Wissenschaft und Technik
der Woche vom 11. 03. bis 18. 03. 2002

   
Rieder: Biotech-Cluster Wien im Aufwind
Boehringer Ingelheim Austria eröffnet Chemieforschungsanbau, Konzentration der Krebsforschung am Standort Wien
Wien (rk) - "Die Erweiterung der Wiener Niederlassung von Boehringer Ingelheim ist ein weiterer Erfolg in unseren Bemühungen, Wien zu einem internationalen Player in der Biotechnologie zu machen", so Wiens Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder am Freitag im Rahmen der Eröffnung des neuen errichteten Chemieforschungsanbaus bei Boehringer Ingelheim Austria. "Ich freue mich, dass es gelungen ist, Wien als Zentrum der Krebsforschung des weltweit agierenden Konzerns zu etablieren, vor allem auch weil dies weitere hochqualifizierte zukunftssichere Jobs für Wien bedeutet."
Das Investitionsvolumen für das neue Gebäude belief sich auf über 14,5 Millionen Euro einschließlich Laborausstattung. Mit diesem Anbau schafft Boehringer Ingelheim 65 hochqualifizierte Arbeitsplätze im Bereich der Forschung. Die Schwerpunkte der neuerrichteten Einheit sind Medizinische Chemie, Strukturforschung und Pharmakokinetik. Damit gewinnt der Biotechnologiestandort Wien immer mehr an Bedeutung. Alleine bei Boehringer Ingelheim, inklusive dem Institut für Molekulare Pathologie - IMP, wurden im letzten Jahr für Forschungsaktivitäten in Österreich 51 Mio. Euro aufgewendet.

Standortvorteil Wien
Grund für die Standortentscheidung Wien waren unter anderem die Hochtechnologiestrategie der Stadt Wien, sowie die Qualität der hier zur Verfügung stehenden MitarbeiterInnen. Die Stadt Wien fördert über die Scheine der Wirtschaftsförderung vor allem Betriebsansiedlungen und Aktivitäten im Bereich der Hochtechnologie - wie eben auch in der Biotechnologie. So erhielt die Gruppe Boehringer Ingelheim Austria in den letzten 10 Jahren insgesamt mehr als 9,2 Millionen EURO an Fördermittel.
Dazu kommt die enge Kooperation mit dem Grundlagen-Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie - IMP, einer Tochter von Boehringer Ingelheim Austria, die am Standort des Vienna Bio Centers angesiedelt ist. Das IMP betreibt Grundlagenforschung auf den Gebieten der Zell- und Entwicklungsbiologie und der Genetik.

Ausbildung in Zukunftsbranchen forcieren
Im Ausbildungsbereich - einem der entscheidenden Voraussetzungen für einen weiter wachsenden Biotech-Standort Wien - hat sich die Stadt bereit erklärt, einen im Aufbau befindlichen Fachhochschullehrgang für Biotechnologie zu finanzieren. Ziel ist der Start dieses Lehrgangs bereits im Herbst 2002. Langfristig rechnet man mit rund 250 Fachhochschulplätzen. Strategie dabei ist es, den Lehrgang Biotechnologie an den Standorten des Vienna Bio Centers (VBC) und der Universität für Bodenkultur in der Muthgasse zu realisieren und so Synergieeffekte durch die räumliche Nähe von Ausbildung, Forschung und Wirtschaft zu erzielen.

Wiener Biotechnologie-Offensive
"Die Stadt Wien hat seit 1997 rund 1 Milliarde Schilling - 72,7 Millionen Euro - in den Biotech-Standort investiert, um zukunftssichere hochqualifizierte Jobs zu schaffen und abzusichern. Wir setzen weiterhin auf diesen Zukunftsbereich, auch vor dem Hintergrund der EU-Erweiterung. Denn Wien wird sich in dem neu entstehenden Wirtschaftsraum als Kompetenzzentrum etablieren, und die Biotechnologie ist eine der zentralen Bereiche dabei", so Rieder.

