Präsident Khol unterstreicht Aktualität der katholischen Soziallehre
Wien (pk) - Im Beisein von Festredner Nationalratspräsident Andreas Khol überreichte Bundeskanzler
Wolfgang Schüssel am Freitag (14. 03.) im Hohen Haus die diesjährigen Leopold
Kunschak-Preise. Der Vorsitzende des Kuratoriums des Leopold Kunschak-Preises Werner Fasslabend konnte ein ebenso
zahlreiches wie erlauchtes Publikum begrüßen, so namentlich Außenministerin Benita Ferrero-Waldner,
Staatssekretär Alfred Finz, Altparteiobmann Alois Mock, den ehemaligen Bundesratspräsidenten Herbert
Schambeck, Klubobmann Willi Molterer und Bundesratsvizepräsident Jürgen Weiss, dessen Tochter unter den
Preisträgern ist. Umrahmt wurde der Festakt durch musikalische Darbietungen des Bläserensembles der niederösterreichischen
Tonkünstler unter der Leitung von Werner Hackl.
Fasslabend erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass sich dieser Tage der Todestag Kunschaks zum 50.
Mal gejährt habe und zeigte sich dankbar, junge wissenschaftliche Talente fördern und wissenschaftliche
Leistungen honorieren zu können. Die Preisträger stünden heute im Mittelpunkt, weil sie Hervorragendes
in den Bereichen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften erbracht hätten. Kunschak, der Gründer der
christlichsozialen Arbeiterbewegung, sei, so Fasslabend weiter, eine der großen Persönlichkeiten, die
das soziale Gefüge in diesem Staat geschaffen habe. Es sei, so Fasslabends Conclusio, unmöglich, seine
Leistungen ohne entsprechenden wissenschaftlichen Background fortzusetzen.
Johannes Hengstschläger, der Vorsitzende der wissenschaftlichen Begutachtungskommission des Leopold Kunschak-Preises,
erläuterte sodann die Entscheidungsgrundlagen der Kommission zur Verleihung eines Preises. Ausgezeichnet würden
Arbeiten aus den drei Bereichen Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Arbeitsmedizin und Publizistik,
die ein hohes wissenschaftliches Niveau besäßen und geeignet seien, Grundlagen, Wesen und Wert der Demokratie
aufzuzeigen und zu vermitteln. Auch heuer seien wieder zahlreiche Arbeiten eingereicht worden, aus denen 15 Preisträger
ermittelt wurden, so der Redner, der die Preisträger sodann kurz vorstellte.
Ruth Ellen Bader erhielt den Preis für ihre Dissertation "Frauen im Montanwesen der Steiermark und Tirols
vom Spätmittelalter bis 1700", der ehemalige Dekan der theologischen Fakultät der Universität
Budapest, Laszlo Boda, wurde für sein Buch "Naturrecht und Moral" ausgezeichnet. Klaus Burger erhielt
die Auszeichnung für seine Dissertation "Verfassungsprinzip Menschenwürde", während Sabine
Falch für ihre Dissertation "Heimatfern - die Südtiroler Arbeitsmigration" prämiert wurde.
Der französische Wissenschaftler Laurent Gautier erhielt den Kunschak-Preis für seine Dissertation "Zur
Semantik einer Kultur - Österreich in seinen Texten", während Julia Hennig für eine juristische
Arbeit zu Patent- und Urheberrecht für preiswürdig erachtet wurde. Ebenfalls für seine Dissertation
wurde Herbert Hubinger prämiert, er hatte zu Subsidiarität und föderaler Integration gearbeitet.
