IV-Generalsekretär Fritz: Strategie für gesamten tertiären Bildungssektor entwickeln
– Synergien mit Uni-Sektor nutzen
Wien (pdi) - Der Auf- und Ausbau der Fachhochschulen war die bildungspolitische Meisterleistung von
Politik und Industrie in den vergangenen Jahren. "Wir müssen dafür sorgen, dass die Fachhochschulen
eine Erfolgsgeschichte bleiben. Worum es uns geht, ist die bildungspolitische Gesamtkoordination und die Vernetzung
des gesamten Hochschulsektors. In unserem Verständnis ist der FH-Entwicklungsplan III nur ein wesentlicher
Bestandteil einer Strategie für die Entwicklung des gesamten tertiären Bildungswesens im europäischen
Kontext. Da muss es in Österreich mittelfristig zu einheitlichen Rahmenbedingungen und einer abgestimmten
Strategie mit gemeinsamen Zielvorgaben kommen", erklärte Dkfm. Lorenz Fritz, Generalsekretär der
Industriellenvereinigung. Die Industrie plädiert im Zusammenhang mit der laufenden Universi-tätsreform
auch dafür, Synergien durch gemeinsame Steuerungs- und Unterstützungsstrukturen aufzubauen und zu nutzen.
Seit dem Start 1994 hat sich der Fachhochschulsektor sprunghaft entwickelt. Mittlerweile gibt es österreichweit
19 Erhalter und 124 laufende Fachhochschul-Studiengänge. Allein im laufenden Studienjahr 2002/03 haben 30
neue Studiengänge mit 1.292 Studienplätzen für AnfängerInnen ihren Betrieb aufgenommen. Die
Gesamtzahl der Studierenden beträgt jetzt ca.18.000, 2005 sollen 21.000 Studienplätze bestehen. Damit
wird der derzeitig gültige Entwicklungsplan überschritten - er sah als Planzahl für 2002/03 16.300
Studienplätze vor. Gleichzeitig studieren heuer knapp 200.000 Personen an österreichischen Universitäten.
Weiterentwicklung im Gleichklang mit Unis als neue Herausforderung
Die Zwischenergebnisse einer Studie über den FH-Sektor im Auftrag des BMBWK decken sich mit den Überlegungen
der Industriellenvereinigung. Dr. Gerhard Riemer, Bereichsleiter für Bildung, Innovation und Forschung in
der IV, erläuterte diese: "Die Strukturen für Genehmigung und Kontrolle sollten mit denen des Universitätssektors
abgestimmt und ein einheitliches Monitoring-System für FHs und Unis aufgebaut werden. Die Industrie ist für
eine inhaltliche und organisatorische Strukturbereinigung, die zu größeren Einheiten mit strategischer
Funktion führt - mit dem Zusatznutzen, dass dadurch auch der Universitätssektor entlastet werden kann."
Der Fokus müsse hier auf der Qualität eines wirtschaftsnahen und wirtschaftsrelevanten Studienangebotes
liegen. Neue Anforderungsprofile für den Standort, zusätzliche Aufgabe Weiterbildung
Für die nun bevorstehende Konsolidierung des FH-Sektors erachtet die IV einige Vorhaben als vordringlich.
Mag. Holger Heller, der in der IV Projekte zum Bildungssystem und Lebenslangen Lernen leitet, hob folgende hervor:
"Die Leistungsportfolios der einzelnen Standorte sollten im neuen Entwickungsplan, der Leitliniencharakter
haben könnte, konkret definiert werden - vor allem in den Bereichen Studienorganisation, F&E und Weiterbildung.
Insbesondere müssen die FHs ihre bisher kaum wahrgenommene Rolle bei Weiterbildungsaktivitäten in Abstimmung
mit Unternehmen wahrnehmen." Das müsste nach Ansicht der IV über das Anbieten berufsbegleitender
Studiengänge hinaus gehen. "Das Ziel ist eine Stärkung der Institution Fachhochschule durch klare
Standort- und Aufgaben-profile", so Heller, "man sollte sich weiters überlegen, ob auch Universitäten
gemeinsam mit bestehenden FH-Einrichtungen Studiengänge anbieten können."
FHs bewähren sich bei Technikernachwuchs - Entwickler gefragt!
Auch im Hinblick auf die schlechte Platzierung Österreichs im europäischen Forschungsvergleich
spricht sich die IV für die stärkere Einbindung des FH-Sektors in die österreichische Innovations-strategie
aus. "Die Fachhochschulen haben sich als wirksames Mittel gegen den Technikermangel erwiesen, nun geht es
daran, sie auch stärker als Reservoir für Nachwuchs an Entwicklern - insbesondere für KMUs zu nützen.
Der neue Entwicklungsplan sollte den Auf- und Ausbau der Forschungsstrukturen an den FHs berücksichtigen",
regte Riemer an, "so können sich Fachhochschulen als Impuls für regionale Innovationssysteme und
unternehmensnahe Forschung & Entwicklung etablieren." Mit dem FHplus-Programm sei ein erstes Angebot der
Forschungs-förderung entstanden, das exakt auf Fachhochschulen zugeschnitten ist.
Die Industrie werde nach der guten Zusammenarbeit in der Auf- und Ausbauphase auch weiterhin die Entwicklung des
FH-Sektors begleiten und ihre Expertise einbringen. |