Biotechnologie hat enormes Potenzial; 12.000 zusätzliche Hochtechnologiejobs in Österreich
Eine von der Boston Consulting Group im Jahr 2001 erstellte Biotechnologie-Studie bestätigt einmal mehr das enorme Entwicklungspotenzial der Biotechnologie sowie der Hochtechnologie im allgemeinen. Es wird geschätzt, dass im Jahr 2010 weltweit im Bereich der Biotechnologie unmittelbar 1,2 Millionen hochqualifizierte Fachkräfte beschäftigt sein werden und zu einer Wertschöpfung von mehr als 5.504 Milliarden Schilling (400 Milliarden Euro) beitragen. Für Österreich wird das entsprechende Potenzial bis 2015 alleine in der roten Biotechnologie (Medizin und Pharmazie betreffend) auf 2.500 zusätzliche Arbeitskräfte und einer Wertschöpfung von 22 Milliarden Schilling (1,6 Milliarden EURO) geschätzt. Rund um die Schiene Hochtechnologie geht man von einem Potenzial von rund 12.000 zusätzlichen Jobs aus.

Wien ist Biotech-Zentrum Österreichs: 3/4 der Unternehmen sind in Wien
Da innerhalb Österreichs der Schwerpunkt sowohl der Forschung als auch der unternehmerischen Tätigkeit ganz klar auf Wien konzentriert ist, bedeutet dies eine enorme Chance für die Stadt. 69 Prozent der wissenschaftlichen Forschung sind in Wien konzentriert, 75 Prozent der Unternehmen in Österreich sind in Wien ansässig, darunter die internationalen Konzerne Boehringer Ingelheim, Novartis und Baxter.

Biotech-Standort Wien
In Wien hat sich in den letzten Jahren ein vielbeachteter Biotech-Cluster entwickelt. 25 Firmen sind hier angesiedelt, rund 6.000 hochqualifizierte Jobs werden dem Bereich Pharma / Biotech zugerechnet.

 
WEB Windenergie verdoppelt Windstromproduktion in Wien
Projektierter Windpark in Donaustadt erzeugt Öko-Strom für 1.400 Haushalte
Schwarzenberg/NÖ (pte) - Der Windpark der WEB Windenergie AG in Breitenlee steht kurz vor der Eröffnung. Der Windpark bringt zusätzlich 2,55 Megawatt ans Netz. Jede der drei Anlagen besitzt eine Leistung von 850 Kilowatt, erklärte Projektleiter Andreas Dinter auf Anfrage von pte. Insgesamt drehen sich zurzeit auf dem Wiener Stadtgebiet fünf Dreiflügler mit einer installierten Nennleistung von 2,11 Megawatt. Weitere Errichtungspläne in Österreich sieht Dinter durch die Rahmenbedingungen gefährdet.
Die drei "Windmühlen" aus der Fabrikation der dänischen Herstellerfirma Vestas werden den Jahresstrombedarf von 1.400 Wiener Durchschnittshaushalten decken. Die Maschinen vom Typ V 52 sind Wiens größte Windkraftwerke. Die Anlagen sind 74 Meter hoch und besitzen ein Gesamtgewicht von 109 Tonnen. 52 Meter Rotordurchmesser ermöglichen eine "Wind- Erntefläche" von 2.124 Quadratmeter. Ab drei Meter pro Sekunde Windgeschwindigkeit zehn km/h) schrauben die Rotoren Windstrom in das Wiener E-Netz. Die Gesamtinvestition betrug 2,36 Mio. Euro.
Die WEB Windenergie AG betreibt 39 Windkraftanlagen, 25 in Österreich und 14 in Deutschland. Die Jahresproduktion betrug im Vorjahr 46 Mio. Kilowattstunden. Das entspricht dem Verbrauch von 15.500 Haushalten. "In Österreich sind die Rahmenbedingungen, die für Windstromproduzenten geboten werden, aber nicht immer optimal. Daher bringen wir das Kapital zunehmend auf internationalem Terrain ein" , erklärte Dinter. Vor allem durch geringe Einspeisetarife in Tschechien biete sich dort ein lukrativer Markt. Auf dem ins Wiener Umland reichenden Versorgungsgebiet des Energieversorgungsunternehmens Wienstrom dagegen werden in absehbarer Zukunft von der WEB weitere Windstrom-Projekte erwartet.