Zwei Habilitationen standen ebenfalls auf der Preisliste, Bernhard Mark-Ungericht und Gerd-Peter Reissner erhielten
für ihre Arbeiten zur Globalisierung bzw. zum Betriebsübergangsrecht jeweils Kunschak-Preise. Der Theologe
Helmut Santer schließlich wurde für seine Dissertation "Persönlichkeit und Gottesbild"
ausgezeichnet, Katharina Weiss verdiente sich ihren Preis mit ihrer Dissertation über die Auswirkungen des
Internets auf das österreichische politische System, und Veronika Wittmann erhielt die gegenständliche
Auszeichnung für eine Arbeit zu Genderaspekten in Südafrika. Die heurigen Pressepreise gingen an Karl
Danninger (Oberösterreichische Nachrichten), Reinhard Olt (Frankfurter Allgemeine Zeitung) und Hans Spatzenegger
(ORF Salzburg).
Im Anschluss an die Festrede von Nationalratspräsident Andreas Khol (PK Nr. 122) überreichte Bundeskanzler
Wolfgang Schüssel den Wissenschaftern und Publizisten die Preisurkunden. Dabei ging der Bundeskanzler auf
die Leistungen der ihm persönlich bekannten Preisträger ein: Karl Danninger durchleuchte als Journalist
das politische Geschehen objektiv sowie kritisch und trage damit zur Aufklärung bei, der unermüdliche
Salzburger ORF-Journalist und Publizist Hans Spatzenegger sei ein Vorbild für die Jungen. Der Frankfurter
Journalist Reinhard Olt habe sich als Aufklärer und Volksbildner im besten Sinne sowie als ein Freund Österreichs
erwiesen. Schließlich wandte sich der Bundeskanzler an die jungen Wissenschaftler, wünschte ihnen viel
Erfolg für ihre Tätigkeit und ermunterte sie zu weiteren Beiträgen und Impulsen. |
Nationalratspräsident Andreas Khol hielt die Festrede,
die er mit herzlichen Glückwünschen an die Preisträger einleitete und sie daran erinnerte,
dass der Leopold Kunschak-Preis der einzige österreichweite Preis für Leistungen auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften
darstellt. Besondere Freude zeigte der Nationalratspräsident darüber, dass unter den diesjährigen
Preisträgern sowohl Frauen und Männer am Zenit ihrer Schaffenskraft zu finden seien als auch junge Menschen,
die am Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn stehen.
In den Mittelpunkt seiner Rede stellte Präsident Khol das Lebenswerk Leopold Kunschaks, des großen christlichsozialen
Politikers, der kein Mann der Wissenschaft, sondern ein Mann der Tat gewesen sei. Kunschak habe eine Antwort auf
das Elend der Arbeiter in der Zeit des Liberalismus gesucht, sie in der katholischen Soziallehre gefunden und deren
Ideen tatkräftig durch die Gründung der christlichen Gewerkschaftsbewegung in Österreich umgesetzt.
Dabei ging Khol auf das spannende Verhältnis zwischen politischer Tat und Wissenschaft ein und sagte, die
Wissenschaft analysiere Zustände und Entscheidungen, zeige Folgen und Ursachen auf und entwickle alternative
Lösungsmodelle. Die gewählten Politiker aber hätten zu entscheiden, welche der verschiedenen politischen
Modelle in die Tat umgesetzt werden. Denn es mache einen Unterschied, ob soziale Fragen nach liberalen, sozialistischen
oder christlichsozialen Grundsätzen beantwortet werden. Leopold Kunschak habe sich für die drei Prinzipien
der Personalität, der Subsidiarität und der Solidarität entschieden, die Präsident Khol aus
heutiger Sicht um den vierten Grundsatz der Nachhaltigkeit ergänzte.
Während der Marxismus mit wissenschaftlicher Genauigkeit in die Irre geführt habe, biete die katholische
Soziallehre, der Leopold Kunschak folgte, einen breiten Rahmen für eine menschliche Gesellschaft. Die Aktualität
der katholischen Soziallehre unterstrich Nationalratspräsident Andreas Khol abschließend, indem er auf
die neuen sozialen Fragen hinwies, die die katholische Soziallehre gestellt habe und auf die sie Antworten suche:
auf die Fragen der Behinderten, der Sterbenden und der Biotechnologie. Den Leopold Kunschak-Preisträgern 2003
wünschte der Nationalratspräsident ein herzliches "Glück auf" für ihre weitere Tätigkeit. |