Die Erholung der türkischen Wirtschaft regte die österreichischen
Ausfuhren im vergangenen Jahr wieder kräftig an
Wien (pwk) - Vor allem aufgrund einer massiven Wirtschaftskrise gingen im Jahr 2001 die türkischen
Importe aus EU-Ländern um rund 32 Prozent zurück. "Trotz dieser schwierigen Situation konnten österreichische
Exporte de facto Marktanteile dazugewinnen, da der Exportrückgang österreichischer Produkte und Leistungen
mit 13 Prozent deutlich niedriger ausfiel als der unserer EU-Konkurrenten", sagt Peter Sedlmayer, WKÖ-Handelsdelegierter
in Ankara. Dieser grundsätzlich erfreuliche Trend setzte sich im vergangenen Jahr auch in absoluten Zahlen
fort: Die Exporte aus Österreich in die Türkei legten in den ersten elf Monaten 2002 um satte 31 Prozent
auf ein Gesamtvolumen von 497 Mio Euro zu. Trotzdem zeigt sich nach sechs Jahren Exportüberschuss in Richtung
Türkei seit 2001 wieder ein Handelsbilanz-Passivum, vor allem da die türkischen Exporte Richtung Österreich
in den letzten Jahren konstant angestiegen sind und auch während der türkischen Wirtschaftskrise kaum
gelitten haben. Die Importe steigerten sich im Vergleichszeitraum um 18,4 Prozent auf 573 Mio Euro.
Walter Koren, Leiter der Aussenwirtschaft Österreich (AWO) der WKÖ weist darauf hin, dass "österreichische
Firmen in der Türkei nach wie vor besonders auf dem Energiesektor sehr erfolgreich sind. Rund ein Drittel
der derzeit projektierten Wasserkraftwerke werden von österreichischen Firmen oder mit österreichischer
Beteiligung errichtet." Die bisherige Erfolgsserie wird durch die im Mai 2002 begonnene Errichtung des in
der südlichen Türkei gelegenen Wasserkraftwerkes ERMENEK fortgesetzt, bei der unter der Konsortialführung
von ALSTOM Power Austria AG die österreichischen Firmen VA TECH Hydro, Voith-Siemens Hydro, Verbundplan und
Alpine Mayreder Bau gemeinsam mit lokalen Partnern das mit einer Gesamtleistung von 320 MW und einem Projektvolumen
von mehr als 550 Mio Euro veranschlagte Wasserkraftwerk errichten. Der österreichische Lieferanteil wird bei
diesem Projekt rund 300 Mio Euro betragen. Sedlmayer: "Aber nicht nur bei Wasserkraftwerken erzielen unsere
heimischen Firmen Erfolge: VA TECH Hydro errichtet derzeit als Generalunternehmer in der Nähe von Ankara ein
Gas-Kombikraftwerk mit einer Leistung von 770 MW, das noch Ende November 2003 den Vollbetrieb aufnehmen soll. Wir
freuen uns über die kleinen Erfolge österreichischer Firmen aber genauso wie über große Projektaufträge."
So führte kürzlich ein Erstkontakt mit einer Holzwaren- und Möbelfabrik in Ankara zur Lohnfertigung
von 100 Back-Gammon-Spielen für die Kirchdorfer Firma Columbus.
Die jüngsten Entwicklungen verschiedener Kennzahlen der türkischen Wirtschaft geben generell Grund zum
Optimismus: gegenüber dem angepeilten BNP-Wachstum von 3,0 Prozent lag der Wert der ersten neun Monate des
Jahres 2002 schon bei plus 6,2 Prozent und lässt für das Ganzjahr ein BNP-Wachstum von rund 6,0 Prozent
erwarten. Auch der Inflationswert, derzeit bei 32 Prozent, stellt im Vergleich zum Vorjahresergebnis von 68 Prozent
eine beachtliche Verbesserung dar.
Drei Kriterien sind für ein weiteres Gelingen der eingeleiteten Reformen zur endgültigen Bewältigung
der Wirtschaftskrise aus den Jahren 2000 und 2001 bedeutend: die erfolgreiche Fortführung der Banken- und
Strukturreformen, die Konsolidierung der Staatsschulden und das Wiederherstellen des Vertrauens in- und ausländischer
Investoren in den türkischen Markt. |