Wien (rk) - Drei Persönlichkeiten des Wiener Kulturlebens wurden am Mittwoch
(26. 02.) im Wiener Rathaus ausgezeichnet: Kammersängerin Gundula Janowitz und
Kammerschauspielerin Marianne Nentwich erhielten das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land
Wien"; Professor Ortwin Ottmaier, Mitglied der Wiener
v.li.n.re.: Ortwin Ottmaier, Marianne Nentwich, Gundula Janowitz und StR. Dr. Andreas Mailath-Pokorny
Foto: media wien |
Philharmoniker und der Wiener Hofmusikkapelle, wurde das "Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien" überreicht.
Die Verleihung nahm Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny vor.
"Mit Gundula Janowitz, Marianne Nentwich und Ortwin Ottmaier werden heute drei Persönlichkeiten des Wiener
Kulturlebens geehrt, die mit ihrer Kunst, ihrer Hingabe und ihrem Talent den Ruf Wiens als Musik- und Theaterstadt
in die Welt hinaustragen", so Mailath- Pokorny bei der Verleihung. "Mit dieser Auszeichnung wollen wir
ihnen danken für die vielen unvergesslichen Stunden, die sie dem Publikum geschenkt haben."
Gundula Janowitz singe Mozart wie ein Engel, so Professor Clemens Höslinger in seiner Laudatio auf die Kammersängerin.
In seinen sehr persönlichen Worten hob er auch ihre Bereitschaft hervor, sich auf Neues einzulassen, das etwa
in selten gesungenen Liedern zum Ausdruck komme und in ihrer späteren Hinwendung zur Moderne.
Mit Marianne Nentwich steht "ein Wesen, eine Fee, ein überirdisches Mädchen auf der Bühne",
schwärmt Otto Schenk in seiner Laudatio. Sie war sein Star, seine wichtigste Schauspielerin im Theater in
der Josefstadt, jede Probe mit ihr war eine Freude. "Leben und Theater war für Marianne Nentwich ein
übergeordnetes Etwas, das sich vermischt hat."
Ortwin Ottmaier verhalf der Wiener Hofmusikkapelle zu einem ungeahnten Aufschwung, betonte Dr. Bernhard Denscher,
Leiter der Kulturabteilung, in seiner Laudatio. Als Mitglied der Wiener Philharmoniker pflegt Ortwin Ottmaier persönliche
Kontakte zu den bedeutendsten Dirigenten unserer Zeit. Diesen Kontakten sei es schließlich zu verdanken,
dass die Hofmusikkapelle im In- und Ausland mit außergewöhnlichen künstlerischen Konzerten aufhorchen
ließ.
"Wir Geehrten haben etwas gemeinsam. Wir durften unsere künstlerische Tätigkeit in Wien ausüben",
sagte Gundula Janwoitz in ihren bewegenden Dankesworten. "Es gibt kaum eine Stadt, die so prägend ist
wie Wien. Das Publikum lebt mit. Um dieses Publikum beneidet man uns auf der ganzen Welt."
Unvergleichliche Stimme: Gundula Janowitz
Gundula Janowitz wurde 1937 in Berlin geboren. Ihre Ausbildung als lyrisch-dramatischer Sopran erhielt
sie am Konservatorium in Graz. Schon im Alter von 21 Jahren wurde sie von Herbert von Karajan an die Wiener Staatsoper
engagiert, von wo sie eine der steilsten und erfolgreichsten Sängerinnen-Karrieren der Nachkriegszeit begann.
1960 verpflichtete sie Wieland Wagner nach Bayreuth, ab 1961 war sie eine der führenden Sängerinnen an
der Wiener Staatsoper, wobei sich schon damals ihr Repertoire zwischen Mozart, Wagner und Brahms abzeichnete.
Ab 1963 wirkte Gundula Janowitz bei den Salzburger Festspielen mit, 1967/68 gehörte sie zu den ersten Interpretinnen
bei den Salzburger Osterfestspielen. 1973 debütierte sie an der Pariser Opéra, 1967 in London an der
Covent Garden Opera.
