Verschlechterte Rahmenbedingungen für die labile Erholung – Stimmung sinkt wieder – Impulse
von der Weltwirtschaft fehlen
Wien (ba-ca) - Der BA-CA Konjunkturindikator hat sich im Jänner erstmals wieder verschlechtert.
Der Rückgang von 3,2 im Dezember 2002 auf 2,8 im Jänner 2003 fiel dabei relativ kräftig aus. Ausgelöst
wurde der Rückgang des BA-CA Konjunkturindikators in erster Linie durch einen deutlichen Rückgang der
Konsumentenstimmung in Österreich. "Die labile Konjunkturlage verstärkt um die Ängste vor den
Folgen eines Krieges haben den Optimismus der Konsumenten zu Jahresende wieder zunichte gemacht", so Stefan
Bruckbauer von der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) Konzern-volkswirtschaft. Österreichs Verbraucher folgen
damit der weltweiten Konsumentenstimmung, die seit dem Sommer 2002 deutlich eingebrochen ist.
Stabilisiert wird der BA-CA Konjunkturindikator derzeit durch eine leichte Verbesserung der Stimmung in der Industrie.
Auch hier folgt Österreichs Industrie dem Trend anderer Industrieländer, die nach dem erneuten Einbruch
der Stimmung im Verlauf des zweiten Halbjahres 2002 nun eine erste leichte Verbesserung zeigen.
"Bereits Ende des Sommers zeichnete sich eine schwache Erholung ab. Wir haben daher damals unsere Prognose
für 2003 auf unter 1,5 Prozent reduziert. Die Entwicklung des Konjunkturindikators bestätigt unsere damalige
Erwartung eines sehr labilen Aufschwunges", so Marianne Kager, Chefvolkswirtin der BA-CA. Insgesamt leidet
die Weltwirtschaft noch immer an den Folgen der Überinvestitionen des IT-Bubbles. Das Investitionsvolumen
der Industrieländer ist seit dem Höhepunkt im zweiten Halbjahr 2000 erst rund 5 Prozent gefallen. Dies
ist weniger als bei den beiden letzten Rezessionen, die die westlichen Industrieländer trafen als das Investitionsvolumen
9 Prozent (Rezession 1973/74) bzw. 7 Prozent (Rezession 1981/82) schrumpfte. Weder in Europa noch in den USA oder
Japan ist der Aufschwung bisher selbsttragend. In diese unsichere Phase der Trendwende kommt nun noch die Unsicherheit
eines Irakkrieges.
Nach Meinung der BA-CA Ökonomen belastet die Irakkrise die österreichische Wirtschaft erstens durch die
Verstärkung der Unsicherheit (Einbruch bei der Konsumentenstimmung zeigt dies bereits), zweitens durch einen
höheren Ölpreis und damit eine höhere Inflation (die BA-CA Ökonomen haben ihre Inflationsprognose
von 1,6 Prozent auf 1,9 Prozent erhöht) und drittens, und derzeit wahrscheinlich am stärksten, durch
den Anstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar (die BA-CA rechnet damit, dass der Euro zum US-Dollar im Jahresdurchschnitt
2003 mit 1,09 um 15 Prozent höher liegt als 2002).
Die ökonomischen Konsequenzen eines Krieges sind, auch wenn er wie im Basisszenario der BA-CA Ökonomen
angenommen relativ kurz ist, sehr ähnlich einer noch länger anhaltenden Unsicherheit. "Wir haben
aufgrund der Irakkrise unsere Prognose von 1,4 Prozent auf 1,2 Prozent reduziert", so Stefan Bruckbauer, "auch
für 2004 rechnen wir mit einem etwas schwächeren Wachstum. Unser Konjunkturbild einer sehr zähen
weltwirtschaftlichen Erholung hat dies aber nicht verändert".
Insgesamt rechnen die BA-CA Ökonomen 2003 nicht damit, dass Österreichs Wirtschaft trotz verbesserter
Exportdynamik eine starke Unterstützung durch den Aussenhandelssaldo erhalten wird. Eine so günstige
Situation wie 2002, als die einbrechende Inlandsnachfrage durch deutlich verringerte Importe abgefangen werden
konnte und die Exporte trotz Konjunkturflaute in unseren wichtigsten Abnehmerländern Zuwächse verzeichnen
konnten, wird 2003 nicht wieder auftreten. "Weniger Importe und Marktanteilsgewinne des österreichischen
Exports in unseren Kernmärkten EU und Osteuropa haben uns 2002 nicht nur erstmals seit dem Krieg eine ausgeglichene
Handelsbilanz gebracht, sondern vor einem zweiten Eintauchen in die Rezession gerettet", meint Marianne Kager.
Für 2003 kann nicht noch einmal mit einer solchen Verbesserung der österreichischen Aussenhandelsposition
gerechnet werden. Nun müssen auch die Inlandsnachfrage, Privater Konsum und vor allem die Investitionen wieder
anspringen. Angesichts der anhaltenden Unsicherheit wird dies nach Meinung der BA-CA Ökonomen zur großen
Herausforderung für Österreichs Wirtschaft. Der BA-CA Konjunkturindikator zeigt eine solche Trendwende
nach oben derzeit noch nicht an. |