Wien (bmi) - Im Jahr 2002 wurden insgesamt 5.099 Kfz-Fahndungen im Elektronischen Kriminalpolizeilichen
Informationssystem (EKIS) erfasst. Darin enthalten sind alle in Österreich gestohlenen Fahrzeuge sowie österreichische
Fahrzeuge, die im Ausland gestohlen wurden. Gegenüber 2001 ist das ein Rückgang um 524 Fälle (-10,3
%).
Die gesamte Auffindungsquote für das In- und das Ausland beträgt 47,2%. In 14 % der Fälle konnten
die Täter ermittelt werden.
2.693 Fahrzeuge konnten innerhalb des Berichtsjahres nicht aufgefunden werden und sind daher als auf Dauer entzogen
zu betrachten. Die Auffindungsquote wurde um 14,2 % gesteigert.
Auch bei den Diebstählen von österreichischen Fahrzeugen im Ausland ist ein Rückgang um 8,8 % feststellbar.
(2000: 1.860 Fälle, 2001: 1.407 Fälle, 2002: 1.283). Während die Auffindungsquote bei den in Österreich
gestohlenen Fahrzeugen bei 60,9 % liegt, beträgt sie bei im Ausland gestohlenen Fahrzeugen nur 5,4 %. Am häufigsten
wurden Fahrzeuge der Marken VW, Audi, Mercedes, Skoda und BMW gestohlen.
Internationale Kfz-Verschiebung
International agierende Tätergruppen spielen eine immer größere Rolle. Der bloße
unbefugte Gebrauch von Fahrzeugen, ohne dauernde Entfremdung, beschränkt sich nur noch auf Fahrzeuge älteren
Baujahres. Die Gründe dafür sind die verbesserten Sicherungseinrichtungen, vor allem die elektronische
Wegfahrsperre, die seit 1996 verpflichtend eingebaut ist. Organisierte Banden haben sich daher auf die Überwindung
von Wegfahrsperren spezialisiert oder sind auf die Entfremdung von Fahrzeugen mit dem Originalschlüssel ausgewichen.
Deswegen kam es auch vermehrt zu betrügerischen Anmietung von Leih-, Miet- und Leasing-Fahrzeugen sowie zur
Veruntreuung von Fahrzeugen im Zuge von Probefahrten.
Vom internationalen Trend zum Carjacking (Fahrzeugraub) und Homejacking (Einbruch zum Fahrzeugdiebstahl) blieb
Österreich bis auf Einzelfälle verschont.
Im Internationalen Vergleich kann Österreich auch im Hinblick auf Kfz-Diebstahlsdelikte als ein sicheres Land
bezeichnet werden.
Auf die Involvierung der organisierten Kriminalität deuten auch Fahndungserfolge, insbesondere an den Schengen-Außengrenzen
hin:
Im Jahr 2002 wurden insgesamt 201 gestohlene Fahrzeuge im Gesamtwert von 4,408.880,- Euro an den Grenzen sichergestellt.
In diesem Zusammenhang wurden insgesamt 230 Tatverdächtige festgenommen. Die meisten Verdächtigen stammten
aus Italien (29), gefolgt von Staatsangehörigen aus Rumänien (25) und Jugoslawien (22).
Die sichergestellten Fahrzeuge an der Grenze stammten hauptsächlich aus Deutschland (62), Italien (42) und
Österreich (35). (Beilage Grenzstatistik) Österreich ist Transitland für gestohlene Kfz aus Westeuropa
und dem südeuropäischen Raum nach Ex-Jugoslawien, Rumänien und Bulgarien sowie in die GUS-Staaten.
Die professionelle Arbeit der Beamten der Grenzgendarmerie ist zu einem unverzichtbaren Instrument der Kriminalitätsbekämpfung
geworden. Die gezielten Maßnahmen durch das Bundeskriminalamt, wie Streifen, Prävention und die Koordination
von großen Amtshandlungen haben sich bewährt und werden fortgesetzt.
EUFID
Die Europäische Fahrzeug Identifizierungs Datei (EUFID) ermöglicht das Erkennen von gestohlenen
Kfz und falschen Fahrzeugdokumenten. Diese Datei umfasst Informationen zu 18 Kfz-Marken. Die dreisprachige internationale
Version wird über EUROPOL und Interpol weltweit an Polizeibehörden verteilt und genießt höchste
Anerkennung. Die Edition 2003 wird um Informationen über Krafträder und Klein-Lkw erweitert. Jährlich
wird es Übersetzungen in weitere Sprachen geben. Eine EU-Förderung für dieses Projekt wurde eingereicht.
Werksanbindungen
Um gestohlene Kfz rasch zu identifizieren sind hochsensible Daten des Herstellers notwendig. Derzeit existiert
bereits eine Zusammenarbeit mit der Firma BMW. Die Kooperation mit den Firmen Mercedes und Chrysler und anderen
europäischen Kfz-Herstellern über eine Datenverbindung via EUROPOL wird angestrebt
Eine beispielhafte Amtshandlung im Jahr 2002
Der Gendarmerieposten Kaindorf/Hartberg erhielt im August 2001 von einem Informanten den Hinweis, dass
ein Slowake mit illegal nach Österreich importierten Zigaretten handelt. Diese Information wurde an die Zollfahndung
Steiermark weitergeleitet, die im Zuge einer Hausdurchsuchung mehrere hundert Stangen Zigaretten beschlagnahmte.
Außerdem konnte bei dieser Hausdurchsuchung ein in Wien gestohlenes Motorrad sichergestellt werden. Die Kriminalabteilung
der Gendarmerie Steiermark konnte im Zuge ihrer weiteren Ermittlungen nachweisen, dass eine europaweit agierende
slowakische Tätergruppe hinter diesem Motorraddiebstahl stand.
Nach mehrmonatigen Telefonüberwachungen und Observationen in Österreich und der Slowakei, wurden sechs
slowakische und österreichische Staatsbürger, zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt und 31 in
Österreich gestohlene Fahrzeuge einwandfrei zugeordnet.
Die Tätergruppe bestehend aus mehr als 100 Personen wurde zerschlagen. Zusätzlich zu den bereits erfolgten
Verhaftungen wurden 14 internationale und 3 nationale Haftbefehle erwirkt. Aufgrund dieser Haftbefehle wurden bereits
3 slowakische Staatsbürger bei der Einreise nach Österreich verhaftet.
In Zusammenarbeit mit Interpol Bratislava wurde im Dezember 2002 ein libyscher Staatsbürger in der Slowakei
verhaftet. Seine Auslieferung nach Österreich steht unmittelbar bevor. Diese Person gilt als „Drahtzieher“
für den arabischen Raum – er war für mehr als 200 Kfz-Diebstähle der Auftraggeber.
Diese Ermittlungen können als Musterbeispiel internationaler Kriminalitätsbekämpfung angesehen werden. |