Durch die Vorbereitungen auf die olympischen Sommerspiele in Athen boomt die griechische Bauwirtschaft
- und österreichische Unternehmen schneiden kräftig mit
Wien (pwk) - "Griechenland rückt mit der Übernahme der EU-Präsidentschaft im
ersten Halbjahr 2003 und durch die Austragung der olympischen Sommerspiele 2004 in Athen in das Zentrum der internationalen
Aufmerksamkeit", stellt Jürgen Schreder, WKÖ-Handelsdelegierter in Athen fest. "Österreichische
Unternehmen haben das Mittelmeerland aber schon viel früher für sich entdeckt," sagt Walter Koren,
Leiter der Außenwirtschaft Österreich der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), und präzisiert:
"Ein deutlicher Hinweis darauf ist die Steigerung der österreichischen Exporte um 27,1 Prozent auf ein
Gesamtvolumen von 380 Millionen Euro in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres." Das ist ein Rekordergebnis.
Auch die guten Resultate der Vorjahre werden damit weit übertroffen - zwischen 1999 und 2001 stiegen die Exporte
um durchschnittlich 13 Prozent pro Jahr. Koren: "Traditionell erfolgreich sind Güter der Gruppe Maschinenbauprodukte
und Fahrzeuge: Sie stellen über ein Drittel der österreichischen Ausfuhren nach Griechenland." Im
Detail nehmen Straßenfahrzeuge den ersten Platz unter den Exportgütern ein - zu nennen wären hier
die Feuerwehrfahrzeuge von Rosenbauer International oder PKW "Made in Styria" (Mercedes M-Klasse, Chrysler
Voyager, Jeep Grand Cherokee), die in großer Zahl insbesondere auf den Straßen Attikas zu sehen sind.
Auf Platz zwei rangiert der Posten Papier und Pappe, gefolgt von Nachrichtengeräten, Textilien, Bekleidung.
Bemerkenswert waren 2002 die sprunghaften Steigerungen bei Nachrichtengeräten, medizinischen und pharmazeutischen
Erzeugnissen, Fleisch, Milch und Milchprodukten sowie bei Schienenfahrzeugen. Die Importe aus Griechenland gingen
in den ersten zehn Monaten 2002 indes um zwei Prozent auf 108 Millionen Euro zurück.
Österreichische Firmen, wie etwa Alpine Mayreder Bau GmbH und Österreichische Doka Schalungstechnik GmbH,
konnten darüber hinaus die Chancen nutzen, die das gewaltige Bauprogramm der griechischen Regierung eröffnet.
Mit Hilfe der EU hat Griechenland Mitte der neunziger Jahre begonnen, seine Rückstände im Infrastrukturbereich
auszugleichen. Die Athener U-Bahn, Flughäfen, überregionale und städtische Straßennetze sowie
Häfen werden neu gebaut. Schreder: "Das ganze Land gleicht einer großen Baustelle." Die Zahlungen
der EU im Rahmen des aktuellen 3. Förderrahmens 2000-2006 belaufen sich insgesamt auf etwa 26 Milliarden Euro.
Dazu kommt das nationale olympische Bauprogramm für die Sommerspiele 2004. Fieberhaft wird an Sportstätten,
städtischen Verkehrsmitteln und am olympischen Dorf gearbeitet. "Österreichischen Unternehmen bieten
sich dabei vor allem im Rahmen von technisch anspruchsvollen Infrastrukturarbeiten gute Geschäftsmöglichkeiten.
Alpine Mayreder Bau, seit Jahren erfolgreich in Griechenland tätig, bekam beispielsweise den Zuschlag für
den Ausbau der Linie 2 der Athener Metro. Das Projekt, das mit 36,6 Millionen Euro budgetiert ist, soll bereits
im Herbst 2003 abgeschlossen werden", berichtet Handelsdelegierter Schreder. Neben den zahlreichen Infrastrukturprojekten
ergeben sich in Griechenland für Österreichs Unternehmen auch neue Chancen in den Bereichen Umwelt und
Energie. 2001 wurde die Liberalisierung der Strom- und Gaswirtschaft begonnen. Mehrere private internationale Konsortien
haben bereits Lizenzen für die Erzeugung von Strom auf Basis von Erdgas erhalten. "Die heimischen Firmen
sind in den Startlöchern und haben gute Chancen, rechtzeitig auf den Zug aufzuspringen", meint Schreder.
So erwarb erst kürzlich Verbund - Austrian Power Trading AG mit tatkräftiger Unterstützung der Außenhandelsstelle
eine Lizenz zur Stromlieferung. Erfolge gibt es auch im Bereich alternative Energien: Im Rahmen eines EU-finanzierten
Projekts mit Beteiligung aus Österreich, Griechenland und Bulgarien wurde im nordgriechischen Dadia eine mit
Biomasse betriebene Fernwärmeanlage eröffnet. Die Anlage wurde von der österreichischen Firma Austro-Control
KEG geplant und mit Ausrüstung aus Österreich gebaut. Griechenlands Volkswirtschaft wird auch 2003, nicht
zuletzt aufgrund des ehrgeizigen Infrastrukturprogramms, weit über dem EU-Durchschnitt wachsen. 2000 und 2001
betrug das BIP-Plus jeweils 4,1 Prozent. Nach vorläufigen Schätzungen lag das Wirtschaftswachstum 2002
zwischen 3,5 und 3,8 Prozent.
Neben der Bauwirtschaft zählt der Tourismus nach wie vor zu den wichtigsten Motoren der griechischen Wirtschaft.
Sein Anteil am BIP beträgt rund 18 Prozent und Österreich trägt dazu einen gehörigen Anteil
bei: Über eine halbe Million Österreicher besuchen das Mittelmeerland jährlich. Die Gesamtzahl der
Touristenankünfte liegt bei rund 13 Millionen. |