 
Wiener Forscher erzielen Meilenstein in der Kortisonforschung
AKH-Team deckt Wirkweise des Hormons weiter auf
Wien (pte) - Kortison nutzt existierende Mechanismen der Wachstumskontrolle und entfaltet seine entzündungshemmende Wirkung auf anderen Wegen als bisher angenommen. Das ist eines der Ergebnisse der Wissenschafter um Lutz-Henning Block, Leiter der Klinischen Abteilung für Pulmologie an der Uniklinik für Innere Medizin IV am AKH Wien.
Die Erkenntnisse der Wissenschafter, die nicht nur in-vitro, sondern auch mit in-vivo Experimenten am Menschen belegt wurden, rücken die Beherrschbarkeit der unterschiedlichen, auch unerwünschten (Neben)Wirkungen von Kortison zum ersten Mal in greifbare Nähe, so Block heute, Mittwoch, vor Journalisten. Die Forschungsergebnisse wurden in medizinischen Grundlagenjournal, dem FASEB Journal (Vol. 16, p. 177 – 184, 2002), veröffentlicht.
"Mit Hilfe unserer Entdeckung sollte jetzt die Entwicklung einer neuen Generation von so genannten Soft Cortisons möglich sein", bringt Block die Bedeutung der Forschungsergebnisse auf den Punkt. "Ziel ist es, die Wirkung von Kortison spezifisch zu machen, das heißt seine antientzündliche Wirkung zu steigern und die unerwünschten Nebenwirkungen zu verringern."
Die Ergebnisse der Wissenschafter bauen auf der mit dem Nobelpreis 2001 ausgezeichneten Erkenntnis auf, dass Zellwachstum durch stimulierende und blockierende Gene ermöglicht wird. Block und sein Team fanden nun mit in-vitro und in-vivo Experimenten am Menschen heraus, dass ein wachstumshemmendes Gen, p21, von entscheidender Bedeutung für die Wirkung von Kortison ist. Die antientzündliche Wirkung von Kortison beruht, wie das Team um Block erkannte, einerseits auf einer Hemmung des Wachstums von Entzündungszellen durch Aktivierung des Gens p21, in dem Kortison eine Bindungsstelle hat, und das den Zellzyklus und damit das Zellwachstum unterdrückt. Andererseits blockiert Kortison die Bildung von Mediatoren, die in der Zelle für das Entstehen von Entzündungen verantwortlich sind.
"Kortison entfaltet seine Wirkung durch die Beeinflussung der Gen-Transkription", erläutert Rolf Ziesche von der Klinischen Abteilung für Pulmologie der Uni-Klinik für Innere Medizin IV. Dabei handelt es sich um einen Vorgang, bei dem die generelle genetische Information von der im Zellkern vorhandenen DNA auf RNA Ribonukleinsäure) "umgeschrieben" wird und der die Synthese funktionsspezifischer Eiweißmoleküle bewirkt. Zur Erzielung seiner Wirkung muss Kortison in den Zellkern gelangen." Die Entdeckung, dass die Wirkung von Kortison über Vermittlung unterschiedlicher, bereits bestehender Transkriptionssysteme erfolgt, rückt die Beherrschbarkeit der unterschiedlichen, auch der unerwünschten, Kortison-Wirkungen zum ersten Mal in greifbare Nähe.
Kortison ist ein körpereigenes Hormon, das in den Nebennierenrinden gebildet wird und u.a. bestimmte Teile des Stoffwechsels regelt und Abläufe im Immunsystem steuert. Der Wirkstoff wurde in den vergangenen Jahren weiter entwickelt und es werden den daraus entwickelten Präparaten weniger Nebenwirkungen zugesprochen. Allerdings gab es in den letzten zehn Jahren mangels neuer chemischer Modifikationsmöglichkeiten einen Stillstand in der Kortisonforschung.

