Kroatische Delegation will Graz als Helfer für Bewerbung als Kulturhauptstadt
Graz (mag) - Die kroatische Hauptstadt Zagreb will in die Fußstapfen von Graz treten und nach
dem kürzlich von der dortigen Regierung beantragten EU-Beitritt Kroatiens zur Kulturhauptstadt Europas werden.
Hilfe für die Bewerbung erhofft man sich aus der steirischen Landeshauptstadt, die diesen Titel heuer trägt.
Das war eines der Hauptanliegen, mit dem eine hochrangige Delegation aus Zagreb heute bei einem Empfang im Grazer
Rathaus aufwartete. Die Gastgeber sagten umfassende Unterstützung zu.
"Voraussetzungen gegeben"
"Zagreb ist eine große Kulturmetropole mit einer lebendigen und vielseitigen Kunstszene, die
kulturellen Voraussetzungen für eine europäische Kulturhauptstadt sind daher absolut gegeben", ermutigte
Bürgermeister Alfred Stingl die vom stellvertretenden Bürgermeister Milan Bandic geleitete Delegation
aus Zagreb heute bei einem Empfang im Grazer Rathaus. Dem Wunsch der Gäste, bei der Erstellung der Bewerbungsunterlagen
Anleihen aus dem erfolgreichen Grazer Vorstoß vor einigen Jahren zu nehmen, entsprach Stingl auf allen Linien.
Allerdings sei entscheidend, wie die Vergaberichtlinien der Europäischen Union für die Kulturhauptstädte
künftig aussehen würden: "Wenn die Union vorerst auf 25 Mitgliedsstaaten und dann durch die Hereinnahme
Kroatiens, Rumäniens und Bulgariens weiter vergrößert wird, wird ein neuer Modus notwendig sein,
der zur Zeit diskutiert wird. Es kann ja nicht sein, dass jedes Land nur alle 25 Jahre eine Kulturhauptstadt stellen
darf!" Der Titel Kulturhauptstadt erfordere hohe Investitionen, sei aber für das Gesamtprofil einer Stadt
sehr positiv und ein großer wirtschaftlicher Impuls, plauderte der Bürgermeister aus der Erfahrung.
So seien im Tourismus Steigerungen der Gästezahlen um 20 bis 30 Prozent erkennbar, zusätzlich hätten
sich viele zusätzliche Kongresse und Tagungen für Graz angesagt.
Städte-Partnerschaft?
Bandic hatte zuvor Zagreb mit Graz auch in Bezug auf Multikulturalität an der Schnittstelle zwischen
mediterranem Raum und Mitteleuropa verglichen. Der Zagreber Vizebürgermeister erhofft sich aus Graz auch Anregungen
für die Revitalisierung der Altstadt - und regte die Installierung einer offiziellen Städtepartnerschaft
zwischen den beiden Städten an: "De facto sind Zagreb und Graz ja schon Partnerstädte, sie sollten
es auch pro forma sein!" Stingl freute sich über dieses Ansinnen, dessen Umsetzung er gerne seinem Nachfolger
als Bürgermeister empfehlen werde, erklärte er Bandic: "Für Graz würde sich die Landkarte
der Städtepartnerschaften durch Zagreb gut ergänzen!" Was den Wunsch nach einer Zusammenarbeit im
Bereich der Altstadt-Revitalisierung betrifft, sagte Stingl den Gästen aus Kroatien Unterstützung zu.
Einladung
Die Delegation aus Zagreb, der Fachleute aus den Bereichen Kultur, Wirtschaft, Stadtplanung und Verkehr
sowie als Begleitung zahlreiche kroatische MedienvertreterInnen angehören, wird bei ihrem zweitägigen
Aufenthalt in Graz nicht nur die Bauwerke der Kulturhauptstadt besichtigen, sondern auch vielfältige Kontakte,
unter anderem mit den Stadtwerken und der Graz 2003-Gesellschaft, knüpfen. Bandic lud Stingl ein, im Sommer
nach Zagreb zu kommen, damit sich die kroatische Hauptstadt für die jahrelange Unterstützung durch den
Grazer Langzeit-Bürgermeister bedanken kann. |