Abkehr vom schwarz-blauen Wendeprojekt heißt Nein zu Abfangjägern und Studiengebühren
Wien (sk) - SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures teilt die Befürchtungen des
Bundesvorstands der Grünen, dass die Grünen lediglich als Mehrheitsbeschaffer für die ÖVP dienen
sollen. "Die ÖVP ist anscheinend auf der Suche nach einer Regierungsbildung zu den günstigsten Bedingungen",
so Bures. Aus der "Erklärung des Erweiterten Bundesvorstandes" gehe hervor, dass dies die Grünen
ebenso sehen.
Bures erklärte am Donnerstag gegenüber dem SPÖ-Pressedienst weiters: Wenn die Grünen ihre Zielsetzung
nach einer Abkehr vom schwarz-blauen Wendeprojekt ernst nehmen, verlange das nach einer klaren inhaltlichen Positionierung
- Verzicht auf die Abfangjäger, freier Hochschulzugang und Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.
Auch eine Abschaffung der Frühpensionen ohne umfassende Begleitmaßnahmen, um ältere Arbeitnehmer
länger gesund in Beschäftigung halten zu können, ist für Bures unvorstellbar, wenn die Grünen
eine Koalition mit einer ÖVP "auf der Grundlage eines christdemokratischen und sozialen Programms"
(aus der Erklärung des grünen EBV) wollen.
In Richtung ÖVP erklärte Bures: "Wenn die ÖVP für eine stabile und handlungsfähige
Reformkoalition nicht bereit ist - aus Angst mit Teilen der eigenen Klientel in Konflikt zu kommen - , soll sie
dafür die Verantwortung übernehmen." Die dauernden Versuche seitens der ÖVP, der SPÖ die
Schuld an einem Nicht-Zustandekommen einer großen Reformkoalition zuzuschieben, seien "lächerlich"
und vor allem "ziemlich durchsichtig", so Bures. Schließlich habe die SPÖ ihre Bereitschaft
für eine Reformpartnerschaft mit der Präsentation der "12 Initiativen für ein modernes Österreich"
dokumentiert. Wenn die ÖVP das nicht zur Kenntnis nehmen will, sei das nur so zu deuten, "dass die ÖVP
statt einer stabilen Regierung einen Mehrheitsbeschaffer zu günstigsten Bedingungen suche". Es liege
nun in der Entscheidung der Grünen, ob sie sich dafür auch hergeben, so Bures abschließend. |
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Schweitzer:
Grüne haben Rückgratlosigkeit zum Programm erhoben
Van der Bellen wittert seine letzte Chance auf einen Ministerposten
Wien (fpd) - "Die Grünen haben die Rückgratlosigkeit zum Programm erhoben." Mit
diesen Worten kommentierte FPÖ-Klubobmann Mag. Karl Schweitzer den Beschluß der grünen Bundesparteileitung
am Donnerstag (06. 02.), mit der ÖVP in Koalitionsverhandlungen zu treten.
Man dürfe nun gespannt zuschauen, wie sich die Grünen sich in den nächsten Wochen sukzessive von
ihren im Wahlkampf erhobenen Forderungen verabschieden würden. Schweitzer nannte hier die Abschaffung der
Studiengebühren, die Freigabe von Drogen, die Homosexuellenehe, die Ablehnung des Ankaufs von Abfangjägern,
die Öffnung der Gemeindebauten für Ausländer, die Abschaffung der verpflichtenden Deutschkurse für
Zuwanderer und die bedenkenlose Öffnung der Grenzen. Weiters erinnerte der freiheitliche Klubobmann auch an
die massiven persönlichen Angriffe der Grünen auf prominente ÖVP-Politiker wie Andreas Khol oder
Ernst Strasser.
Es sei kaum zu erwarten, daß die ÖVP die grünen Forderungen in ein gemeinsames Regierungsprogramm
hineinschreiben werde, meinte Schweitzer. Aber Van der Bellen wittere nun seine letzte Chance, endlich doch noch
Minister werden zu können. Dafür opfere er bedenkenlos alle Standpunkte seiner Partei. "Die grüne
Basis wird sich sicher sehr freuen, wenn sie ihren Obmann irgendwann in einem bunten Wochenmagazin fotogen vor
einem Abfangjäger posieren sehen darf." |
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