Kapazitätserweiterung wird geprüft – Mutterkonzern Hydro Norsk muss erst überzeugt
werden
Nenzing (twp.at) – Die Abhängigkeit von Deutschland und dem konjunkturanfälligen Baubereich
hat bei der Vorarlberger Hydro Aluminium Nenzing GmbH bisher keine Spuren hinterlassen. Der Umsatz des Aluminium-Strangpresswerkes
wuchs im Vorjahr nach eigenen Angaben um 2,4 Prozent auf 128 Millionen Euro. Der Absatz stieg im gleichen Zeitraum
um sechs Prozent auf 35.000 Tonnen Profile, Stangen und Rohre.
"Die Differenz ergibt sich aus dem um mehr als zehn Prozent gesunkenen Preis für Aluminium", erklärt
Geschäftsführer Christian Bilgeri dem Tiroler Wirtschaftspressedienst. Die Preisschwankungen für
Aluminium an der London Metal Exchange LME würden direkt an die Kunden weitergegeben werden.
Die stärksten Absatzsteigerungen verzeichnete das 100-prozentige Tochterunternehmen der norwegischen Norsk
Hydro in Deutschland mit sieben Prozent. Das Unternehmen liefert hier nach Bayern und Baden-Württemberg, die
übrigen Bundesländer werden von einem deutschen Schwesterunternehmen betreut. Das nördliche Nachbarland
wird gefolgt von Österreich mit vier und der Schweiz (ohne Tessin) mit ebenfalls vier Prozent Zuwachs. Das
Ranking der Exportländer führt Deutschland mit 42 vor der Schweiz mit 27 Prozent an. Fünf Prozent
aller Lieferungen entfallen auf Südtirol, rund ein Viertel der Produkte bleibt in Österreich.
Einen wesentlichen Grund für die Entwicklung sieht Bilgeri darin, dass seine Kunden ihre Lieferantenlisten
entschlacken würden. "Vor allem die Hersteller von Bauanwendungen straffen den Einkauf. Bisher konnten
wir uns immer behaupten." Hydro Aluminium Nenzing liefert 60 Prozent der Strangpress-Produkte für Bauanwendungen,
30 Prozent für industrielle Anwendungen und zehn Prozent an die Automobilzulieferer.
Das Nenzinger Unternehmen erzielt mit zwölf Prozent der 800 Kunden 80 Prozent des Umsatzes. Zu den Abnehmern
zählen auch die beiden Vorarlberger Unternehmen Bug Alu Technik und Blum. Der Beschlägehersteller gehört
gemeinsam mit SFS-Stadler und Schüco zu den größten Kunden.
Seit März 2001 fährt Hydro Aluminium seine Produktion durchgehend in vier Schichten. Viel mehr als die
jährlich produzierten 35.000 Tonnen könne das Werk jedoch nicht mehr herstellen. Kapazitätsengpässe
würden derzeit durch Zukäufe bei deutschen und belgischen Schwesterbetrieben ausgeglichen werden. "Deshalb
prüfen wir eine Modernisierung der Anlagen des mehr als 30 Jahre alten Werkes. Eine platzmäßige
Ausweitung des 57.000 Quadratmeter großen Standortes ist leider nicht möglich", so Bilgeri. Die
Studie über die Möglichkeiten in Nenzing soll noch heuer abgeschlossen werden, dann werde sie der Konzernleitung
in Oslo zur Entscheidung vorgelegt.
Von dem ab 2005 geplanten Handel mit CO2-Emissionszertifikaten sei das Unternehmen derzeit nicht betroffen. Das
Aluminium werde mit Induktionsöfen erwärmt, die ausschließlich mit Strom betrieben werden. Im Rahmen
einer Modernisierung des Werkes würde jedoch eine Umstellung auf Gas-Befeuerung geprüft. Sie wäre
nach Angaben von Bilgeri billiger für die Produktion, erfordere jedoch kapitalintensive Umbauarbeiten. In
diesem Fall müßten die Bestimmungen für den reglementierten CO2-Ausstoss erneut geprüft werden.
Der Energiekostenanteil belaufe sich auf fünf Prozent der Herstellungskosten. (gübi) |