Leoben - Renommierte Architekten haben mit ihren Bauten dafür gesorgt, dass
sich Leoben in den letzten Jahren derart markant veränderte, wie kaum eine andere österreichische Stadt.
In dieser Art und Weise soll es auch in den nächsten Jahren weitergehen.
Auslöser für eine konsequente Stadterneuerung - wie sie in den letzten Jahren im obersteirischen Leoben
vollzogen wurde - war die Landesausstellung 1997 "made in styria".
"Trotz aller Unkenrufe und schlechter Besucherzahlen aufgrund des sperrigen Themas war die Landesausstellung
ein Erfolg. Weil man einfach Dinge realisiert hat. Man hätte das Museum nicht gebaut, man hätte den Hauptplatz
nicht in Angriff genommen, wenn es nicht den Schub der Landesausstellung gegeben hätte. Leoben hätte
trotz Montanuniversität weiter an Bedeutung und Attraktivität verloren" sagt der Grazer Hermann
Eisenköck, einer jener Architekten, der mit seinen Bauwerken wesentlich zum Imagewandel beigetragen hat.
Gemeinsam mit Günther Domenig - ebenfalls aus Graz - zeichnete er für die Erweiterung des Stadtmuseums
und den Bau der Kunsthalle verantwortlich, der im April 1997 fertiggestellt wurde.
Noch aus einer früheren Zeit, nämlich dem Jahr 1974 stammt wohl eines der markantesten Bauwerke im Stadtteil
Josefee, das ehemalige Forschungsinstitut und Rechenzentrum der VOEST-Alpine AG, das ebenfalls die Handschrift
von Günther Domenig trägt.
Der Bau wurde 1975 mit dem "Preis der europäischen Stahlkonvention" ausgezeichnet. Der Volksmund
nennt ihn liebevoll "Rostschwammerl", heute beheimatet er Teile des AMS.
"Wir haben damals die ersten schräg liegenden Fenster erfunden. Es sollte aber nicht nur das Material
demonstriert werden, es sollte von der Architektur her ein so genanntes Ereignis stattfinden" so Domenig.
Gemeinsam mit Eisenköck - einer der ersten Absolventen von Domenig an der TU Graz - plante er auch die weit
auf die Mur hinaus ragende Plattform, auf dem das Café Styria entstanden ist.
Auch die Vorplatzgestaltung des Neuen Rathauses geht auf Hermann Eisenköck zurück.
"Bis auf einen wunderschönen, violett blühenden Baum, der den Platz dominierte, war er derart von
Nadelbäumen umstellt, dass man ihn gar nicht sehen konnte" so Eisenköck.
Und so wurde auf sein Anraten hin der Platz gerodet und mit einer wassergebundenen Kiesdecke belegt.
Auf diesem Platz steht heute die vom US-amerikanischen Bildhauer und Konzeptkünstler Dennis Oppenheim entworfene
Skulptur "Engagement", die 1996 entstand.
Anfangs von der Leobener Bevölkerung massiv abgelehnt, hat er sich mittlerweile zum "Wohnzimmer der Stadt"
entwickelt, der Hauptplatz in Leoben. "Wir wollen keine Steinwüste, keine Flutlichtanlage und keine italienischen
Verhältnisse auf unserem Hauptplatz" weiß Leobens Bürgermeister Matthias Konrad von den Beschwerden
der Leobener Bevölkerung zu berichten, die ihm anfangs an den Kopf geworfen wurden.
Doch mit viel Überzeugungsarbeit und sachlichen Argumenten von Boris Podrecca, der diesen Platz plante, schlug
die Stimmung dann um.
Heute tummeln sich in den Sommermonaten tausende Besucher in den Schanigärten. Großkonzerte mit Elton
John, Eros Ramazotti, etc. tragen auch zur entsprechenden Stimmung im "Wohnzimmer" bei. "Im Sommer
geht es zu wie in Italien: Alles sitzt draußen bis zum späten Abend" sagt Podrecca, von dem auch
das ehemalige "City-Kaufhaus" am Hauptplatz stammt.
Dieses wurde - sowie auch der Hauptplatz, das Museum, die Aussichtswarte Massenburg und das "Steinadler-Haus"
mit der Geramb-Rose für "Gutes Bauen" ausgezeichnet.
"Leoben war die Hölle. Damals, in den 70er Jahren. Es gab wohl keinen, der freiwillig in Leoben lebte.
Wer konnte, zog weg" schreibt Thomas Trenkler in dem Buch
"Architektur in Leoben 1995 - 2002" das er heute gemeinsam mit den Architekten präsentierte und
in dem er den Image-Wandel der Stadt u.a. durch die o.a. Bautätigkeiten seit 1964 analysiert. Er kommt dann
zum Schluss:
"Kaum eine andere österreichische Stadt veränderte sich in den letzten Jahren derart markant wie
Leoben. Die Hölle ist nun anderswo".
Dass es in dieser städteplanerischen Tonart weiter geht, dafür sorgen Projekte, die bereits in Planung
bzw. Umsetzung sind. Wie etwa das neue Justizzentrum, dessen Spatenstich im Jahr 2002 erfolgte, die Modernisierung
des Hauptbahnhofes im Rahmen der "Bahnhofsoffensive" (Baubeginn Sommer 2003) oder die Verwirklichung
der AuVision.
Der nächste Wettbewerb steht schon wieder vor der Tür. Auf dem ehemaligen Bundesheergelände in Leoben-Lerchenfeld
soll ein "Masterplan" dafür sorgen, dass diverse Wohnformen realisiert werden können, wie sie
heute zeitgemäß sind und den Bedürfnissen des modernen Wohnens entsprechen: "Qualität
wie am Land aber; Komfort wie in der Stadt"
"Die Stadtgemeinde ist bestrebt jene Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Qualitätssicherung von Architektur
und Städtebau zum Ziel haben" sagt Leobens Stadtbaudirektor Peter Brucker.
Und auch über die zeitgemäße Adaptierung von Gemeindewohnungen in Leoben-Lerchenfeld machen sich
die Stadtväter schon Gedanken. "Man muss auf die neuen Strukturen der Bevölkerung reagieren"
sagt Leobens Bürgermeister Matthias Konrad und verweist auf Single-Haushalte, Groß- und Kleinfamilien
und Senioren, denen künftig in Leoben entsprechende Wohnungsformen angeboten werden sollen. |