 
Umweltcheck für neue U-Bahnlinie U2
Umweltverträglichkeitsprüfung für die U2-Verlängerung läuft auf vollen Touren
Wien (rk) - Bis zum Jahr 2008 soll die U-Bahn Linie U2 bis nach Aspern verlängert werden. Derzeit werden Umweltauswirkungen im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) von der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) auf "Herz und Nieren" geprüft. Die von den Wiener Linien vorgelegte Umweltverträglichkeitserklärung (UVE) wurde von den Umweltexperten bereits begutachtet.
Läuft alles weiterhin planmäßig, so wird das UVP-Verfahren bereits im Herbst 2002 abgeschlossen sein, dann können die Wiener Linien nach Erteilung der Detailgenehmigungen mit den Ausbauarbeiten beginnen. Aus der Sicht des Umweltschutzes ist das besonders wichtig: Denn der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel ist grundsätzlich ein wichtiger Beitrag zum KliP-Klimaschutzprogramm der Stadt Wien, um den Individualverkehr und die damit verbundenen Emissionen von Kohlendioxid und anderen Luftschadstoffen drastisch zu verringern.

Projekt wird nach strengen Umwelt-Kriterien überprüft
Bei der UVP zur Verlängerung der U2 werden sämtliche Auswirkungen festgestellt und bewertet, die das Projekt direkt oder indirekt auf Menschen, Tiere, Pflanzen, Lebensräume, Boden, Wasser, Luft, Klima, Landschaft und Kulturgüter haben könnte. Weiters wird nach Lösungen gesucht, wie schädliche, belästigende oder belastende Auswirkungen verhindert oder verringert werden können. Positive Auswirkungen sollen nach Möglichkeit verstärkt werden. Wichtig: Die umweltrelevanten Auswirkungen werden nicht isoliert voneinander betrachtet, sondern in Hinblick auf ihre Wechselwirkungen zueinander untersucht. Breiter Raum wird beispielsweise der Bürgerbeteiligung gewidmet.

Umweltverträglichkeitserklärung schon begutachtet
Herzstück des UVP-Verfahrens ist die von den Wiener Linien vorgelegte Umweltverträglichkeitserklärung (UVE). Sie wurde mittlerweile von zahlreichen Fachleuten verschiedener Institutionen zum Beispiel vom Umweltbundesamt, der Wiener Umweltanwaltschaft, und diversen städtischen Fachabteilungen (z.B.: Abteilung für Gewässerschutz, Abteilung für Grundbau) sowie den von der MA 22 beigezogenen nicht-amtlichen Sachverständigen aus den Bereichen Lärmschutz, Umwelthygiene und Eisenbahnbautechnik begutachtet. Das Ergebnis: Die UVE wurde für gut befunden, lediglich kleine Nachbesserungen sind jetzt im Auftrag der Umweltschutzabteilung (MA 22) durchzuführen.
In der UVE musste von den Wiener Linien das Projekt inklusive aller damit verbundenen Umweltauswirkungen beschrieben werden. Angaben über den Energiebedarf sind darin genauso zu finden, wie detaillierte Prognosen in welchem Ausmaß damit zu rechnen ist, dass die Immissionen zunehmen werden. Die UVE hatte auch eine Beschreibung der aktuellen Umweltsituation zu enthalten sowie Bewertungen, wie sich das Projekt auf die Umwelt auswirken wird. In dieser Art beschrieben werden mussten von den Wiener Linien sämtliche in Frage kommenden Trassenvarianten inklusive der sogenannten Nullvariante, das ist jene Variante, bei der auf die Realisierung des Projektes verzichtet wird. Anzuführen waren auch alle Maßnahmen, die helfen sollen, nachteilige Umweltauswirkungen zu vermeiden, zu beschränken oder auszugleichen.

Öffentliche Auflage bis 19. April 2002
Bis 19. April ist die UVE inklusive aller Projektunterlagen in der MA 22 - Umweltschutz (Ebendorferstraße 4, 1010 Wien) und im Magistratischen Bezirksamt für den 2. Bezirk (Karmelitergasse 9, 1020 Wien) zur öffentlichen Einsichtnahme aufgelegt. Bis zum 19. April kann die Wiener Bevölkerung in die Unterlagen Einsicht nehmen und schriftliche Stellungnahmen abgegeben. Danach wird von der MA 22 - Umweltschutz das Umweltverträglichkeitsgutachten in Zusammenarbeit mit den besten in Österreich verfügbaren Experten aus rund 35 Fachbereichen wie zum Beispiel aus dem Eisenbahnbau, Eisenbahnbetrieb, Luftschall, Körperschall oder der Humanmedizin erstellt.

