Die medien.welten -
ein internationales Museumsereignis
 

erstellt am
07. 03. 03

Neue Abteilung im Technischen Museum Wien zur Entwicklung des modernen Mediensystems
Wien (tmw) - Nach mehr als drei Jahren Vorbereitung ist es soweit: Zu den bestehenden sechs Museumsabteilungen fügt sich ab dem 8. März 2003 eine weitere hinzu: die medien.welten. Diese innovative Abteilung - auf 2500m² Museumsfläche - widmet sich der Entstehung des modernen Mediensystems, von den historischen Anfängen bis zu Medien der Gegenwart. Sie bietet dem Besucher vielfältige Möglichkeiten des Lernens


Schreibmaschine, Peter Mitterhofer, 1864
Inv.Nr.1407001

© Technisches Museum Wien
durch Information und Interaktion. Die Abteilung beinhaltet über die Ebene musealer Objekte hinaus einen virtuellen Informationsraum, der die Grenzen des konventionellen Museumserlebnisses sprengt und die vielfältigen Möglichkeiten neuer digitaler Medien erfahren lässt.

Computer-Terminals und mechanische Installationen, laden die Besucher ein, selbst aktiv zu werden. Damit folgen die medien.welten einer Ausstellungsphilosophie, die sowohl der Aura historischer Exponate Rechnung trägt als auch den Prämissen der Erlebnisausstellung.
Das zentrale Anliegen der medien.welten ist es, bei Besuchern jeden Alters Interesse für das moderne Mediensystem zu wecken und das Verständnis für Neue Medien zu fördern. Es geht darum, die Möglichkeiten aber auch die Risiken, die die Mediengesellschaft bietet, aufzuzeigen.

Partner aus der Wirtschaft: Neue Wege der Zusammenarbeit
Die Errichtungskosten der Ausstellung betragen rund 7 Millionen €. Etwa die Hälfte davon wird durch Sponsoren abgedeckt. Gemeinsam mit Partnern wie der Telekom Austria oder Kapsch wurden für die medien.welten neue Anwendungsformen digitaler Medien konzipiert. Dazu kommen Sponsorleistungen, etwa in Form interaktiver Projektionstechnik von Barco Projection Systems, die an mehreren Installationen eingesetzt wird. In Kooperation mit dem Österreichischen Rundfunk entstehen neue Medienformate wie Internet-Radio und Internet-Fernsehen. Diese überaus fruchtbare Form der Zusammenarbeit mit externen Partnern ist auch für zukünftige Projekte im Rahmen der medien.welten geplant.

Ein zentrales Element der Ausstellungskonzeption besteht darin, die medien.welten nicht als abgeschlossenes Projekt zu betrachten. Forschungsprojekte werden es auch in Zukunft ermöglichen, neue mediengeschichtliche Inhalte zu erarbeiten und den Besuchern zugänglich zu machen. Gleichzeitig werden neue Präsentationstechniken wie etwa die "Virtuelle Vitrine" entwickelt, die in ihrem Glaskubus dreidimensional projizierte Exponate enthält.

medien.welten - die Ausstellung
Die medien.welten präsentieren die Geschichte von Übermittlungs- und Speichermedien, die "am Ende der Geschichte", in der Gegenwart, miteinander verschmelzen.
Die Medien sind als "Werkzeuge" zu verstehen, die es uns ermöglichen, unsere Sinne erweitern: Der Mensch sieht und hört ohne technische Mittel nur das, was im Hier und Jetzt unmittelbar zugänglich ist. Erst mit Hilfe von Technik kann der Mensch seine Wahrnehmung erweitern. Dafür müssen zwei Voraussetzungen geschaffen werden: Einerseits müssen die Botschaften gespeichert werden, andererseits müssen die Botschaften transportiert, also übermittelt werden.

Die medien.welten reflektieren die Entstehung des modernen Mediensystems, von den historischen Anfängen bis zu den Medien der Gegenwart: Auf der einen Seite zeigt die Ausstellung, wie sich Techniken zur Übermittlung von Botschaften entwickeln: Aus einzelnen Postrouten entsteht im Lauf der Zeit ein flächendeckendes Postnetz und aus optischen Balkentelegrafen, der Morse-Telegrafie, der Telefonie, dem Funk, dem satellitengestützten Rundfunk und dem Internet ein globales Netzwerk.

