Österreichische Exporte legen weiter zu - Rekordzuwächse bei Lebensmittel- und Getränkeausfuhren
Wien (pwk) - Nach einem Rekord-Plus von über 40 Prozent bei den österreichischen Ausfuhren
nach Russland in den Jahren 2000 und 2001 konnte in den ersten elf Monaten 2002 eine Steigerung von 4,4 Prozent
erreicht werden. Die österreichischen Exporte werden damit 2002 auf einen neuen Höchststand von rund
einer Milliarde Euro steigen. Nach drei Jahren stetigem Wirtschaftswachstum sind die Wunden der Rubelkrise des
Jahres 1998 somit endgültig verheilt. Die Importe aus Russland gingen im Vergleichszeitraum indes von einer
Mrd Euro Gesamtvolumen auf 937 Mio Euro zurück. "Besonders erfreulich ist die Exportentwicklung nach
Russland im Vergleich zu den übrigen GUS-Staaten", sagt Walter Koren, Leiter der Aussenwirtschaft Österreich
der WKÖ. Das Gesamtausfuhrvolumen in alle GUS-Staaten machte in den ersten elf Monaten 2002 1,27 Mrd Euro
aus, eine Steigerung von lediglich 2,3 Prozent. Die Exporte nach Russland betrugen in diesem Zeitraum 886 Mio Euro.
Das heißt, fast 70 Prozent aller Austro-Ausfuhren in die Länder der ehemaligen Sowjetunion landen in
Russland.
"Positiv ist weiters, dass die österreichischen Exporteure ihre starke Stellung im Maschinen- und Anlagenbau
halten konnten", sagt Johann Kausl, WKÖ-Handelsdelegierter in Moskau. Der Großauftrag der VA-Gruppe
für die Stranggussanlage in Nizhnij Tagil ist ein Musterbeispiel für die Stärke der österreichischen
Anlagenbauer. Nicht nur österreichische Großbetriebe, sondern auch mittlere Unternehmen konnten ihre
Position in Russland ausbauen. Hervorzuheben ist, dass nun auch Firmen des Konsumgütersektors verstärkt
den russischen Markt bearbeiten. In den ersten drei Quartalen 2002 konnten österreichische Exporte von Nahrungsmitteln
ein Plus von 24 Prozent und von Getränken ein Plus von fast 100 Prozent verzeichnen. Dieser Bereich war durch
die Rubelkrise besonders stark beeinflusst worden und erforderte besondere Anstrengungen der Exporteure. Daher
ist es nicht überraschend, dass bei der Lebensmittelmesse PRODEXPO, die von 2.-7.2. in Moskau stattfand, 15
österreichische Firmen die Möglichkeit nutzten am Österreich-Stand der Wirtschaftskammer teilzunehmen
und ihre Produkte auf der größten Fachmesse Russlands zu präsentieren.
Die Exporte nach Russland machen schon zehn Prozent der österreichischen Ausfuhren nach Zentral- und Osteuropa
aus und Russland bietet für österreichische Unternehmen vieler Sparten, die mit Know-How, Qualität
und Marktkenntnis überzeugen können, hohes Gewinnpotential. Vom Bau eines Skigebiets über die Erneuerung
des russischen Maschinenparks durch unsere Maschinen- und Anlagenbauer bis hin zur Raiffeisenbank als eine der
führenden Privatbanken in Russland - vieles kommt aus Österreich und die Russische Föderation wird
als Wirtschaftspartner noch an Bedeutung gewinnen. Denn die russische Wirtschaft sollte auch heuer durch eine gute
makroökonomische Entwicklung die Voraussetzungen für ein österreichisches Export-Plus bieten - solides
BIP-Wachstum von vier bis fünf Prozent in den vergangenen Jahren, sinkende Inflationsrate (15 Prozent 2002),
Budget-Überschuss, sinkende Staatsverschuldung -, wobei "aber nicht, die weiterhin bestehende Abhängigkeit
der russischen Wirtschaft von den Erdölpreisen außer Acht gelassen werden darf", sagt Kausl.
Weiters bestehen trotz der Reformen, die unter Präsident Wladimir Putin gesetzt wurden nach wie vor Hindernisse
für einen problemlosen Ausbau der Handelsbeziehungen. Diese finden sich besonders in den Bereichen Einfuhrbestimmungen,
Zollabwicklung und Investitionsschutz und entstehen oftmals aufgrund der starken Position der russischen Bürokratie.
Handelsdelegierter Kausl ist aber zuversichtlich, dass auch dabei Verbesserungen eintreten, wie die gesetzlichen
Veränderungen der letzten zwei Jahre gezeigt haben. Kausl rät österreichischen Unternehmen, die
eine Geschäftstätigkeit oder Investitionen in Russland planen, sich darauf gut vorzubereiten: "Russland
ist kein Markt für Anfänger und Investoren ohne Osterfahrung." Walter Koren bietet Unternehmen,
die nach Russland expandieren oder exportieren wollen, aber jedmögliche Unterstützung an: "Die AWO
in Wien und die Außenhandelstelle in Moskau stehen jederzeit für Fragen, Beratungen und Hilfestellungen
zur Verfügung."
Auch im Vorjahr wurden österreichische Großinvestitionen in den russischen Markt vorgenommen, die in
den Medien großen Widerhall fanden. Kausl: "Insbesondere zu nennen ist der Spatenstich zur Errichtung
eines Spanplattenwerkes durch Kronospan mit einer Investitionssumme von über 100 Mio Euro, sowie der Kauf
des Papier- und Kartonwerks Syktyvkar in der Republik Komi durch die Neusiedler AG für über 300 Mio Euro."
Damit ist Österreich in der holzverarbeitenden und Papierindustrie ein führender ausländischer Investor.
Auch für 2003 sind mehrere österreichische Investitionen in die russische Wirtschaft zu erwarten.
"Die Wirtschaftsmission als Instrument, österreichische Firmenvertreter durch eine Region zu führen
und in Einzelgesprächen den direkten Kontakt zu russischen Unternehmen zu bieten, nimmt schon allein aufgrund
der geographischen Größe und Vielfalt Russlands eine wichtige Position ein", weist AWO-Leiter Koren
auf die Wichtigkeit der Missionen hin. Im Oktober 2002 wurden österreichische Firmen durch die Ural-Region
geleitet. Heuer plant die Außenhandelsstelle Moskau eine Wirtschaftsmission in den Fernen Osten und in die
Wolga-Region (Nizhni-Novgorod, Kazan, Samara, Volgograd). (BS) |