Leitl: Gerechter und sozial verträglicher Lösungsansatz - „Anreize,
um die Menschen länger in Beschäftigung zu halten“
Wien (pwk) - Konkrete, zukunftsweisende Vorschläge zur Lösung der immer dringender werdenden
Pensionsfrage legten am Mittwoch (05. 02.) Wirtschaftskammerpräsident Christoph
Leitl und der Landeshauptmann-Stellvertreter von Oberösterreich, Franz Hiesl, auf den Tisch. Durch Einführung
eines Pensionskontos könnte, so die beiden Politiker in einer gemeinsamen Pressekonferenz im Haus der Wirtschaft,
die Altersvorsorge nachhaltig gesichert und die Grundlage für eine gerechte und sozial verträgliche Pensionsreform
gelegt werden.
Das System des Pensionskontos, in dem die Beiträge fiktiv verzinst werden, garantiert eine faire Pensionsberechnung.
Unter Beibehaltung des Umlageverfahrens führt – nach einer Übergangsfrist von etwa 20 Jahren - jeder
eingezahlte Euro zum gleichen Pensionsertrag. Gerechtigkeit zwischen den Berufsgruppen wird durch eine lebenslange
Durchrechnung geschaffen.
„Ganz gleich, wer die nächste Regierung stellt, die Bevölkerung erwartet jetzt zurecht Lösungsvorschläge,
um unser hohes Leistungsniveau in der Altersversorgung und dessen Finanzierbarkeit auch in Zukunft zu erhalten.
Die Perspektiven dieses Umbaus müssen bis zur Mitte des neuen Jahrhunderts reichen“, betonte Leitl. Es dürfe
nicht länger zugewartet werden. „Denn je länger wir untätig bleiben, desto schmerzhaftere Einschnitte
werden künftig notwendig sein“. Die Initiative Oberösterreichs sei daher ausdrücklich zu begrüßen,
sagte der Wirtschaftskammerpräsident. „Unsere heutige Veranstaltung ist auch ein Signal dafür, dass wir
die Umsetzung initiativer Vorschläge mit den Bundesländern verstärken werden“.
Der rechnerisch angesparte Betrag zeigt dem Versicherten in jedem Lebensalter seine Pensionshöhe an. Wer länger
arbeitet, bekommt automatisch eine höhere Pension. Zusätzliche soziale Gerechtigkeit ergibt sich dadurch,
dass sozial bedingte Erwerbsunterbrechungen wie Kindererziehung, Präsenz- oder Zivildienst, in voller Höhe
ausgeglichen werden können. Auch berücksichtigt das Pensionskonto die steigende Lebenserwartung.
Mit der Umsetzung des neuen, in Oberösterreich entwickelten Modells könnte schon 2004 begonnen werden.
In einer bis zum Jahr 2024 laufenden Übergangsphase würden sich die neu zuerkannten Pensionen teilweise
aus dem alten und dem neuen System zusammensetzen. Gleichzeitig wird die Angleichung des unterschiedlichen Pensionsantrittsalters
zwischen Männern und Frauen vorgezogen, erklärte Werner Lenzlbauer, Mitarbeiter des Statistischen Dienstes
des Landes Oberösterreich, der das Modell im einzelnen vorstellte. Derzeit ist eine Angleichung bekanntlich
erst für das Jahr 2033 vorgesehen.
Als Ausgangswert gilt folgende Berechnung: der Versicherte erhält, wenn er mit 65 Jahren (dieser Zeitpunkt
wäre periodisch der Erhöhung der Lebenserwartung anzupassen) und 45 Versicherungsjahren in Pension geht,
netto 80 Prozent des vor der Pensionierung erzielten Nettoeinkommens. Bei früherem Pensionsantritt müsste
die Pension allerdings entsprechend niedriger sein. Insgesamt würde das Pensionskontenmodell, wie Präsident
Leitl zusammenfasste, die Altersvorsorge in den nächsten Jahrzehnten nachhaltig sichern.
Eine Pensionsreform müsse Teil eines Gesamtpakets sein. Neben einer fairen und sozial gerechten Pensionsberechnung
ist, so Präsident Leitl abschliessend, ein massiver Ausbau der Gesundheitsvorsorge und der Weiterbildungsangebote
sowie eine Intensivierung von Anreizen für die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer notwendig. |