Wien (bpd) - Kritisch setzte sich Bundeskanzler Wolfgang Schüssel am Freitag (14. 03.)
in seiner Rede anlässlich der Wiedereröffnung der Albertina mit den negativen Folgen des zeitgeistigen
Überhöhung der Phänomene von Beschleunigung und Geschwindigkeit auseinander. Schüssel: "Beschleunigung
und Geschwindigkeit werden heute als oberste Prinzipien gesetzt. Für viel wichtiger halte ich aber die Frage,
was wir dieser Atemlosigkeit entgegensetzen können, um zur Widerherstellung der inneren Balance zu kommen."
Als ein Mittel zur Wiederherstellung dieser "inneren Ruhe" nannte der Bundeskanzler die Kunst, die er
als "Niederschrift von Empfindungen" bezeichnete.
Ob Kunstförderung angesichts der tragischen Weltgeschehnisse Luxus wäre oder legitimes staatliches Unterfangen,
beantworte der Bundeskanzler eindeutig positiv im Sinne der Kunstförderung. Schüssel: "Angesichts
der Schüsse von Belgrad und der Vorbereitungen, die gegenwärtig getroffen werden, um die drohenden Flüchtlingsströme
zu versorgen, stellt sich zwangsläufig die Frage, ob wir eine derart beieindruckende Eröffnungsfeiern
wie die heutige, überhaupt begehen dürfen. Meine Antwort ist klar. Investitionen in Kunst und Kultur
sind Österreichs Antwort auf die Schrecken der Gegenwart."
In diesem Zusammenhang wies der Bundeskanzler auf die föderalistische Konzeption der Kulturpolitik der Bundesregierung
hin. Als Beispiele für die Stärkung der Kulturtätigkeiten in den Bundesländern führt er
das Mozart- und Festspielhaus in Salzburg sowie das Projekt "Graz-Kulturhauptstadt Europas" an. |