Auf der anderen Seite zeigen die medien.welten verschiedene Techniken, um flüchtiges Geschehen zu bewahren. Fotografie und Film dienen dazu, Bilder festzuhalten. Der Fonograf oder das Grammofon ermöglichen Töne über den Augenblick hinaus zu konservieren. Die Drucktechnik - von Handpressen bis zu Druck- und Setzmaschinen - dient der massenhaften Herstellung von Büchern oder Zeitungen. Rechen- und Schreibmaschinen, Lochkartenmaschinen und schließlich die elektronische Datenverarbeitung durch den Computer erlauben massenhaft Daten zu speichern und zu verarbeiten.
   

Aufbereitung der Inhalte - Bewährtes und neue Wege
In ihren historischen Teilen setzen die medien.welten auf bewährte Formen des klassischen Museums. Im Vordergrund stehen historische Exponate mit ihrer unnachahmlichen Aura. Die Objekte, präsentiert im Rahmen einer modernen Ausstellungsarchitektur, sind zu Themeninseln in historischer Abfolge gruppiert. Bildleisten zeigen die Lebens- und Arbeitswelt, in die diese Objekte zu ihrer Zeit eingebunden waren.

Das klassische museale Schau-Erlebnis wird in den medien.welten immer wieder durchbrochen: Zwischen manchen Objektvitrinen finden sich mechanische und elektronische Installationen "zum Angreifen". Sie erlauben es, fundamentale Funktionsprinzipien wie das Rechnen auf einem Abakus eigenhändig nachzuvollziehen.

Künstlerische Videoinstallationen zu den Themen "Kino", "Propaganda" und "Fernsehwerbung" arbeiten mit Medieninhalten und eröffnen jenseits der Gerätetechnik Blicke hinter gestalterische Techniken der Film- und Fernsehproduktion.

Die Grenzen zwischen physischer und virtueller Ausstellung sind fließend. Ein reales Schaufenster zeigt die ersten Personal Computer, ein virtuelles erlaubt darüber hinaus auch deren Software abzurufen und legendäre Computerspiele zu spielen.

Darüber hinaus bieten über die Ausstellungsfläche verteilte Computer-Terminals mit der sogenannten "medien.matrix" Zugang zu einer vertiefenden, multimedial aufbereiteten Geschichte der Medien.

medien.matrix
Von speziellen Computer-Terminals aus kann man sich auf eine Reise durch die Geschichte der Medien begeben. Die medien.matrix enthält Texte zu zehn Medienthemen (wie "Schrift", "Bild", "Ton" usw.), gegliedert in dreizehn Epochen ("Antike", "Mittelalter" usw.). Dabei erlaubt die schachbrettartige Matrix-Struktur das Lesen in unterschiedlichen Richtungen: senkrecht, von den Anfängen bis zur Gegenwart (etwa der Schrift), oder waagrecht, quer durch das Mediensystem einer Epoche.
Die Texte schildern das Zusammenspiel von kulturellen Gegebenheiten, technischem Fortschritt, wirtschaftlichen Interessen und politischen Umständen. Sie stellen übergeordnete Zusammenhänge zwischen der Gesellschaft einer bestimmten Epoche und ihrem Mediensystem her.

Um den Leser in historische Welten eintauchen zu lassen, sind die Texte mit zeitgenössischen Klängen unterlegt und in Collagen aus zeitgenössischen Bildmotiven eingebettet. Einzelne dieser Bildmotive eröffnen ihrerseits Zugänge zu einer weiteren Informationsebene. Diese zeigt Bilderserien, Filmsequenzen, Tondokumenten oder Computeranimationen, die das jeweilige Thema illustrieren.

Digitaler Raum - Computertechnik hautnah erlebt
Am Ende der bisherigen Mediengeschichte angelangt, präsentieren sich in diesem zentralen Bereich der Ausstellung Medien der Gegenwart. Es ist die Computertechnik, die viele der traditionellen Medienfunktionen übernimmt und weitgehende Multimedialität eröffnet: Texte, Daten, Bilder und Töne können an ein und demselben Gerät gespeichert und verarbeitet werden. Gleichzeitig erschließt das Netzwerk Internet globale Reichweite, sodass jeder Nutzer von seinem PC aus Texte, Daten, Bilder und Töne von überall her beziehen und überall hin senden kann.

Im Zentrum der medien.welten positioniert, sind die Neuen Medien nicht mehr nur Exponate, sondern vor allem Workstations, die zu eigenständiger Aktivität einladen. Den Besucher erwartet eine Art Marktplatz moderner Medien, deren Charakteristik sich ihm erschließt, indem er sie benutzt.

