EU-Wirtschaftsbundchef betont Notwendigkeit einer Lösung
Straßburg (eu.int) - "Die WTO-Mitglieder konnten sich bis heute nicht auf die Krankheiten
einigen, für deren Heilung Entwicklungsländer Zugang zu bezahlbaren Arzneimitteln bekommen sollen. Die
EU hat jetzt die Initiative ergriffen, um einen Durchbruch bei den festgefahrenen WTO-Verhandlungen zu erreichen",
zeigte der ÖVP-Europaparlamentarier Dr. Paul Rübig die verfahrene Situation in einer Rede vor dem Europäischen
Parlament in Strassburg auf.
Im Rahmen der Doha-Konferenz fanden die Handelsminister zwar eine Lösung für die Länder, die über
eigene pharmazeutische Produktionsstätten verfügen und Zwangslizenzen für die Herstellung von Arzneimitteln
beantragen könnten. Keine Lösung gab es jedoch für jene Länder, die zwar grundsätzlich
Zwangslizenzen zur Herstellung von Arzneimitteln beantragen könnten, jedoch dazu nicht über eigene Produktionsstätten
verfügen. "Obwohl ein Kompromissvorschlag auf breite Unterstützung stieß, versuchten die USA,
die Regelung auf eine begrenzte Zahl von Krankheiten zu beschränken. Die EU setzt sich jetzt nachdrücklich
für eine möglichst rasche Einigung ein", so Rübig weiter.
Mit dem jetzt von der Kommission vorgelegten Kompromisskonzept will die Union sicherstellen, dass der Regelung
eine möglichste umfassende Liste der wichtigsten Infektionskrankheiten zugrunde liegt. "Die Liste soll
jedoch nicht restriktiv gehandhabt werden. Jedes WTO-Mitglied, das vor einem ernsthaften Problem der öffentlichen
Gesundheit steht, soll die Möglichkeit haben, eine Stellungnahme der Weltgesundheitsorganisation WHO einzuholen,
ob die jeweilige Problemlage von dem Übereinkommen abgedeckt ist", sagte Rübig.
"Medikamente müssen natürlich noch weiter entwickelt werden. Wir können die Frage nicht allein
auf das Patentrecht und die Lizenzen reduzieren, sondern müssen uns darauf konzentrieren, vor allem auch Forschungsanreize
zu schaffen", betont der Präsident des Europäischen Wirtschaftsbundes in seiner Rede. "Wenn
es kein Patentrecht mehr gibt und Zwangslizenzen gewährt werden, tragen auch wir als Politiker die Verantwortung,
dass Forschungsanreize in Universitäten und in der Industrie bestehen." Rübig schlug auch mehrmals
jährlich stattfindende öffentliche Ausschreibungen vor, um die wirklich modernsten und wirksamsten Medikamente
für die Betroffenen zu erzielen. "Das wäre wesentlich. Wenn es sich wirtschaftlich nicht mehr lohnt,
in diesem Medikamentenbereich zu forschen und diese Medikamente zu verkaufen, bleiben nur mehr zwar billige, aber
nicht optimal wirksame Medikamente übrig. Und das kann nicht die Lösung sein", so Rübig abschließend.
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