Wien (akh) - Durch die Anwendung neuer arthroskopisch-chirurgischer Techniken an der Wiener Universitätsklinik
für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
konnte die Anzahl der offenen Kiefergelenkoperationen im AKH seit 1996 in etwa auf die Hälfte gesenkt werden.
Sowohl die Technik der Computer-unterstützten Navigation an sich als auch deren Anwendung in der arthroskopischen
Kiefergelenkchirurgie waren in den
vergangenen Jahren von den Ärzten der Wiener Klinik entwickelt und perfektioniert worden.
Die arthroskopische Kiefergelenkchirurgie erlaubt es, im Gelenk mit einer Präzision zu operieren, die mit
offener Gelenkchirurgie nicht zu erreichen ist, und dabei nur
minimale Narben zu hinterlassen.
Weitere Vorteile für den Patienten sind der von acht auf zwei Tage verkürzte Krankenhausaufenthalt und
die rasche Wiederherstellung der Funktion des Gelenks.
Ein offener, mikrochirurgischer Zugang zum Gelenk ist heute nur mehr bei Vorliegen schwerster Veränderungen
zur Gelenkrekonstruktion mit körpereigenen
Materialien (Knorpel- und Knochentransplantate) oder mit Kiefergelenkprothesen erforderlich.
Im Wiener Allgemeinen Krankenhaus fand vom 17. bis 19. Februar 2003 ein internationaler Kongress mit dem Titel
"Arthroscopic Surgery of the
Temporomandibular Joint" ("Arthroskopische Kiefergelenkchirurgie") statt.
Mit 165 Teilnehmern aus 34 Nationen war dies der größte Kongress, der je in Europa zu diesem Thema stattfand.
Die weltbesten Spezialisten und Pioniere auf
diesem Gebiet hatten Gelegenheit, bei Operationen, die live in den großen Hörsaal des AKH übertragen
wurden, ihr Können unter Beweis zu stellen.
Veranstaltet wurde der Kongress von der Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (Vorstand:
O. Univ.-Prof. DDr. Rolf Ewers).
Tagungspräsident Ao. Univ. Prof. DDr. Gerhard Undt wandte während seiner Live-Operation ein Navigationssystem
der Firma Striker-Leibinger an, um jederzeit
die genaue Position des Arthroskops in dem stark geschädigten Gelenk seiner 21-jährigen Patientin zu
bestimmen.
Die anderen Hauptreferenten aus Japan, Schweden und den U.S.A. präsentierten ebenfalls ihre speziellen, im
Laufe der vergangenen Jahre
perfektionierten Operationstechniken.
Von Professor Joseph. P. McCain aus Miami, Florida wurde eine neue, Erfolg versprechende Technik der Reposition
der verlagerten Knorpelscheibe, des so
genannten "Discus articularis" im Gelenk mit Hilfe von resorbierbaren Pins vorgestellt, die in Kürze
auch in Wien angewandt werden soll. Mit Hilfe dieser Methode
können nun schmerzhafte Blockaden des Kiefergelenks noch effektiver als bisher arthroskopisch behandelt werden.
Die bis dato an der Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie erfolgreich angewandte
arthroskopische Methode besteht darin, den Discus durch
Lösung von Verwachsungen mit der Gelenkkapsel mit Hilfe eines speziellen Lasers (Holmium:YAG-Laser) wieder
mobil zu machen und durch gezielte Schrumpfung
des überdehnten Aufhängungsbandes des Discus (ebenfalls mit dem Laser) die Knorpelscheibe wieder in die
richtige Position zu bringen. |