Die Zukunft schon heute im Museum
So manche Zukunftsoption bieten die medien.welten schon heute: etwa "Radio medien.welten", ein Projekt in Zusammenarbeit mit Ö1 und Public Voice Lab. Die Besucher können aus den ausgestrahlten Ö1-Programmen der letzten Monate ihre Sendungen interessens- und themenspezifisch auswählen und anhören und mit Hilfe
der interaktiven smart.card in ihrem digitalen Rucksack mitnehmen.

In einer Digitalisierungs-Box haben die Besucher die Möglichkeit von sich Bild- und Tonaufnahmen, in einem interaktiven Fernsehstudio auch Videoaufnahmen zu machen. Die persönlichen Aufnahmen können sie an Ort und Stelle etwa zu einer elektronischen Grußkarte weiterverarbeiten und über Internet-Terminals gleich auch verschicken.

Ein digitales Besuchergeschichtsbuch lädt dazu ein, persönliche Erinnerungen zu einzelnen Medienobjekten niederzuschreiben und die Erinnerungen anderer Besucher zu lesen. Ein großes Schaufenster, mit vielen Objekten als "Zeitzeugen" - von der Schmalfilmkamera über die elektrische Schreibmaschine bis zum Transistorradio und dem Mobiltelefon - soll Erinnerungen wachrufen. Auf diesem Weg werden auch die Mediengeschichten der Menschen Eingang in die Ausstellung finden.

"Live auf Sendung" - Das Museum als interaktives Fernsehstudio
Neben Gerätschaften aus den Anfängen des Österreichischen Fernsehens - aus dem "Studio Schönbrunn" der 1950er-Jahre - lädt ein moderner "Newsroom" den Besucher ein, sich als Moderator in Szene zu setzen. Im interaktiven Fernsehstudio, das mit Unterstützung des ORF eingerichtet wurde, kann er sich als Moderator etwa der Nachrichtensendung "Newsflash" versuchen. Er steht am Moderatorenpult vor einer blauen Wand; ein am Stehpult eingelassener Monitor leistet Hilfestellung. Via Bluebox-Verfahren wird der Amateurmoderator in den originalen Hintergrund "hineingezaubert". Nach kurzem Probelauf kann er die Aufnahme starten. Sobald die Kamera läuft, erhält er über Auto-Cue den Text eingespielt, den er zu sprechen hat. Die Moderation wird aufgezeichnet. Mit Hilfe der smart.card kann das aufgezeichnete Video im "digitalen Rucksack" mitgenommen, weiterverarbeitet und auch von zu Hause aus wieder abgerufen werden.

Museum zum Mitnehmen - Die smart.card
Die smart.card, entwickelt in Kooperation mit unseren Partnern Austria Card, Datatronic und Philips, ermöglicht dem Besucher, sich individuell im System anzumelden: Er wählt einen fiktiven Namen aus und kann persönliche Einstellungen vornehmen - so etwa die Sprache, in der er die Informationen an den Ausstellungsterminals präsentiert bekommen will. Die Karte wird durch in der Ausstellung verteilte Lesegeräte per Funk automatisch erkannt, sobald sich ihr Besitzer der betreffenden Station nähert.

Die Karte macht es möglich, das umfangreiche inhaltliche Angebot an den Bedürfnissen des einzelnen Ausstellungsbesuchers auszurichten und ihm individuelle Nutzungsmöglichkeiten zu erschließen. So fungiert sie zunächst als elektronisches Logbuch, das den Weg des Besuchers durch die Ausstellung notiert. Konsultiert der via smart.card angemeldete Besucher die Orientierungsterminals, so zeigt ein digitaler Übersichtsplan, in welchen Ausstellungsbereichen er bereits gewesen ist, und welche er noch nicht gesehen hat. An den Terminals der medien.matrix sieht er, welche Themenfelder der medien.matrix er bereits durchgeblättert hat, und welche nicht. Die Karte ermöglicht ihm überdies, digitale Ausstellungselemente (Bilder, Texte, Töne, Filme) in einem virtuellen "Rucksack" zu sammeln und mitzunehmen. Die gesammelten Inhalte kann er im "Digitalen Raum" eigenhändig weiterverarbeiten.

Für Besuchergruppen und Schulklassen besteht die Möglichkeit, mehrere Karten zusammenzufassen. Dadurch können gesammelte Inhalte zwischen den Gruppenmitgliedern einfach ausgetauscht werden. Die Karte fungiert auch als digitaler Schlüssel, mit dessen Hilfe der Besucher von zu Hause aus über die Homepage des Museums, auf seine persönlichen Inhalte zugreifen kann.

Informationen: http://www.technischesmuseum.at
     
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