Arbeitsbesuch des bhutanischen Finanzministers in Wien
Wien (bmaa) - Lyonpo Yeshey Zimba, Finanzminister des Himalaya-Königreichs Bhutan, traf am Freitag
(21. 02.) im Rahmen seines dreitägigen Österreich-Besuches mit Außenministerin
Benita Ferrero-Waldner zusammen. Zentrales Thema des Gespräches war die Fortsetzung und der Ausbau der erfolgreichen
Kooperation zwischen Österreich und Bhutan. Die Partnerschaft umfasst sowohl Entwicklungszusammenarbeit als
auch Wirtschaftskooperation und konzentriert sich auf die Sektoren Energie, Tourismus, Erhaltung des Kulturerbes
und Hochgebirgsökologie.
Von Gemeinsamkeiten profitieren
Als einziges asiatisches Schwerpunktland der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit ist Bhutan
seit 1989 Partner Österreichs. Bhutan hatte sich bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts von der Außenwelt
abgeschottet und versucht seit den 70er Jahren, durch gezielte Entwicklungsstrategien, z.B. Zugang zu Energieversorgung,
der vorwiegend bäuerlichen Bevölkerung bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen.
Das Gebirgsland Bhutan, etwa so groß wie die Schweiz, blickt auf eine reiche historische Tradition zurück
und verfügt über enorme Wasserressourcen und großes Potenzial in den Bereichen erneuerbare Energie
und Tourismus. "Aufgrund der ähnlichen geografischen Bedingungen stehen Bhutan und Österreich auch
vor ähnlichen Herausforderungen, etwa in der Gebirgsökologie oder in der nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung,"
erläutert Außenministerin Ferrero-Waldner. "Wahrscheinlich sind es diese Parallelen, die die Kooperation
zwischen unseren Ländern so erfolgreich machen." Österreich verfügt über profundes Wissen
und langjährige Erfahrung in der Nutzung der Wasserkraft und im Tourismusmanagement. "Dieses Know-how
geben wir im Rahmen der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit an unsere Partner in Bhutan weiter. Umgekehrt
können wir vieles von Bhutan lernen, beispielsweise im respektvollen Umgang mit dem Kulturerbe und den natürlichen
Ressourcen", so die Außenministerin in ihrem Gespräch mit Finanzminister Zimba.
Über Entwicklungszusammenarbeit zur Wirtschaftspartnerschaft Dass Erfahrungsaustausch und österreichische
Beratung auf fruchtbaren Boden fallen, zeigt unter anderem der gemeinsame Bau des großen Wasserkraftwerkes
Basochhu. Während die erste Ausbaustufe noch als Entwicklungshilfe-Projekt vorwiegend aus Mitteln der Österreichischen
Entwicklungszusammenarbeit bezahlt wurde, wird die zweite Ausbaustufe als Wirtschaftsprojekt über die Österreichische
Exportförderung finanziert. Aus Entwicklungszusammenarbeit wurde so über die Jahre eine für beide
Seiten profitable Wirtschaftspartnerschaft. Begleitend zum Kraftwerksbau wurde von Experten der ÖEZA bhutanisches
Personal zum Betrieb der Anlage ausgebildet. Der Erfolg dieses Programms lässt sich sehen, wie Finanzminister
Zimba betont: "2002 war das erste Betriebsjahr der oberen Staustufe von Basochhu. Wir haben damit unter ausschließlich
bhutanischem Management mehr als 100 Mio. KWh Strom produziert." Da ein Teil des Stroms exportiert wird, wirkt
sich das Kraftwerk Basochhu auch positiv auf das Staatsbudget aus.
Nachhaltig auf dem Weg zum "Bruttonationalglück"
Grundlage der Partnerschaft ist ein Programm, das die bhutanische Regierung gemeinsam mit der Österreichischen
Entwicklungszusammenarbeit Anfang der 90er Jahre erarbeitet hat. Durch Elektrifizierung über die Nutzung der
Wasserkraft, der Aufbau von umwelt- und sozialverträglichem Tourismus und die Erhaltung des Kulturerbes sollen
die Lebensbedingungen der Bevölkerungen verbessert werden. Um die Nachhaltigkeit der Investitionen zu sichern,
legt die ÖEZA auf Know-how Transfer und Einbindung der bhutanischen Partner in sämtliche Planungen besonderes
Augenmerk. Dieser Ansatz kommt dem bhutanischen Verständnis von Regionalentwicklung sehr entgegen, denn Entscheidungen
über Investitionen fallen in Bhutan auf Ebene der so genannten "Geogs" (= Dorfgruppen innerhalb
eines Distriktes) im Diskussionsprozess zwischen der lokalen Bevölkerung und Regierungsvertretern. Dahinter
steht das vom König definierte Entwicklungsprinzip Bhutans, die "Gross National Happiness". Das
Konzept des "Bruttonationalglücks" stellt das Wohl aller Einwohner und nicht allein die Vermehrung
des Bruttonationalprodukts in den Mittelpunkt der Entwicklungsbestrebungen.
"Bei diesem erfolgreichen und nachhaltigen Entwicklungsweg wollen wir Bhutan auch in Zukunft unterstützen
und als verlässlicher Partner zur Seite stehen", so Außenministerin Ferrero-Waldner abschließend. |