Renten werden durch Kriegsängste und schwache Konjunktur unterstützt – Weitere Festigung
des Euro gegenüber US-Dollar in Sicht
Wien (ba-ca) - Das Umfeld für Staatsanleihen ist momentan besonders günstig. Kriegsängste,
die schwache Konjunktur, niedrige Inflation, langfristige Portfolio-Umschichtungen zu Lasten von Aktien und strukturelle
Schwächen der US-Wirtschaft wirken unterstützend für den Anleihemarkt. Auch die Emerging Markets
bieten derzeit attraktive Perspektiven, so die Zins- und Währungsanalysten der Bank Austria Creditanstalt.
Die langfristigen Renditen von Staatsanleihen in der Eurozone erreichten auf Grund des Irak-Konfliktes ein besonders
niedriges Niveau. So hat etwa die 10jährige österreichische Bundesanleihe mit 4,05% einen vergleichbaren
Tiefstand seit den Emerging Markets-Krisen 1998/1999 nicht erlebt. "Diesmal sollte jedoch das günstige
Umfeld die üblicherweise nach einem derartigen Zinstief zu erwartenden kräftigen Kursverluste bei Staatsanleihen
verhindern", erklärte Gerhard Winzer, Leiter des Fixed Income Research Major Markets.
Irak-Konflikt drückt auf Renditen Kurzfristig könnten bei einem Irak-Krieg die Renditen weiter zurückgehen.
Der Euro könnte gegenüber dem US-Dollar über die Marke von 1,10 und gegenüber dem Yen über
130 steigen. Bei einem Rückgang der Unsicherheit über die weitere Entwicklung in Nahost wird das hohe
Kapital, das wegen Flucht in den Rentenmarkt geflossen war, in Aktien umgeschichtet werden. Die daraus resultierenden
Renditeanstiege und ein schwächerer Euro wären jedoch nicht nachhaltig.
Mittelfristig (12 Monate) sollte sich der Rentenmarkt weiterhin positiv entwickeln. Die schwache Konjunktur und
die rückläufige Inflationsrate sowie die restriktive Fiskalpolitik und der feste Euro üben einen
dämpfenden Einfluss auf die Wirtschaft aus. Weitere Zinssenkungen durch die EZB sind im Laufe dieses Jahres
wahrscheinlich. Die BA-CA Analysten erwarten eine Senkung des Leitzinssatzes im zweiten Quartal um mindestens 25
Basispunkte auf 2,5%. Insgesamt sollte die 10jährige Rendite um nur 40 Basispunkte auf 4,5% im 12 Monatshorizont
ansteigen.
Auch die langfristigen Faktoren sprechen für ein nachhaltig konstruktives Umfeld für Anleihen. Einerseits
verkleinern institutionelle Investoren die Aktienanteile in Portfolios zugunsten von Anleihen. Andererseits weisen
die USA Ungleichgewichte auf, die gegen einen kräftigen Wirtschaftsaufschwung in den kommenden Jahren sprechen.
Das im nächsten Jahr zu erwartende hohe US-Leistungsbilanzdefizit von USD 500 Mrd. dürfte zudem für
eine nachhaltige Abschwächung des US-Dollars gegenüber dem Euro sorgen.
Emerging Markets Bonds emanzipierten sich Anleihen aus den Emerging Markets erwiesen sich zuletzt als Renner. Wer
zu Beginn des vierten Quartals in Emerging Markets-Anleihen investierte, verzeichnet bis dato einen Gewinn von
12 Prozent. Die Bonds in diesen Ländern haben sich mittlerweile von den entwickelten Märkten abgekoppelt.
Auf der Suche nach renditestarken Papieren akzeptieren Investoren das Risiko, das Emerging Markets Bonds im Gegensatz
zu Anleihen aus entwickelten Märkten immer bergen. Ein weiterer Grund für die starke Performance von
Emerging Markets-Anleihen sind zunehmend bessere Indikatoren sowie Nachrichten über die wirtschaftliche Entwicklung
(z.B. Brasilien) und die niedrigen Zinsniveaus in den G7-Ländern.
Die aktuell hohe Nachfrage nach Emerging Markets Anleihen lässt darauf schließen, dass sich ein möglicher
Krieg gegen den Irak auf Staatsanleihen mit guten Fundamentaldaten nicht ernsthaft auswirken wird. "Demzufolge
sind Anleihen aus diesen Märkten weiterhin interessant", bestätigt Martin Blum, Leiter des EEMEA
Markets Research der BA-CA.
Lokale Anleihen haben sich gut gehalten Emerging Markets Anleihen in Lokalwährung werden weiterhin durch das
Thema EU-Annäherung unterstützt. Niedrige Inflationsraten in der Tschechischen Republik und in Polen
wirken sich ebenfalls positiv aus. Nicht zu unterschätzen ist hier aber das Währungsrisiko, das sich
gerade im ersten Quartal 2003 wieder bemerkbar machte. Vor allem privaten Anlegern wird hier zur Vorsicht geraten.
Empfehlungen Hartwährungen: In den entwickelten Märkten empfehlen die BA-CA Analysten Staatsanleihen,
die in Euro denominiert sind und eine Laufzeit von bis zu fünf Jahren aufweisen. Österreich, die Niederlande,
Finnland und Belgien bestechen dabei durch ihre vergleichsweise solide Budgetpolitik. Als Beimischung sind auch
langlaufende schwedische Staatsanleihen attraktiv (45 Basispunkte über
Österreich) die durch einen möglichen EWU-Beitritt Schwedens mit zusätzlichem Kurspotenzial ausgestattet
sind.
Emerging Markets: Ungarische Staatsanleihen in Forint mit dreijähriger Laufzeit können für einen
Kauf in Betracht gezogen werden. Die Anleiherenditen weisen den höchsten Stand in Mittel- und Osteuropa auf
und kurzfristig erwarten die Analysten der BA-CA einen Rückgang. Die Volatilität gegenüber dem Euro
bedeutet allerdings ein immanentes Risiko.
Mit dem Kauf von polnischen Staatsanleihen können Investoren noch zuwarten. Der Kurs des Zloty gegenüber
dem Euro sollte sich voraussichtlich noch abschwächen. Sobald der Kurs über 4,25 liegt, können Staatsanleihen
in PLN mit zweijähriger Laufzeit in Betracht gezogen werden.
Unter den Eurobonds aus den Emerging Markets empfiehlt die BA-CA bulgarische, kroatische und russische Papiere.
Im Fall Bulgariens und Kroatiens hat der Markt bisher der Verbesserung der fundamentalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
und der zügigen Annäherung an die EU noch nicht voll Rechnung getragen. Russische Papiere profitieren
von der anhaltend guten wirtschaftlichen Lage, der nicht zuletzt von den hohen Ölpreisen unterstützten
finanziellen Konsolidierung des Landes sowie von der Erwartung einer weiteren Hinaufstufung im Länder-Rating
(in Richtung Investment Grade-Rating). |