Molterer: Herkunftsmarketing stärkt heimische Weinwirtschaft  

erstellt am
21. 02. 03

Regionale Komitees als Mittel der Selbstverwaltung sowie Herkunftsweine mit klarem Geschmacksprofil positionieren Österreichs Weinwirtschaft völlig neu: Erster DAC-Wein ab März erhältlich
Wien (bmlfuw/öwm) - Österreich geht einen neuen Weg in der Weinvermarktung. Stabile Marktanteile im Inland, ein Rekordniveau im Weinexport sowie beachtliche Imageerfolge im In- und Ausland beweisen, dass heimische Weine zu den besten der Welt gehören. Aus Sicht der Österreichischen Weinmarketinggesellschaft (ÖWM) ist es nun an der Zeit, den nächsten Schritt zu tun: Mit der Einführung von DAC-Weinen (DAC steht dabei für Districtus Austria Controllatus) sollen Herkunftsbezeichnungen mit klaren Geschmacksprofilen in Verbindung gebracht werden, um zukünftig dem Konsumenten die Kaufentscheidung zu erleichtern. „Nur wenn wir dem Konsument am Etikett schon mitteilen, wie der Wein schmeckt, werden wir langfristig einen Wettbewerbsvorteil haben“, meint ÖWM-Geschäftsführer Michael Thurner anlässlich der Präsentation des DAC-Konzepts. Damit reiht sich Österreich ein in die Riege der Vermarktungssysteme großer Weinbauländer wie Italien (DOC), Frankreich (AOC) oder Spanien (DO), wo am Etikett eher die Herkunft als die Rebsorte betont wird. Nur wenn dort ein Wein gebietstypisch schmeckt, wird er auch danach benannt (Rioja, Chablis, Chianti, Soave), alle anderen Weine eines Gebietes tragen größere geografische Herkünfte. In Österreich könnte deshalb die Rebsortenbezeichnung bei gebietstypischen Weinen (DAC) am Etikett langfristig zugunsten der Herkünfte zurückgedrängt werden.

„Wie verwundbar unsere Weinwirtschaft mit Rebsortenmarketing ist, zeigte 1997 Grüner Veltliner aus Ungarn in Österreichs Weinregalen. Der Konsument dachte, es handle sich um heimischen Wein. Rebsorten sind eben austauschbar - Herkünfte nicht!“ so Thurner überzeugt vom strategischen Vorteil der Herkunftsvermarktung. Das Ziel ist klar: „Wir müssen unsere Weinvermarktung mit konkreten Botschaften noch effektiver machen, ohne dafür mehr Geld aufzuwenden. Dadurch muss es uns gelingen, neben dem Ausbau von Marktanteilen im Inland den Flaschenweinexport innerhalb weniger Jahre zu verdoppeln.“

Politik setzt optimale Rahmenbedingungen
Mit der Weingesetzesnovelle 2000 wurde zur Selbstverwaltung in den Weinbaugebieten die Gründung von Branchenverbänden (berufsgruppenübergreifende Komitees) gesetzlich verankert. Neben dem Nationalen Komitee haben sich dazu mit Ausnahme von Donauland und der Steiermark (die Gründungen soll noch dieses Jahr folgen) in allen Weinbaugebieten Regionale Weinkomitees gebildet.

Auch Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer unterstützt die regionale Qualitätsstrategie: „Wir haben die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Entstehung der Weinkomitees geschaffen. Ihre Aufgabe ist es, als Motor der Qualitätsorientierung in Produktion und Vermarktung zu agieren.“ Weinbaupräsident Josef Pleil sieht die Aufgabe des Nationalen Komitees (dem er auch vorsitzt) in der „Prüfung der Vorschläge der Regionalen Komitees“ und als „offizielle Schnittstelle nach außen“. Beschlüsse des Nationalen Weinkomitees können auch politisch leichter umgesetzt werden, da es „die gesamte Österreichische Weinwirtschaft widerspiegelt“, ergänzt Niederösterreichs Agrarlandesrat Josef Plank, der in Vertretung des Ministers erschienen ist. Die Aufgabe der Regionalen Komitees ist es, im Rahmen der Selbstverwaltung Produktions- und Marketingstrategien für regionaltypische Qualitätsweine (DAC-Weine) festzulegen. Die ÖWM berät sie dabei in Marketingfragen und hat zur Bewerbung der Herkünfte und gebietstypischen Weinen 2,18 Mio. EUR budgetiert. Das Nationale Komitee setzt sich paritätisch aus Vertretern des Weinhandels und der Produktion (inklusive Genossenschafts- und Sektbranchenvertretern) zusammen, die Aufteilung in den Regionalen Komitees muss hingegen den jeweiligen Marktgegebenheiten der einzelnen Gebiete entsprechen.
Der letzte politische Schritt in der Umsetzung von DAC-Weinen ist die jeweilige Verordnung des Landwirtschaftsministers. „Mit der DAC Verordnung „Weinviertel“ vom 24. Jänner 2003 wurde Weinviertel DAC ermöglicht, die Weine werden ab 1. März erhältlich sein“, so Landesrat Plank stolz über die Innovationskraft des niederösterreichischen Weinbaugebietes.

Weinviertel DAC – Erfolgskonzept für Österreichs größtes Weinbaugebiet
Den Vertretern des Regionalen Komitees Weinviertel ist es somit als erstes gelungen, die Gebietstypizität ihres Weinbaugebietes mit einem DAC-Wein zu definieren. Mit knapp 16.000 ha ist das Weinviertel Österreichs größtes Weinbaugebiet. 50% der Weingärten sind im Weinviertel mit der Sorte Grüner Veltliner bestockt. Um offiziell die Bezeichnung Weinviertel DAC am Etikett verwenden zu dürfen, müssen die Weine allen Kriterien eines Österreichischen Qualitätsweines entsprechen und eine zweite, besonders kritische, sensorische Prüfung bestehen. Weinviertel DAC Weine zeichnen sich als trocken ausgebaute, fruchtige und würzig-pfeffrige Grüne Veltliner ohne Holznote aus, der Alkoholgehalt muss am Etikett mindestens 12% betragen. „Dadurch können wir mit Weinviertel DAC einen höheren Qualitätsstandard und ein typisches Geschmacksbild für den Konsumenten gewährleisten“, ist Roman Pfaffl als Komitee-Obmann und selbst Winzer aus dem Weinviertel von der Strategie überzeugt. „Die Qualitätssicherung und das klare Geschmacksprofil werden das Image und somit den Verkauf unserer Weine langfristig verbessern“. Das Regionale Komitee schätzt, dass schon heuer an die 500 Winzer ca. 1 Million Flaschen Weinviertel DAC erzeugen. Die Menge soll mittel- bis langfristig auf mindestens 5 Millionen Flaschen gesteigert werden, wobei der Export neben dem Inlandsmarkt zukünftig als Absatzkanal eine zentrale Rolle spielen soll.

Auch in anderen Weinbaugebieten wird die Schaffung von DAC-Weinen offensiv diskutiert, man weis allerdings noch nicht, welches Gebiete den nächsten Antrag einbringen wird. Die Österreichische Weinmarketinggesellschaft sieht die Etablierung der Komitees sowie die Vermarktung von Herkunftsweinen als absolut positiv: Gefestigtes Selbstbewusstsein in den Weinbaugebieten, verstärkte Zusammenarbeit zwischen Produktion und Handel sowie Bekenntnis zu gebietstypischen Weinen mit Identität ist Grundvoraussetzung für national und international erfolgreiches Weinmarketing.
 
zurück