Regierungsarbeit wird kritisch beobachtet werden – Industrie begrüßt
Wille zur Weiterführung notwendiger Reformen
Wien (pwk) - "Eine rasche Besserung der Industrie-Konjunktur ist nicht in Sicht. Die allgemeine
Verunsicherung durch einen möglichen Irak-Krieg, die dauerhafte Börseschwäche, verschärft durch
eine schwache Binnennachfrage in Österreich, wie auch in ganz Europa, lassen den Konjunkturaufschwung derzeit
nicht durchstarten", betonte Wolfgang Damianisch, Geschäftsführer der Bundessparte Industrie, am
Dienstag (04. 03.) im Rahmen einer Pressekonferenz. Tragende Säule der österreichischen
Industriekonjunktur war und ist nach wie vor der Export.
So konnte im Jahr 2002 (Jänner-November) der Export um über 4 % gesteigert werden, die Exporte in die
EU stiegen um 3,6 %. Nach Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner Österreichs, konnten die Exporte allerdings
nur um 2,6 % zulegen, was angesichts der dort unerfreulichen Wirtschaftslage trotz alledem als Erfolg zu werten
ist.
Besondere Erfolge kann Österreich wieder mit seinen Exporten in die Oststaaten aufweisen. So stiegen diese
um 7,1 %, das entspricht rd. 12,5 Mrd. Euro Auch Asien mit einer Zunahme von 7,1 % und Australien mit einem Plus
von 41,7 % sind erwähnenswert. "Österreichs Industrie hat sich somit in diesem äußerst
schwierigen Umfeld gut geschlagen", so Damianisch. Der Anstieg der Exporte in die USA um 1,2 % sei nicht verwunderlich.
Zu erwarten sei jedoch, dass der hohe Euro noch bis zum Sommer dieses Jahres wie ein Bleigewicht auf die Exporte
wirken werde, da die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Exporteure durch die Dollarabwertung stark unter
Druck geraten ist.
Betrachtet man die einzelnen industriellen Fachverbände, so zeigt sich vor allem bei NE-Metall-, Metallwaren-,
Elektro/Elektronikindustrie sowie in der Lederverarbeitung und der Holzindustrie ein düsteres Bild, da das
abgelaufene Jahr von einem Minus geprägt war. Dem gegenüber werden die Fachverbände der Fahrzeug-,
Nahrungs- und Genussmittel- sowie Papier- und Pappe verarbeitenden Industrie (PPV) eine positive Entwicklung aufweisen.
Die Auftragseingänge der Industrie pendelten 2002 zwischen Plus und Minus und konnten so keinen erkennbaren
Aufschwung ausweisen. Die Produktion zeigte ebenfalls ein ständiges Auf und Ab. Sie wird vorsaussichtlich,
auf das Gesamtjahr bezogen, ihren Stand auf niedrigem Niveau halten. Diese Entwicklung, kombiniert mit der doch
eher trüben Aussicht auf Besserung, hat die Unternehmen veranlasst, die Rationalisierung voranzutreiben. Der
Beschäftigtenstand weist ein deutliches Minus aus und ist allein im 4. Quartal 2002 um 3 % zum Vorjahresquartal
gesunken, das entspricht 12.000 Dienstnehmern.
Vom Ausland, so Damianisch, sind derzeit keine starken Konjunkturimpulse zu erwarten. Zu erwarten ist, dass sich
die Situation in Deutschland weiter verschlechtern wird und keine rasche Erholung in Sicht ist. Die Produktionsauslastung
wird ebenso weiter sinken wie die Auftragseingänge, die stark eingebrochen sind. Die geringe Auslastung der
Produktionskapazitäten sorgte für eine Reduktion der Ausgaben für Ausrüstungsgüter und
sonstige Anlagen im Jahr 2002 um 6,5 %. Bereits 2001 waren diese um 4,1 % gesunken (Statistisches Bundesamt). Der
zu erwartende leichte Aufschwungs in den USA wird sich - bedingt durch den schwachen Dollar - noch nicht nachhaltig
auf Europa auswirken.
Die Gesamtsituation trägt daher nicht dazu bei, dass sich Indikatoren für einen Aufschwung zeigen. Die
Politik ist daher gefordert nicht durch weitere Regulierungs- und Belastungsprogramme das industrielle Wachstum
zu blockieren. "Eine Konjunkturentwicklung basiert auch auf emotionalen Aspekten, hier sollte die Regierung
rasch Anreize schaffen, die einen generellen Optimismus implizieren könnte, um auch die private Nachfrage
zu steigern. Auch die österreichische Industrie wartet schon lange auf die Einlösung der Entlastungsversprechen",
so Damianisch. Schließlich spiele die Industrie in Österreich, aber auch in ganz Europa, eine wesentliche
Schlüsselrolle. Die 45 Millionen Beschäftigten erwirtschaften rund ein Viertel der Wertschöpfung
im Binnenmarkt, daher sind industriefreundliche Rahmenbedingungen unabdingbar, um eine Verbesserung in der Arbeitsmarktsituation
zu erzielen.
"Wir werden die Regierungsarbeit kritisch unter Beobachtung halten, denn allein auf dem Rücken der Wirtschaft
kann die schlechte Marktsituation in Österreich nicht saniert werden", betonte Damianisch. Aus einer
Summe neuer Belastungen könne nicht die Stimulierung der Konjunktur erwartet werden. Vorhaben der Regierung,
wie der erkennbare Wille zur Weiterführung notwendiger Reformen, wie z.B. die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes
und der Arbeitszeit, seien ebenso zu begrüßen wie die geringere Besteuerung der nicht entnommenen Gewinne.
Diese allerdings nur auf Personengesellschaften zu beschränken, ist für die Industrie wiederum eine nicht
nachvollziehbare Entscheidung. Die Streichung der 13. Umsatzsteuer begrüßen wir ebenso die Senkung des
KÖST-Steuersatzes von 34 auf 31 %. "Diese sollte allerdings zeitlich vorgezogen werden", so der
Geschäftsführer der Bundessparte.
Besonders wichtig ist dem Spartenchef auch die Frage des Forschungs- und Technologiebereichs. Dass die 2. Tranche
der Sondermittel für Forschung in dieser Gesetzgebungsperiode ausbezahlt werden soll, ist wichtig, kann allerdings
nicht der einzige Schritt zu einer Verbesserung der Forschungsquote sein. Wir erwarten für die Unternehmen
Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit bei der Dotierung der bewährten und effizienten Fördereinrichtungen.
Bedauert wird auch, dass die von Seiten der Industrie gewünschte Straffung der Förderkompetenzen ebenso
keinen Niederschlag im Koalitionsabkommen fand, wie der Vorschlag des Rats, eine Nationalstiftung zur mittel- und
langfristigen Sicherung der Finanzierung einzurichten.
Die versprochenen Lohnnebenkostensenkungen sieht Damianisch zwar grundsätzlich positiv, fordert aber eine
raschere Realisierung vor 2005, um Skepsis nach dem Motto zu verhindern: "warum sollten wir jetzt daran glauben,
sind sie uns doch schon mehrmals versprochen worden". |