Umfassende Werkschau im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig
Wien (pts) - Erstmals in Österreich zeigt das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (MUMOK)
von 22. März bis 25. Mai eine umfassende Werkschau des 1946 in Vancouver (Kanada) geborenen Fotografen Jeff
Wall. In den späten 70er Jahren hat Wall seine charakteristische Bildform entwickelt – großformatige
Diapositive in Leuchtkästen –, mit der er maßgeblich zu einer Aufwertung des Mediums Fotografie als
eine der Skulptur und der Malerei gleichwertigen Kunstgattung beigetragen hat.
Die Ausstellung vereint neben dem für die Sammlung des Museums angekauften Man with a Rifle weitere 25 teils
großformatige Leuchtkästen und Schwarz-Weiss-Bilder aus allen Schaffensphasen. Bekannte und spektakuläre
Arbeiten (z.B. Milk und Restoration) sind ebenso zu sehen wie selten ausgestellte Werke (z.B. The Bridge). Mit
diesem weit gesteckten Überblick bietet die Ausstellung Gelegenheit, sowohl der Entwicklung der komplexen
künstlerischen Techniken Walls als auch den vielschichtigen historischen Implikationen seiner Bildkonzeption
nachzugehen.
Wall entwickelte seine künstlerische Position in Auseinandersetzung mit den kritischen Diskursen der (post)konzeptuellen
Kunst. Gleichzeitig suchte er den ästhetischen und gedanklichen Reichtum der westlichen Bildtradition für
seine Kunst fruchtbar zu machen – der Künstler spricht deshalb auch von einer "critical restoration“
von Darstellungsmöglichkeiten der Narration, der Geschichte und der historischen Erinnerung. Mit der Präsentation
seiner großformatigen Diapositive in Leuchtkästen, deren Licht in den Raum strahlt, reflektiert Jeff
Wall den Status einer modernen städtischen Wahrnehmungsweise, die vom Fernsehbild, vom Kino, der Fotografie
und der Omnipräsenz elektrischen Lichts geprägt ist. Insofern bringen seine Leuchtkästen die Ambivalenz
der heutigen Kunstbetrachtung, die sich zwischen den Bedingungen moderner Visualität und dem auratischen "Scheinen“
traditioneller Kunst bewegt, zur Darstellung.
Ganz bewusst versucht die Ausstellung, das Klischee von Wall als einem " Maler“ des modernen Lebens zu relativieren,
um vielmehr seine intensive Beschäftigung mit der Geschichte und den Darstellungskonventionen des Mediums
Fotografie aufzuzeigen. Die Werkauswahl konzentriert sich auf die enge Verbindung des Künstlers zur Tradition
der Dokumentarfotografie und der straight photography. So ist Jeff Walls Man with a Rifle nicht allein die sorgfältige
Studie des sozialen Mikrokosmos in einem der ärmeren Viertel Vancouvers, sondern vor allem auch eine Reflektion
seiner eigenen fotografischen Praxis. Das ‚Abdrücken‘ des Fotoapparats ist ein Schuss, ein ‚shot‘, der die
Kontingenz des Alltäglichen bildhaft still stellt.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (deutsch/englisch) mit Texten von Kaja Silverman, Homay King, Peter Bürger,
Gregor Stemmrich, Tom Holert, Achim Hochdörfer, Friedrich Tietjen und Fred Orton/Lisa Joyce. (ISBN 3-33375-683-0,
€ 24)
Podiumsgespräch Jeff Wall im Gespräch mit Fred Orton Sa, 22. März, 19.00 Uhr im MUMOK (Auditorium)
Close Readings - Vorträge zu Jeff Wall 27.3. (Gregor Stemmrich), 3.4. (Tom Holert), 10.4. (Lois Renner), 17.4.
(Monika Faber), 24.4. (Friedrich Tietjen), 8.5. (Florian Pumhösl), 15.5. (Ruth Noak) und 22.5.2003 (Dorit
Margreiter). Beginn jeweils 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei
Ausstellungsort: MUMOK im MuseumsQuartier, Museumsplatz 1, A - 1070 Wien Pressekonferenz: Fr, 21. März 2003,
10.00 Uhr Eröffnung: Fr, 21. März 2003, 19.00 Uhr Kurator: Achim Hochdörfer Ausstellungsdauer: 22.
März bis 25. Mai 2003 Öffnungszeiten: Di bis So 10.00-18.00 Uhr, Do 10.00-21.00 Uhr (Ende) |