Bereits heute fehlen im Bereich der Hauskrankenpflege mehr als 600 Pflegekräfte.
Zusätzliche Anreize und Änderungen im Bereich der Ausbildung gefordert.
Wien (Rotes Kreuz) – Eine der wichtigsten Aufgaben, die das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK)
jetzt und in Zukunft zu bewältigen hat, ist die Betreuung von kranken und pflegebedürftigen Menschen.
„Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung wird es in ganz Österreich im Jahre 2010 um 200.000 Pflegebedürftige
mehr geben als heute. Das ist ein Zuwachs von 35 %“, erklärt Dr. Werner Kerschbaum vom Österreichischen
Roten Kreuz.
Die gesundheitspolitische Forderung „ambulant vor stationär“ entspricht dem Wunsch von pflegebedürftigen
Menschen nach einer Betreuung im eigenen Zuhause. Diese Forderung kann aber heute schon nicht ausreichend erfüllt
werden, weil es an Betreuungspersonal fehlt. Geht man z.B. von der WHO Forderung von jeweils einer diplomierten
Pflegekraft für 5.000 Einwohner aus, dann fehlen im Bereich der Hauskrankenpflege bereits jetzt Österreichweit
600 diplomierte Pflegekräfte. Bis zum Jahr 2010 erhöht sich diese Zahl auf 1.300“, konkretisiert Dr.
Kerschbaum. Geht man davon aus, dass eine diplomierte Pflegekraft in der Hauskrankenpflege 15 Patienten betreut,
dann sind bereits jetzt 10.000 Patienten unzureichend betreut.
„In 80 % aller Fälle übernehmen ohnehin die Angehörigen die Betreuung von Pflegebedürftigen.
Das familiäre Pflegepotential ist jedoch aufgrund geänderter Familien- und Gesellschaftsstrukturen rückläufig
und kann nicht unbegrenzt belastet werden“, ergänzt der stv. Generalsekretär des Roten Kreuzes.
In den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen werden Österreichweit rund 7.500 diplomierte Pflegekräfte
ausgebildet. In Folge der kurzen Verweildauer im Beruf – durchschnittlich 4 Jahre – reichen diese 7.500 Nachwuchskräfte
jedoch gerade aus, um die Krankenhäuser mit entsprechendem Nachschub zu versorgen. Da die Krankenpflegeausbildung
3 Jahre dauert, schlägt das Rote Kreuz bereits jetzt Alarm und weist im Interesse aller Pflegebedürftigen
mit Nachdruck auf einen drohenden Pflegenotstand hin.
„Wenn die Vision „ambulant vor stationär“ Wirklichkeit werden soll, dann ist es dringend erforderlich, die
aufgezeigte Lücke im Bereich der mobilen Versorgung rasch zu schließen und bereits jetzt ein entsprechendes
Maßnahmenpaket zu verabschieden. Wesentliche Teile sind eine Steigerung der Attraktivität der Pflegeberufe,
die Anhebung der Absolventenzahlen in den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen und eine Neuordnung der Ausbildung“,
so
Dr. Kerschbaum abschließend. |