Gedenkveranstaltungen anlässlich des 150. Geburtstages des föderalistischen
Vordenkers
Bregenz/Andelsbuch (VLK) - Am Mittwoch 19. Februar 2003 jährt sich der Geburtstag von Jodok Fink zum
150. Mal. "Der gebürtige Andelsbucher war 1918 einer der führenden Gründerväter des selbständigen
Landes Vorarlberg und
Foto: Landesarchiv
Rötelzeichnung 1925
im Privatbesitz |
der demokratischen Republik Österreich", informieren Landeshauptmann Herbert Sausgruber und Landtagspräsident
Manfred Dörler. Das Land Vorarlberg würdigt den Bauern und Staatsmann Jodok Fink mit einem Festakt, der
am Mittwoch, 19. Februar um 19.00 Uhr im Landhaus in Bregenz stattfindet. Eine Ausstellung, die bis 21. März
2003 im Landtagsfoyer zu besichtigen ist, erinnert an den leidenschaftlichen Demokraten Jodok Fink.
Die Staatsidee, die Jodok Fink vertrat, ist zeitlos aktuell, betont Landeshauptmann Sausgruber, denn für den
leidenschaftlichen Demokraten kam im Jahr 1918 das neue Österreich nur als bürgernaher Bundesstaat in
Frage. Dies wohl nicht zuletzt aufgrund seiner langjährigen Erfahrung als Spitzenparlamentarier in der Donaumonarchie:
In einer europäischen Union zweier Zentralstaaten – nämlich Ungarn und Österreich -, die zerfiel,
weil ihr keine demokratische Föderalisierung gelang. LH Sausgruber: "Daran sollten wir denken, wenn wir
heute über die dringende Demokratie- und Verwaltungsreform in Österreich und auf europäischer Ebene
beraten und entscheiden".
Gedenkmesse, Festakt, Film, Ausstellung
Die Veranstaltungsreihe wird mit einem Gedenkgottesdienst am Sonntag, 16. Februar um 9.00 Uhr in der Pfarrkirche
Andelsbuch - mit anschließender Kranzniederlegung am Grab von Jodok Fink – gestartet. Am Mittwoch, 19. Februar,
findet ein Festakt im Landhaus in Bregenz statt, bei der auch ein Film über das Leben und Wirken Jodok Finks
gezeigt wird. Im Rahmen des Festaktes eröffnen Landeshauptmann Herbert Sausgruber und Landtagspräsident
Manfred Dörler eine Ausstellung über Jodok Fink. Die Ausstellung wurde vom Vorarlberger Landesarchiv
gestaltet und ist im Landtagsfoyer bis einschließlich Freitag, 21. März 2003, zu besichtigen (Montag
bis Freitag von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr).
Jodok Fink (1853-1929)
Jodok Fink wurde 1853 in Andelsbuch im Bregenzerwald geboren, wo er als Bauer zeitlebens fest verwurzelt
blieb. Über die Gemeindepolitik führte ihn der Weg 1890 in den Vorarlberger Landtag und Landesausschuss.
Gleichzeitig vertrat der Christlichsoziale ab 1897 Vorarlberg im Abgeordnetenhaus des Reichsrates, wo er in den
Jahren vor dem Ersten Weltkrieg zu einem der führenden Parlamentarier aufstieg.
In Wien sah Jodok Fink auch seine große Aufgabe, als im Spätherbst 1918 die Donaumonarchie zerfiel.
Da der Klubobmann der Christlichsozialen Partei erkrankt war, führte Fink die Verhandlungen mit den anderen
Parteien und überzeugte "seine" Christlichsozialen von der Sinnhaftigkeit der Gründung eines
neuen Staates und letztlich auch von der Republik als realistische Staatsform der Zukunft.
Sobald er konnte, eilte Staatsrat Fink auch nach Bregenz, um entgegen der Wiener Beschlusslage Fakten zu schaffen:
Die Loslösung Vorarlbergs aus der staatlichen Verwaltungsgemeinschaft mit Tirol und die Übernahme der
kompletten Landesverwaltung. Die Selbständigkeitserklärung der provisorischen Landesversammlung vom 3.
November 1918 trägt Finks Handschrift: Vorarlberg als ein "eigenes selbständiges Land im Rahmen
des deutschösterreichischen Staates".
Jodok Fink wurde am 15. März 1919 zum Vizekanzler einer rot-schwarzen Koalitionsregierung gewählt
(bis 1920). Da Staatskanzler Karl Renner im Mai 1919 zu den Friedensverhandlungen nach Saint Germain abreiste,
führte Vizekanzler Fink über Monate die Staatsgeschäfte. Als Ignaz Seipel 1922 zum Bundeskanzler
gewählt wurde, übernahm Fink die Führung des christlichsozialen Parlamentsklubs. Am 1. Juli 1929
starb der geniale Verhandler und Vermittler daheim in Andelsbuch. |