Justizminister
sieht Justizpolitik durch die Erwartungshaltung der Bevölkerung bestätigt
Böhmdorfer: Bevölkerung für härteres Vorgehen gegen Straftaten
Wien (bmj) - In einer Reaktion auf die Veröffentlichung einer IMAS Studie über die Einstellung
der Bevölkerung zu den Strafen bei Gewalt- und Sexualdelikten erklärt Justizminister Dr.Böhmdorfer,
dass die Ergebnisse der Studie den von ihm eingeschlagenen Weg einer Verschärfung der strafrechtlichen Reaktionen
auf Gewalt - und Sexualdelikte an Kindern und Frauen sowie auf Drogenhandel bestätigen. Er erinnert daran,
dass bereits im Jahr 2001 durch Änderungen im Strafgesetzbuch und im Suchtmittelgesetz für schwerste
Formen der Vergewaltigung und des Drogenhandels lebenslange Strafandrohung eingeführt wurde. Im Strafvollzug
wurde die Möglichkeit der "lebenslangen Beobachtung" bei bedingter Entlassung aus lebenslanger Freiheitsstrafe
oder aus dem Maßnahmevollzug, die allgemeine Möglichkeit der Verlängerung Probezeit bei Nichtbefolgung
von Behandlungsweisungen und raschere Zugriffsmöglichkeiten bei Nichtbefolgung einer Weisung eingeführt.
Sollte er auch in den nächsten Jahren für die Justizpolitik verantwortlich sein, wird die Reform des
Sexualstrafrechts mit einer deutlichen Anhebung der Strafdrohungen im Bereich der Kinderpornographie zu seinen
vordringlichsten Vorhaben zählen.
Justizminister Dr. Böhmdorfer erwartet, dass diese - dem Unrechtsgefühl der Bevölkerung entsprechenden
- Gesetzesänderungen auch dazu führen werden, dass von den Gerichten in diesen Deliktsbereichen strengere
Strafen ausgesprochen werden.
Justizminister Dr. Böhmdorfer verweist allerdings auch darauf, dass die Studie zum Problembereich der "Schwarzarbeit"
erstellt wurde. Die Aufgabe der Politik in den nächsten Jahren wird auch darin bestehen, eine Einstellungsänderung
der Bevölkerung in jenen Bereichen zu erreichen, in denen Sozialleistungen auf Kosten der Allgemeinheit zu
Unrecht bezogen werden.
BM Dr. Böhmdorfer sieht sich auch in diesem Aspekt in seinen Bemühungen um die Schaffung eines Straftatbestandes
des Sozialbetruges bestätigt. Der vorsätzliche und organisierte Missbrauch von Sozialleistungen schädige
die Allgemeinheit auf Kosten der tatsächlich Bedürftigen und dürfe nicht mehr länger als Kavaliersdelikt
gewertet werden. In den Sondierungsgesprächen mit der ÖVP habe er daher auch die Forderung deponiert,
einen Straftatbestand gegen organisierte und schwere Fälle der Hinterziehung von Sozialeistungen zu schaffen,
schließt Justizminister Dr. Böhmdorfer. |
Prammer:
Böhmdorfer bei Gewalt- und Sexualverbrechen »auf einem Auge blind«
Wien (sk) - SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer befürchtete am Mittwoch (05. 02.)
als Reaktion auf Justizminister Böhmdorfers Ankündigung, die Strafen für Gewalt- und Sexualverbrechen
zu erhöhen, dass damit die große Gefahr bestünde, dass Gewaltdelikte in der Familie voreilig angezeigt
würden und damit ohne die nötige Beweislage für eine Verurteilung verfahren niedergeschlagen werden.
"Ich bin durchaus für härtere Strafen bei Gewaltdelikten. Aber man darf dabei nicht auf einem Auge
blind sein", betonte Prammer.
Man dürfe nicht immer so tun, erklärte Prammer, "als wäre der Täter derjenige, der hinter
dem Busch hervorgesprungen kommt". Um das Opfer zu schützen, wenn der Täter sich im Familienverband
befindet "und das ist in den allermeisten Fällen der Gewalt- und Sexualdelikte so", müsse sensibel
vorgegangen werden und das Vertrauen des Opfers gesucht werden, um genügend Beweismaterial zu sammeln. "Andernfalls
ist der Täter bald wieder in der Familie und das Martyrium des Opfers geht weiter", sagte Prammer und
betonte, dass daher Institutionen wie die Fürsorge, aber auch Ärzte und Sozialarbeiter den notwendigen
Spielraum benötigen.
Weiters ist für Prammer die "Sensibilisierung der Bevölkerung für dieses Tabuthema ganz wichtig",
Präventions- und Gewaltschutzvereine müssten daher finanziell abgesichert sein, die Interventionsstellen
gegen Gewalt ausgebaut werden. "Da ist die Regierung die längste zeit säumig", so Prammer,
die sich abschließend deutlich gegen jede Form der Diversion bei Gewalt- und Sexualdelikten aussprach: "Das
sind keinesfalls sogenannte Kavaliersdelikte!" |