Paris (esa) - Die Europäische Weltraumorganisation hat einem sechsmonatigen Aufschub der zwei ursprünglich
für April und Oktober 2003 geplanten europäischen Sojus-Flüge zugestimmt. Die Terminverschiebung
wurde zwischen der ESA, der russischen Raumfahrtagentur Rosaviakosmos und der NASA in enger Absprache mit den spanischen
und niederländischen Behörden vereinbart, damit der im April vorgesehene Sojus-Flug zur Ablösung
der Mannschaft auf der Internationalen Raumstation (ISS) genutzt werden kann.
„Wir haben diese Vereinbarung im Interesse einer lückenlosen Fortsetzung des Betriebs und der Nutzung der
Raumstation getroffen“, betont der ESA-Direktor für Bemannte Raumfahrt, Jörg Feustel-Büechl. „Sie
ist als Zeichen der engen Zusammenarbeit und Solidarität zwischen den ISS-Partnern zu sehen“.
Nach der ursprünglichen Planung sollte die gegenwärtige ISS-Mannschaft im März bei einem Einsatz
der Raumfähre „Discovery“ ausgewechselt werden. Im April war dann der vom spanischen Ministerium für
Wissenschaft und Technologie geförderte Flug eines neuen Sojus-Fahrzeugs vorgesehen, der ESA-Astronaut Pedro
Duque zu einem achttägigen Aufenthalt an Bord der ISS verhelfen sollte.
Wegen des Flugverbots für die US-Raumfähren muß nun der Sojus-Flug im April zur Ablösung der
ISS-Mannschaft dienen. Nach der Zustimmung der ESA zur Verschiebung der zwei geplanten Flüge um sechs Monate
wird Pedro Duques Sitz in der Sojus-Kapsel im April für ein Mitglied der neuen ISS-Mannschaft frei.
Die spanische Mission mit Pedro Duque ist nun für Oktober 2003 geplant. Bei dieser Mission wird Duque an Bord
der Raumstation eine Reihe lebenswissenschaftlicher und physikalischer Experimente durchführen. Da er als
sachkundiger Astronaut am Columbus-Team der ESA beteiligt ist, wird die von ihm auf der ISS gewonnene praktische
Erfahrung unmittelbar der Integration und Flugvorbereitung des europäischen Columbus-Labormoduls, dessen Start
gegenwärtig im Jahr 2004 vorgesehen ist, zugute kommen. Außerdem wird er an mehreren Bildungs- und Sensibilisierungsvorhaben
teilnehmen mit dem Ziel, die breite Öffentlichkeit und vor allem die Jugend mit den europäischen Programmen
für bemannte Raumfahrt und Forschung im Weltraum stärker vertraut zu machen.
André Kuipers, der aus den Niederlanden stammende ESA-Astronaut, wird auf einem Sojus-Flug im Frühjahr
2004 sein Weltraumdebüt geben. Sein vom Wirtschaftsministerium und vom Ministerium für Erziehung, Kultur
und Wissenschaft der Niederlande geförderter Einsatz wird hauptsächlich der wissenschaftlichen Forschung
dienen und umfangreiche Experimente mit Schwerpunkt auf den Gebieten Biologie, Humanphysiologie und Materialwissenschaft
umfassen. Bei diesen wird Kuipers eine Reihe europäischer Versuchseinrichtungen wie die Einrichtung zur Untersuchung
der Lungenfunktion - Beitrag der ESA zur Humanforschungseinrichtung der NASA - und den Handschuhkasten für
Schwerelosigkeitsforschung benutzen. Auch zu seinem Arbeitsprogramm werden Bildungsvorhaben gehören.
Der schwedische ESA-Astronaut Christer Fuglesang, dessen Flug zur ISS mit einer Raumfähre ursprünglich
im Juli 2003 geplant war, bleibt bis auf weiteres in Bereitschaft und setzt seine Ausbildung im Johnson Space Center
der NASA in Houston fort. |