Gemeindebund und WIFO präsentierten Studie
St. Pölten (nlk) - Die Dominanz des abgestuften Bevölkerungsschlüssels bei der Verteilung
der Bundesertragsanteile auf die Gemeinden ist nicht mehr zeitgemäß, weil die Grundannahme, dass mit
steigender Einwohnerzahl auch die kommunalen Ausgaben überproportional ansteigen, nicht mehr zutrifft. Das
ist die Kernaussage einer Studie, die der Präsident des Österreichischen Gemeindebundes, Helmut Mödlhammer,
und Prof. Dr. Gerhard Lehner vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) am Mittwoch
(26. 02.) in Wien gemeinsam präsentierten. Ziel des Gemeindebundes ist ein gerechterer,
aufgaben- und bedarfsorientierter Finanzausgleich, die Studie liefert dafür schlagkräftige Argumente.
Das sehen auch die Niederösterreichischen Gemeindevertreterverbände so: Sowohl der Präsident des
VP-Verbandes, Landtagsabgeordneter Mag. Alfred Riedl, als auch der am Wochenende zum Präsidenten des SP-Verbandes
und von der Delegiertenversammlung des Österreichischen Gemeindebundes zum Vizepräsidenten gewählte
Gerasdorfer Bürgermeister Bernd Vögerle bezeichnen die Studie als ausgezeichnete Grundlage für die
kommenden Finanzausgleichsverhandlungen.
Lehner und sein Team haben 18 Aufgabenbereiche, auf die mehr als 90 Prozent der gesamten Gemeindeausgaben entfallen,
im Verlauf von zehn Jahren genau untersucht. Das Ergebnis: Nur etwa 20 Prozent der Gesamtausgaben entsprechen den
Prämissen des abgestuften Bevölkerungsschlüssels. Dazu gehören die Aufwendungen für Pensionen
und Sozialausgaben sowie die Ausgaben für Krankenanstalten. 15 Prozent der Ausgaben pro Kopf verhalten sich
sogar diametral zu den Annahmen des abgestuften Bevölkerungsschlüssels, das heißt, sie sinken bei
steigender Bevölkerungszahl. Bei rund 50 Prozent der Ausgaben zeigt sich ein u-förmiger Verlauf, das
heißt, die Ausgaben pro Kopf sind in den kleinsten und kleinen Gemeinden relativ hoch, sie sinken bei den
mittleren Gemeinden und steigen bei den größeren wieder an.
Es müssten also, so Lehner, zusätzliche Indikatoren berücksichtigt werden, die starke Auswirkungen
auf die Aufgabenstruktur haben, er nannte die Altersstruktur, die Arbeitsplätze, die Nächtigungszahl
und die Siedlungsfläche. Vor allem aber, darin sind sich Präsident Mödlhammer und der WIFO-Experte
einig, müsste der Sockelbetrag angehoben werden, den jede Gemeinde pro Einwohner unbeschadet von der Bevölkerungszahl
erhält.
Auf Grund der Studie wird Präsident Mödlhammer nun rasch Gespräche mit dem Österreichischen
Städtebund aufnehmen. Der derzeit laufende Finanzausgleich läuft Ende 2004 aus. |