Humor statt Medizin als Geheimnis für rüstige Jubilarin - Bürgermeister
gratulierte
Graz (mag) - Einen Arzt hat sie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen, Medikamente lehnt sie strikt
ab, stattdessen setzt sie auf eine gehörige Portion Humor - und hat damit großen Erfolg: In geradezu
sensationeller geistiger und körperlicher Frische feierte Hermina Dunz im Seniorenzentrum der Stadt Graz am
Montag (24. 02.) ihren
Bürgermeister Alfred Stingl überbrachte Hermina Dunz zu ihrem 105. Geburtstag
Glückwünsche und kleine Geschenke der Stadt Graz.
Fotos: Stadt Graz/Lohr |
105. Geburtstag. "Kinder und Blumen waren immer mein Leben", erzählte die Jubilarin, die als Kindergärtnerin
und Erzieherin viele Jahre im Ausland verbracht hat, heute aus ihrem bewegten Leben.
Bürgermeister als Gratulant
In einem feschen schwarzen Kleid, das sie vor einigen Jahren selbst angefertigt hatte, empfing Hermina
Dunz heute zu ihrem Ehrentag als prominentesten Gratulanten Bürgermeister Alfred Stingl, der es sich nicht
hatte nehmen lassen, persönlich die Glückwünsche und kleine Geschenke der Stadt Graz zu überbringen.
Angestoßen wurde mit einem Glaserl Sekt - "aber das kann ich nicht ex trinken", war die frisch
gebackene 105-Jährige um Gemächlichkeit bemüht. Rotwein ist im übrigen nicht die Sache von
Hermina Dunz - sie bevorzugt eher ihr tägliches Glas Bier oder einen reschen Weißen. "Hoch soll
sie leben!", prostete Stingl der in der am 24. Februar 1898 in der nunmehrigen kroatischen Hauptstadt Zagreb
Geborenen zu - und diese erwiderte: "Und der Herr Bürgermeister noch höher, denn Ihr Besuch ist
mir eine große Ehre!"
Schönstes Erlebnis
Aus ihrem langen Leben sind ihr noch zahlreiche Erlebnisse frisch in Erinnerung geblieben. Welches das
schönste dieser Erlebnisse war? Da zögert Hermina Dunz keine Sekunde: "Das war, als ich im Café
am Grazer Hauptbahnhof meinen Mann kennen gelernt habe! Der Bahnhof hat damals noch ganz anders ausgesehen - ich
aber auch", erklärte sie mit einem Schmunzeln. Sie sei in den 30er Jahren allein am Tisch gesessen, als
ein fremder Herr gefragt habe, ob er sich zu ihr setzen dürfe. Man plauderte - und als sie Richtung Hauptplatz
aufbrach, wurde sie von dem Herrn begleitet. Und dann noch viele Jahre weiter, denn mit eben diesem Mann verbrachte
sie bis zu dessen Tod im Jahr 1965 noch viele gemeinsame Jahre: "Es war eine sehr glückliche Ehe, die
22 Jahre lang gedauert hat!" So glücklich, dass sie seit damals - und das ist ja auch schon fast vier
Jahrzehnte her - keinen Lebensgefährtin mehr an ihre Seite stellte: "Ich hab keinen mehr gebraucht!"
Keine Ärzte und Medikamente
Das selbe gilt auch für Ärzte: Vor einigen Jahrzehnten habe sie sich einmal die Hand gebrochen
und dabei zwangsläufig mit einem Mediziner Bekanntschaft gemacht - seither bleibt dieser Berufsstand bei ihr
jedoch ausgesperrt. Auch die Einnahme von Medikamenten verweigert die 105-Jährige: "Ich will mich ja
nicht vergiften!" Körperlich ist sie in besserer Verfassung als viel jüngere BewohnerInnen des städtischen
Seniorenzentrums in der Theodor-Körner-Straße. Nur mit den Augen klappt es nicht mehr so richtig, aber
gehen kann sie mit Hilfe eines Stocks noch selbstständig. Ein vom Personal angebotenes Wagerl zur Fortbewegung
lehnte sie kategorisch ab: "Damit schau' ich alt aus!" Den Entschluss, ihre eigenen vier Wände in
der Bergmanngasse zu verlassen und ins Heim zu gehen, fasste sie übrigens im zarten Alter von 101 Jahren.
»Kaiser nicht eingeladen«
Beruflich war die Kindergärtnerin bis in die 80er Jahre in mehreren Ländern unterwegs gewesen:
In Ungarn, Italien und der damaligen Tschechoslowakei habe sie Kindern Deutsch beigebracht, erzählte sie.
Ihre Liebe zu den Kindern brachte ihr heute noch ein Zusatzgeschenk von Bürgermeister Stingl ein: Er versprach,
ihr einen Besuch im neben dem Seniorenzentrum gelegenen Kindergarten zu organisieren, worauf sich Hermina Dunz
schon sehr freut. Selbst war sie als Folge einer Operation leider kinderlos geblieben. Als Gratulant stellte sich
heute außer dem Bürgermeister auch noch ihr jüngerer Bruder ein - er ist 93 Jahre alt. Erinnern
kann sich Hermina Dunz auch noch sehr gut an die schrecklichen Weltkriege - und an den Kaiser. Ob sie den persönlich
zu Gesicht bekommen hat? Darauf antwortet sie wie immer mit ihrem verschmitzten Lächeln und der gewohnten
Schlagfertigkeit: "Selber gesehen habe ich ihn nicht - aber ich habe ihn ja auch nicht eingeladen!" |