Noch mehr aus »drei Jahrhunderten russischer Musik«
Graz (2003) - Mit Tschaikowskis "Mazeppa" und zwei Orchesterkonzerten setzt Valery Gergiev das
bislang furiose Graz-Gastspiel des Mariinsky-Theaters fort.
In der 1884 in Moskau uraufgeführten, dreiaktigen Oper "Mazeppa" erzählen uns Tschaikowski
und sein Librettist Viktor Burenin, der sich dabei an Alexander Puschkins epischem Gedicht "Poltawa"
orientierte, die Geschichte des gleichnamigen Anführers der ukrainischen Kosaken. Das 1828 verfasste Poem
galt den Befürwortern eines großrussischen Reiches als Lobgesang auf Peter den Großen und die
russische Macht. In Tschaikowskis Interpretation der literarischen Vorlage rückt hingegen die weibliche Hauptrolle
Maria mit ihrer unbedingten, die Grenzen der gesellschaftlichen Konvention sprengenden Liebe zu dem wesentlich
älteren Mazeppa in den Vordergrund.
Neuere Musik wird im Zentrum eines Konzerts stehen, das Gergiev und sein Orchester am 20.02.2003 im Rahmen der
"Ikonen des 20. Jahrhunderts" geben. Zum Programm siehe unten.
Bei einem zweiten Konzert des Mariinsky-Orchesters, einer Matinee in der Oper, werden am Sonntag dem 23.02.2003
um 11.00 Uhr Sergei Prokofjews Symphonie Nr 3, Benjamin Brittens Klavierkonzert op. 13 und Dmitri Schostakowitschs
Symphonie Nr 9 gebracht. Solist ist der Grazer Pianist Markus Schirmer, der auch für die Wahl von Brittens
einzigem Klavierkonzert verantwortlich zeichnet. Als "führender Pianist" (so Gergiev) repräsentiert
Schirmer bei diesem russischen Gastspiel Graz bzw. Österreich.
"Ikonen des 20. Jahrhunderts" - die nächsten Konzerte
Christian Arming dirigiert am 17.02.2003 das Radio Symphonieorchester Wien, Valery Gergiev bringt am 20.02.2003
mit seinem Mariinsky-Orchester die Helmut List-Halle zum beben.
Mit dem jungen Dirigenten Christian Arming trifft am 17.02. um 20.30 Uhr eines der vielversprechendsten Talente
Österreichs auf zwei renommierte heimische Künstler: Den Komponisten Georg Friedrich Haas und den Geiger
Ernst Kovacic. Umrahmt wird diese Begegnung durch Wolfgang Rihms "Schattenstück", ein "Tongemälde
für Orchester", sowie Leos Janaceks in der Zwischenkriegszeit entstandenen Werken "Taras Bulba"
und "Aus einem Totenhaus". Und das RSO Wien stellt seinen Ruf als hervorragendes Medium aktueller Klangwelten
unter Beweis.
Am 20.02.2003 bringen die "Ikonen des 20. Jahrhunderts" das Mariinsky Orchester unter der Leitung von
Valery Gergiev in die Helmut List-Halle. Am Programm dieses Abends stehen Igor Strawinskys "Le sacre du printemps"
und Friedrich Cerhas "Spiegel I, III, VI, VII". Die Frühzeit der musikalischen Moderne russischen
Ursprungs (Strawinsky war ein Schüler Rimskij-Korsakovs) trifft auf einen der bedeutendsten österreichischen
Komponisten der Gegenwart. "Le sacre du printemps" bietet dem Meister aus St. Petersburg Gelegenheit
in konzertantem Rahmen an sein 2003-Projekt "Drei Jahrhunderte russische Musik" in der Grazer Oper anzuknüpfen,
mit Cerhas "Spiegel" spannt er den Bogen zur hiesigen Avantgarde der 70er-Jahre - eine spannende und
zeichenhafte Begegnung und, wie Gergiev betont, eine respektvolle Reminiszenz an das Musikland Österreich.
Das Projekt "Ikonen des 20. Jahrhunderts"
Weder Mode noch Nostalgie - Zentrale Positionen der Musik
In exemplarischen Interpretationen präsentiert Peter Oswalds Konzertreihe zentrale künstlerische
Positionen der Musik des gesamten 20. Jahrhunderts. Es wird ein Bogen gespannt, der vom Erbe Richard Wagners bis
zu den "Klassikern" der letzten Jahrzehnte reicht und den Ausprägungen der Moderne vor wie nach
den beiden Weltkriegen Rechnung trägt. Die "Ikonen" erzählen von den vielgestaltigen, aufregenden
Wegen, die Komponisten gegangen sind, um musikalisches Neuland zu betreten. Dabei wird im Laufe des Jahres 2003
eine Reihe von Spitzenorchestern und Musikern in Graz versammelt, so etwa das Kirov Orchester des russischen Mariinsky
Theaters oder die Wiener Philharmoniker. Zu hören sind Werke von Pierre Boulez, Helmut Lachenmann, György
Ligeti, Olivier Messiaen u. a. |