UVP-Verfahren im Rekordtempo
Mit dem UVP-Verfahren für die U2 beweist die Wiener Umweltschutzabteilung einmal mehr, dass es möglich ist, solche anspruchsvollen, komplizierten Verfahren im Rekordtempo abzuwickeln. Dass der Zeitplan hält und mit dem Ausbau der U2 Anfang 2003 begonnen werden kann, dafür spricht nicht nur der bisherige Verlauf des Verfahrens, sondern auch die Tatsache, dass die Experten der MA 22 bereits die UVP für das neue Kraftwerk Donaustadt in nur achtzehn Monaten bewältigt haben. Dieses Verfahren gilt deshalb auch als Musterbeispiel, wie effizient Wiens Verwaltung arbeitet. Denn per Gesetz wären für ein solches Verfahren damals sogar 24 Monate vorgesehen.

Wichtige Daten zur U2 Verlängerung
Die U2 wird vom Schottentor bis nach Aspern verlängert. Stationen sind an den Standorten Schottenring, Taborstraße, Praterstern, Messe, Trabrennstraße, Stadion, Donaustadtbrücke, Seestern, Stadlau, Hardeggasse, Donauspital, Aspernstraße =Gebiet der zukünftigen Erweiterung der "Erzherzog-Karl-Stadt"). Nach erfolgreichem Abschluss des UVP-Verfahrens voraussichtlich im Herbst 2002 wird der erste Teilabschnitt Schottentor-Stadion errichtet. Ab 2007 wird dann die neue U2 bereits auf dem Teilabschnitt zwischen Schottentor und Ernst-Happel-Stadion unterwegs sein. Bis spätestens 2008 soll dann die komplette Strecke fertiggestellt sein.

 
Internationale Getreideforscher tagten in Wien
ECC strebt supranationale Forschung und Marktorientierung an
Wien (aiz) - In den historischen Konferenzräumen der Wiener Hofburg tagte von 06. 03. bis 08. 03. der ECC-Kongress 2002 der Internationalen Vereinigung für Getreideforschung und Technologie. Unter der Schirmherrschaft von EU-Forschungskommissar Philippe Busquin und Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer, auf dessen Initiative die Konferenz vom ursprünglich geplanten Austragungsort Brüssel nach Wien geholt werden konnte, tagten 315 Wissenschafter aus 37 Ländern.
Die Teilnehmer vor allem aus dem EU- Raum und aus den Beitrittsländern, aber auch aus Übersee, haben sich zwei Ziele gesetzt: Die bisher nationalen europäischen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auf dem Gebiet Getreide und seiner Verarbeitung sollen gemäß der Initiative der EU-Kommission für einen Europäischen Forschungsraum auf supranationale Ebene gehoben und somit gestärkt werden. Zum Zweiten will man im Lichte dessen, dass Konsumenten und Markt immer bestimmender werden, neue Forschungsziele definieren und eine globale Harmonisierung von Standards vorantreiben.
ICC ist eine unabhängige, weltweite Vereinigung von nationalen und privaten Getreideforschungseinrichtungen und Regierungen. Das Generalsekretariat unter Leitung des Österreichers Helmut Glattes befindet sich in Wien. Wie Glattes gegenüber dem AIZ betonte, steht die Getreideforschung vor neuen Herausforderungen: "Die Qualitätssicherung steht heute an oberster Stelle." Hatte die Forschung früher ihre Ergebnisse der Praxis angedient, so trete jetzt die Praxis an die Forschung mit konkreten Wünschen heran, umreißt er die geänderten Anforderungsprofile und "der Markt bestimmt die Wissenschaft". "Ein europäisches Getreideforschungsprogramm kann den Output eindrucksvoll steigern, umso mehr noch, wenn es mit den führenden Einrichtungen außerhalb Europas vernetzt wird", unterstrich der Niederländische Wissenschafter und designierte ICC-Präsident Jan Willem van der Kamp die Ziele der Konferenz. Van der Kamp ist der wissenschaftliche Koordinator der Tagung.

