Für eine Verbesserung sind gesetzliche Maßnahmen
durch Land und Bund nötig
Graz (mag) - Die anhaltende Diskussion um die Staubbelastungen in Graz war am Dienstag (25. 02.)
auch Thema der Sitzung des Stadtsenats: Mit einer Offensive in der Straßenreinigung setzt die Stadt Sofortmaßnahmen
- gegen den gefürchteten Feinstaub, der vor allem von Dieselfahrzeugen verursacht werden dürfte, helfen
jedoch nur längerfristige Maßnahmen, die von Land und Bund gesetzt werden müssen, lautet der Tenor.
Großeinsatz
Gegen den zuletzt öfters gehörten Vorwurf, die Stadt unternehme nichts gegen die Staubbelastung,
wehrte sich Bürgermeister Alfred Stingl heute im Stadtsenat: Bereits seit Monaten stehe das Thema im Mittelpunkt
intensiver Überlegungen. Was man zu einer Verringerung der Staubbelastung tun könne, werde getan - vor
allem auf dem Gebiet der Straßenreinigung. Das unterstrich auch der Geschäftsführer der städtischen
Wirtschaftsbetriebe, DI Dr. Gerhard Egger: Bis zum vergangenen Wochenende seien bereits 350 Tonnen Streusplitt
wieder eingekehrt worden. Dafür waren sämtliche verfügbaren Kräfte auch in der Nacht und an
Wochenenden im Einsatz, was auch in den kommenden Tagen und Wochen der Fall sein wird. Zur Unterstützung des
städtischen Fuhrparks wurden auch von Privatbetrieben Kehrmaschinen angemietet. Haken an der Sache: Der Einsatz
von Kehrmaschinen ist nur möglich, wenn es wärmer als minus zwei Grad ist, weil Kehrmaschinen mit Wasser
arbeiten, um den Staub zu binden. Bei einer Trockenkehrung würde mehr Staub aufgewirbelt als verhindert werden
- was auch für die händische Einkehrung des Streugutes gilt. Außerdem entstehen bei Einsatz der
Maschinen bei strengem Frost zahlreiche teure Reparaturfälle.
Großräumige Konzepte
Während die Stadt also mit Volldampf an der Beseitigung des - wegen des extremen Winterwetters heuer
in besonders großen Mengen benötigten - Streugutes arbeitet, bedarf es zur Lösung der Feinstaub-Problematik
großräumiger Konzepte, betonten Egger und der Vorstand des Umweltamtes, DI Dr. Karl Niederl. Der Feinstaub
mit der Fachbezeichnung PM 10 stamme nämlich nicht vom Streugut, sondern wird neusten Erkenntnissen zufolge
vor allem durch Dieselfahrzeuge - die noch vor wenigen Jahren für deutlich umweltfreundlicher als Benzin-Autos
gehalten worden waren - verursacht. Die Feinstaubbelastungen seien auch nicht, wie oft gehört, heuer aus dem
Nichts aufgetaucht, sondern auch in den Vorjahren bereits vorhanden gewesen. Nur habe es da weder Grenzwerte noch
Messungen gegeben. Vom Land sei jetzt ein Grenzwert vorgegeben worden, der selbst bei größten Bemühungen
kaum erreicht werden könne. Niederl unterstrich, dass das Umweltamt ein Messprogramm zur Beschaffung gesicherter
Daten ausarbeite. Zur Festlegung gesetzlicher Maßnahmen, die mittelfristig eine Verbesserungen bringen sollen,
sei der Landeshauptmann verpflichtet. Überhaupt gelte es, das Problem auch von der Technologie her zu bekämpfen,
etwa durch Einführung von Filtersystemen an Dieselfahrzeugen oder die Aufhebung der steuerlichen Bevorzugung
von Dieselfahrzeugen.
Anderswo fehlen Messgeräte
Der Grazer Umweltschutzkoordinator Dr. Johann Eder unterstrich ebenfalls die gesetzlich festgelegte Verantwortung
des Landeshauptmannes in dieser Angelegenheit: Es müsse möglichst rasch eine Statuserhebung erstellt
und vorgestellt werden, auf deren Basis dann ein Maßnahmenkatalog zu verordnen sei. Die Diskussion über
das Problem biete auch eine Chance: "1988 war der Smogalarm verantwortlich dafür, dass endlich der steirische
Verkehrsverbund errichtet werden konnte - und jetzt wären großräumige Maßnahmen im öffentlichen
Verkehr die einzige Möglichkeit, den Feinstaub wirkungsvoll zu bekämpfen", sagte der Umweltkoordinator.
Warum sich die Diskussion derzeit gerade an Graz so entzündet, dafür hatten die Experten eine einleuchtende
Erklärung: In den meisten anderen größeren Städten gibt es noch nicht einmal die zur Feststellung
des Feinstaubs benötigten Messgeräte … |