Kardinal Schönborn: Nur durch Umkehr des Herzens ist Frieden möglich  

erstellt am
05 03. 03

Wiener Erzbischof appelliert in Radio-Interviews an die Österreicher, den Aschermittwoch als Tag des Gebetes und des Fastens für den Frieden zu begehen
Wien (kath.net/PEW) - Kardinal Christoph Schönborn hat im Gespräch mit Radiojournalisten seinen Wunsch bekräftigt, dass möglichst viele Österreicher dem Aufruf des Papstes folgen und den Aschermittwoch als Tag des Gebetes und des Fastens für den Frieden in der Welt begehen. Dieser Aufruf gelte aber nicht nur den Katholiken im Land, so der Kardinal, denn das Vertrauen auf die Wirksamkeit von Gebet und Fasten teilten die Katholiken auch mit den Bekennern anderer Religionen.
Nur durch die Umkehr des Herzens sei Frieden möglich, Fasten und Beten könne diese Veränderung bewirken, betonte Schönborn. Der Papst sei für viele Menschen weit über das Christentum hinaus eine Stimme des Gewissens. Johannes Paul II. vertraue aber nicht nur auf das Gewicht seiner moralischen Autorität, sondern vor allem auf die Kraft des Gebetes. Wenn der Papst zum Rosenkranzgebet für den Frieden einlade, habe das insbesondere für Österreich besondere Bedeutung; der Wiener Erzbischof erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass zehntausende Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg für die Befreiung Österreichs von der Besatzung gebetet hatten.

Angesprochen auf den Besuch des irakischen Vizepremiers Tarek Aziz im Vatikan und in Assisi räumte Schönborn ein, dass die Gefahr des Missbrauchs der Religion für politische Zwecke sowohl im Westen als auch in der islamischen Welt bestehe. Doch der mögliche Missbrauch spreche nicht gegen den rechten Gebrauch.

Frage des gerechten Krieges
Zur Frage nach einem gerechten Krieg sagte der Erzbischof, dass die katholische Lehre diesbezüglich sehr klar und deutlich sei. Es gebe äußerst strenge Bedingungen für die moralische Rechtfertigung eines Krieges. So dürfe beispielsweise der Krieg nicht noch größeren Schaden anrichten, alle anderen Mittel müssten restlos ausgeschöpft sein und es dürften nur angemessene Mittel und kein Übermaß an Gewalt angewendet werden. Schönborn: "Wenn man alle diese Bedingungen zusammen sieht, dann ist verständlich, warum der Papst mit solcher Entschiedenheit sagt, dass hier die Bedingungen für einen gerechtfertigten militärischen Einsatz noch nicht gegeben sind".

Man müsse ehrlicher Weise aber auch hinzufügen, so Schönborn, "dass man als einfacher Bürger nicht alle Informationen besitzt, die vielleicht Geheimdienste und Verantwortliche der großen Mächte besitzen". Er würde sich aber jedenfalls erwarten, so der Kardinal, dass in einer so gewichtigen Sache diese Fakten "auch wirklich offen auf den Tisch gelegt werden".

Schönborn räumte ein, dass es zweifellos berechtigt und notwendig sei, starken Druck auf einen Diktator auszuüben. Es sei naiv zu glauben, man könne gegenüber Diktaturen nur mit demokratischen Mitteln auskommen. Wie die letzten Tage zeigten, könne starker Druck auch Erfolge mit sich bringen, so der Kardinal.

Zugleich warnte Schönborn vor jedem Schwarz-Weiß-Denken, sowohl vor einem "billigen Antiamerikanismus" als auch vor einer Gleichsetzung von Islam und Terror. Die Sorge um Gerechtigkeit und Demokratie sowie der Kampf gegen den Terror gehe nicht nur die USA, sondern alle gemeinsam an, betonte Schönborn: "Dennoch hoffen und beten wir, dass sich die Linie des Papstes durchsetzt. Diese Hoffnung dürfen wir auch unseren amerikanischen Freunden gegenüber hegen".
 
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