Vbgm. Rieder lädt alle zur Mitarbeit ein
Wien (rk) - Beim Jour fixe des Wien-Tourismus im Rathaus stellte Vizebürgermeister Dr. Sepp
Rieder am Dienstag Abend 150 Vertretern der Wiener Tourismuswirtschaft das Projekt Wien 2010 vor: "Es geht",
so Rieder, "um entscheidende Angebotsverbesserungen, und wir wollen alle relevanten Ressorts, Betriebe und
Experten dazu motivieren, mit uns gemeinsam daran zu arbeiten." Die Wiener Hotellerie will bis 2010 rund 10
Mio. Nächtigungen erreichen. Wiens internationale Verkehrsanbindung ist dabei besonders wichtig, deshalb hat
Wien, wie Planungsstadtrat Dipl.-Ing. Rudolf Schicker beim Jour fixe berichtete, wichtige Forderungen an die nächste
Bundesregierung: vom raschen Ausbau der Westbahn bis zum neuen Zentralbahnhof.
Um das Ziel eines Jahresergebnisses von 10 Millionen Nächtigungen bis 2010 zu erreichen, müssten Wiens
Nächtigungen jährlich durchschnittlich um mindestens 3,5 % steigen. Angesichts der städtetouristischen
Konkurrenz weltweit ist dies mit Destinationsmarketing allein nicht erreichbar, sondern dafür muss auch gezielte
Produktentwicklung betrieben werden. Wichtiger Faktor dabei ist laut Rieder u.a. eine Steigerung des Geschäftstourismus,
weil dieser eine saisonunabhängige Grundauslastung zu guten Preisen sichert. Geschäftstourismus setzt
aktive, international tätige Unternehmen voraus, und Vbgm. Rieder wies darauf hin, dass die Wiener Stadtverwaltung
ihre aktive Betriebsansiedlungspolitik (Informations-, Umwelt- und Biotechnologie, Headquarter für Osteuropa)
verstärkt und die "Wiener Messe neu" finanziert. Vom Bund erwarte er diesbezüglich attraktive
Wissenschafts-, Forschungs-, Bildungs- und Steuerpolitik.
Offen zu diskutieren sind auch Wiens Ladenöffnungszeiten: In Prag, Pressburg und Budapest können Touristen
wesentlich länger und auch sonntags einkaufen. Auch hinter den meisten anderen EU- Hauptstädten bleibt
Wien bei den Einkaufszeiten deutlich zurück. Laut Rieder "beginnt hier zum Glück bereits ein Umdenken."
Stadtrat Schicker: "Bei den wesentlichen Verkehrsfragen ist der Bund am Zug - vom Bahnhofsausbau bis zum Autobahnnetz
Detaillierte Erfordernisse bezüglich Wiens besserer Anbindung an internationale Verkehrsnetze listete Planungsstadtrat
Dipl.- Ing. Rudolf Schicker beim Jour fixe auf. "Dabei ist", wie er betonte, "die nächste Bundesregierung
gefordert, - egal, welche Parteien sie bilden." Er wies darauf hin, dass sich Wien am städtebaulichen
Wettbewerb um den Westbahnhof beteiligt hat und bereit sei, auch beim neuen Zentralbahnhof beim Südtiroler
Platz eng mit den ÖBB zu kooperieren. Der Bund müsse allerdings die noch bestehende Finanzierungslücke
schließen. West- und Südbahn seien dringend ausbaubedürftig: Zwischen Salzburg und Wien sollten
möglichst rasch international konkurrenzfähige Fahrzeiten erreicht werden. Die Verbindung Paris-München-Wien-Budapest,
eine EU- Hauptroute ("Magistrale für Europa"), dürfe gegenüber anderen Hauptrouten Europas
nicht mehr länger ins Hintertreffen geraten. Sie ist ein Projekt, das Wien auf europäischer Ebene lobbyiert.
So soll am 16. Juni in Paris auf Initiative der Bürgermeister Häupl und Delanoe in Kooperation mit der
Region Ile de France eine Lobbying-Veranstaltung stattfinden, zu der sich bereits die Oberbürgermeister von
Beograd, Budapest und München angekündigt haben. Auch die schnelle Erreichbarkeit des Adriatischen Raumes
sei für die Ostregion wichtig, egal, ob dies durch den Semmering- Basistunnel oder über Ungarn erzielt
werde.
Schicker gab weiters zu bedenken, dass das in Kürze in der EU vereinigte Zentraleuropa ein leistungsfähiges
Autobahnnetz brauche. Daher müssten die Nordautobahn und die Verbindung nach Pressburg bald gebaut werden,
und generell sollten alle Autobahnen mit westeuropäischen Standards konkurrieren können. Eine rasche
Entscheidung des Bundes urgiert Schicker auch bezüglich des Projektes einer Tiefgarage mit Busterminal unter
dem Maria- Theresien-Platz. Er versicherte, dass die Stadt sich um den Garagenbau kümmern werde, wenn der
Bund den Platz dafür zur Verfügung stelle. Ohne rasche Entscheidung über dieses Projekt kann laut
Schicker kein sinnvolles neues Touristenbus-Konzept für Wien erstellt werden. Am Vorfeld von Schönbrunn
sei ebenfalls der Bund am Zug: Die Stadt wird 2005/2006 die Verkehrsrelationen auf der Schlossbrücke umbauen
lassen, um Verkehrsströme zu entflechten. Die Ergebnisse des Wettbewerbs, den Stadtverwaltung und Schlossbetriebsgesellschaft
gemeinsam veranstaltet haben, lassen sich aber nur realisieren, wenn der Bund die nötigen Flächen frei
macht. |