Wutscher: Wissenschaft und Politik ziehen am selben Strang
Wissenschaft und Politik ziehen am selben Strang, sagte der Generalsekretär des Landwirtschaftsministeriums, Werner Wutscher, bei der Eröffnung. Getreide ist das wichtigste Lebensmittel sowie Bestandteil der europäischen Kultur. Dank Wissenschaft und Forschung ernähren immer weniger Landwirte eine stetig anwachsende Population. Der Begriff Ernährungssicherheit hat in letzter Zeit einen Begriffswandel durchgemacht, zeigen sich Politik und Wissenschaft einig: Nicht mehr nur die Sicherung einer ausreichenden Ernährung, sondern die Sicherheit der Lebensmittel in ökologischer und gesundheitlicher Sicht steht im Vordergrund. Die Ziele der Getreideforschung stehen daher laut Wutscher im Einklang mit der europäischen Agrarpolitik und den gesellschaftlichen Erwartungen: quantitative und qualitative Lebensmittelsicherheit, Verantwortung gegenüber der Umwelt, Nachhaltigkeit der Ressourcennutzung und Stabilisierung der ländlichen Regionen. Forschung ist Basis einer erfolgreichen Qualitätsstrategie durch die gesamte Ernährungskette.

Plank: Niederösterreich ist Österreichs Kornkammer
Laut dem niederösterreichischen Agrarlandesrat Josef Plank, der den Kongress mit unterstützte, ist die Getreideforschung für das Land unter der Enns von großer Bedeutung, da Niederösterreich mit 1,9 Mio. t Getreideproduktion (Österreich im Jahr 2000 insgesamt 4,5 Mio. t) auf 427.000 ha (Österreich: 828.000 ha) die wichtigste Kornkammer des Landes sei. Niederösterreich erntete 915.000 t von insgesamt 1,5 Mio. t Brotgetreide, beim Weizen entfallen 785.000 t der gesamtösterreichischen Produktion von 1,3 Mio. t auf Niederösterreich. Die Produktion sei in den vergangenen Jahren trotz Trockenheitsproblemen relativ konstant geblieben. Die Trockenheit konnte den guten Qualitäten, vor allem beim Brotgetreide, nichts anhaben. Die Sicherung der Getreidequalität sei laut Plank vorrangigstes Anliegen für die nächsten Jahre, denn mit hoher Qualität könnten die Landwirte besser auf dem Markt bestehen.

Niederösterreich bedeutender Bio-Produzent
Auch die Entwicklung der Bio-Landwirtschaft sei sehr erfreulich, die Produktion von Bio-Getreide habe von 2000 auf 2001 von 30.000 t auf 50.000 t zugenommen, die Ackerfläche um 10.000 ha auf 38.000 ha. Bei Bio-Getreide sei die Nachfrage noch immer höher als das Angebot.

Getreidewissenschafter suchen Antworten auf aktuelle Fragen
Der Wiener ECC-Kongress war in der inhaltlichen Arbeit in acht Arbeitsgruppen davon bestimmt, dass die Ansprüche der Konsumenten an die Lebensmittelsicherheit auch für die Forschung immer bestimmender werden. Van der Kamp plädiert dafür, das Vertrauen in Getreide und seine Verarbeitungsprodukte durch ein durchgängiges Zertifizierungssystem nach HACCP-Muster zu stärken. Im Bereich Urproduktion und Verarbeitung sollte sich die Forschung auf Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit, aber auch auf die Vereinfachung der Prozesse besinnen. Ein besseres Verständnis der Gesundheitsrelevanz von Getreide und Getreideprodukten soll gefördert werden. Die Produktentwicklung läuft Richtung Extrahierung von die Gesundheit fördernden Getreidebestandteilen sowie von nicht Zöliakie erregenden Weizenprodukten. Die Züchtung hat Rücksicht auf das zunehmende Interesse an nicht gentechnisch veränderten Sorten und die Ansprüche der Bio-Landwirtschaft zu nehmen. Laut van der Kamp werden etwa in Züchtungsprogrammen stets Mineraldünger eingesetzt. Dadurch wurden die Wurzelsysteme der gängigen Weizensorten in den vergangenen Jahrzehnten immer zarter ausgebildet - der Weizen wurde trockenheitsanfälliger, die Bodenstruktur litt unter der geringeren Wurzelmasse. Schließlich will man im Analysewesen kostengünstige und schnelle Testverfahren für alle Produktionsstufen entwickeln und kritische Werte wie GMO- Verunreinigung und Mykotoxin-Befall international harmonisieren.

 

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