Nach Wundenlecken ist gemeinsame Position Europas unumgänglich!
Brüssel (epp-pd) - "Der Irak sollte eine allerletzte Chance zu einer politischen Lösung
der Krise erhalten. Auf der anderen Seite wäre es dringendst angeraten, wenn sich die Europäer, nachdem
sie ihre Wunden geleckt haben, doch noch zu einer gemeinsamen Position durchringen", forderte ÖVP-Europasprecherin
und Delegationsleiterin im Europaparlament Ursula Stenzel am Mittwoch (05. 02.). Trotz
immer schärferer Zuspitzung der Irakkrise habe die Union bedauerlicherweise immer noch nicht zu einer klaren
einheitlichen Linie gefunden. "Das Europäische Parlament ist ein Spiegelbild dieser europäischen
Zerrissenheit. Ich rechne allerdings damit, dass nach dem heutigen Powell-Bericht, der möglicherweise letzten
Blix-Mission nach Bagdad und dem für den 14. Februar geplanten Bericht vor dem UNO-Sicherheitsrat eine einheitliche
Linie der Europäischen Union gefunden werden kann. Der Einzige, der dabei überbleiben könnte, ist
der deutsche Bundeskanzler Schröder", so Stenzel weiter.
In der EVP-ED-Fraktion seien die Kernfragen trotz spürbarer Verstimmungen über den "Brief der Acht"
unumstritten. "Der Irak muss erstens abrüsten. Zweitens muss die UNO den Primat des Handelns mit dem
Ziel einer hoffentlich friedlichen Lösung des Konflikts behalten, denn Krieg darf nur das allerletzte Mittel
sein. Drittens muss Europa eine gemeinsame Position beziehen, die sowohl ein kritikloses Folgen amerikanischer
Positionen als auch europäische Alleingänge á la Schröder ausschließt", betonte
Stenzel. Die Fraktion spreche sich auch gegen eine offizielle Reise einer EP-Delegation nach Bagdad aus, da dies
nur der Propaganda Saddam Hussein nützen würde.
Der Bericht der Parlamentsdelegation, die in dieser Woche hochrangige Termine in New York absolviert hatte, ließe
den Schluss zu, dass der Irak sehr wohl über Massenvernichtungswaffen verfüge. "Die Delegation wurde
darüber informiert, dass der Irak zwar formal mit Blix und El Baradei zusammengearbeitet habe, inhaltlich
jedoch in keiner Weise. Offenbar hat Saddam Hussein etwas zu verbergen und der Schluss liegt nahe, dass von seinem
Regime eine große Gefahr für die Region und für den Weltfrieden ausgeht."
Die gemeinsame europäische Außen- und Sicherheitspolitik habe einen schweren Rückschlag erlitten.
"Dieser kann nur korrigiert werden, wenn die griechische EU-Präsidentschaft so schnell wie möglich,
spätestens nach Vorliegen des letzten Berichts im UNO-Sicherheitsrat, einen EU-Sondergipfel einberuft",
forderte Stenzel. Dabei werde sich dann deutlich die Isolation Schröders zeigen, der mit seiner Haltung entweder
allein bleiben wird oder aber seine eigenen Anhänger verprellen muss. "In beiden Fällen droht ihm
nach den schweren Wahlniederlagen ein weiterer Gesichtsverlust. Denn Chirac hat sich sehr wohl die Möglichkeit
eines Einschwenkens nach Verabschiedung einer weiteren UN-Resolution offen gelassen", sagte Stenzel abschließend. |