Zahlreiche Schallplatteneinspielungen, welche Gundula Janowitz auch als Lieder- und Oratoriensängerin ausweisen,
dokumentieren bis heute ihre Kunst. In den Achtzigerjahren erweiterte sie ihr Repertoire in Richtung des hochdramatischen
Soprans und der Moderne (Hindemith, Krenek, hier u.a. noch an der Wiener Staatsoper in "Karl V."). Weiters
wirkte sie in Fernsehproduktionen und Opern- wie Operettenverfilmungen ("Die Fledermaus") mit. Viele
Kritiker bezeichneten ihre Stimme als den schönsten lyrischen Sopran zwischen 1960 und 1980.
Während der letzten 15 Jahre hat sich Gundula Janowitz sukzessive aus der Oper und vom Konzertpodium zurückgezogen.
Sie unterrichtet Gesang und leitet Meisterkurse.
Marianne Nentwich: "First Lady der Josefstadt"
Marianne Nentwich wurde am 22.Juli 1942 als zweite Tochter einer Lehrerfamilie geboren. Ihre Schulzeit
verbrachte sie in Wien, wo sie 1960 an der Frauenoberschule am Wiedner Gürtel maturierte. Danach war sie vier
Jahre lang beim ORF, u.a. auch als Fernsehsprecherin. Währenddessen begann Nentwich ihre Schauspielausbildung
und besuchte 2,5 Jahre lang die Abendschauspielschule im Konservatorium Prayner.
Seit Herbst 1964 ist Nentwich ständiges Mitglied des Theaters in der Josefstadt. Theatertourneen führten
die Schauspielerin in den sechziger und siebziger Jahren u. a. nach München und New York. Daneben wirkte Nentwich
in mehr als 20 Film- und Fernsehproduktionen mit, so etwa in "Fräulein Else" (1974), "Kottan
ermittelt" (1978), "Das Ringstraßenpalais" (1980) oder in Franz Antels Streifen "Der
Bockerer" (1980). Im "Schloßhotel Orth" spielt sie die Rolle einer starken, emanzipierten,
modernen und verantwortungsbewussten Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht. Außerdem war sie in
mehreren Fernsehkrimis der Reihen "Tatort" und "Der Alte" zu sehen.
Seit Beginn ihrer Karriere gab Nentwich zudem Theater- Gastspiele u. a. in Berlin, Hannover und im Salzburger Landestheater.
Von 1983 bis 1988 war sie bei den "Jedermann"- Aufführungen der Salzburger Festspiele als die "Guten
Werke" zu sehen. In den letzten Jahren wirkte sie in ihrem Stammhaus, dem Theater in der Josefstadt, u. a.
in Bahrs "Das Konzert", in Neil Simons "Sonny Boys" und in Hofmannsthals "Der Schwierige"
mit.
Marianne Nentwich wurde im Laufe ihrer Karriere mehrfach ausgezeichnet, so etwa 1976 mit dem "Goldenen Rathausmann".
Zur "Kammerschauspielerin" wurde sie 1988 ernannt. Neben ihrer Tätigkeit als Schauspielerin hält
Nentwich Lesungen und arbeitet als Synchronsprecherin.
Biographie Ortwin Ottmaier
Ortwin Ottmaier wurde 1941 in Wien geboren. Bereits im Alter von 6 Jahren erhielt er Violinunterricht.
Seine musikalische Ausbildung erarbeitete er sich bei den Wiener Sängerknaben und an der Akademie für
Musik und darstellende Kunst.
1971 wurde Ortwin Ottmaier Mitglied der Wiener Philharmoniker, seit 1981 gehört er der Wiener Hofmusikkapelle
an, einem der ältesten Musikensembles der Welt. Seinen Kontakten zu den bedeutendsten Dirigenten ist es zu
verdanken, dass die Hofmusikkapelle im In- und Ausland mit außergewöhnlichen künstlerischen Konzerten
auf sich aufmerksam gemacht hat. Höhepunkte der Konzerttätigkeiten waren das Festkonzert "500 Jahre
Wiener Hofmusikkapelle" im Jahre 1998 unter der Leitung von Maestro Riccardo Muti, sowie die Krönungsmesse
im Petersdom in Rom im Jahre 2000, ebenfalls mit Riccardo Muti.
Als Betriebsobmann der Hofmusikkapelle ist es Ortwin Ottmaier gelungen, eine finanzielle Verbesserung für
das gesamte künstlerische Personal zu erwirken. Ortwin Ottmaier, der auch an der Universität für
Musik unterrichtet, wurde 1992 mit dem Berufstitel "Professor" ausgezeichnet. Des weiteren wurde ihm
das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik verliehen. |