»Gorbach muss endlich effektives Lobbying betreiben - Verkehrspolitische Interessen der
Ostregion berücksichtigen«
Wien (rk) - Als "äußerst besorgniserregend" bezeichnet der Wiener Stadtrat für
Stadtentwicklung und Verkehr, DI Rudolf Schicker, die aktuellen Entwicklungen rund um die neue Wegekostenrichtlinie
und die Bahnliberalisierung. Vor allem forderte Schicker erneut mehr Sensibilität für die verkehrspolitischen
Interessen der Ostregion seitens der Bundesregierung.
Diskussionsentwurf für eine neue Wegekostenrichtlinie alles andere als eine Verbesserung
Der kürzlich erschienene Diskussionsentwurf für eine neue Wegekostenrichtlinie stelle alles andere
als eine Verbesserung dar. Sollte der vorliegende Entwurf so umgesetzt werden, wird eine Querfinanzierung von der
Straße zur Schiene nur in sehr unzulänglichem Ausmaß möglich sein. Externe Kosten werden
gemäß dem Entwurf bei Mauttarifen auch zukünftig nicht entsprechend berücksichtigt werden
können. Und das trotz unzähliger Studien, die bestätigen, dass etwa beim Schwerverkehr die verursachten
Kosten nur zu knapp einem Drittel über bestehende Steuern und Abgaben bedeckt werden. "Der verkehrspolitische
Spielraum wird vor allem in Ballungsräumen mit diesem Entwurf auch in Zukunft begrenzt sein. Die Möglichkeit
für erhöhte Mauten in dicht besiedelten Ballungsräumen für den Schwerverkehr zugunsten der
ansässigen Bevölkerung und der Umwelt sehe ich ebenso gefährdet, wie den raschen Ausbau der Schieneninfrastruktur",
warnt der Wiener Verkehrsstadtrat.
Liberalisierung der Bahn: Vorgang mit Weitblick ist gefragt!
"Konkurrenz ist grundsätzlich etwas Positives. Gerade bei der Liberalisierung der Bahn ist aber
eine bedachte Vorgangsweise mit Weitblick und ohne Fundamentalismus gefragt!", warnt Schicker vor einer voreiligen
Zerschlagung der ÖBB. Vor allem darf es laut Schicker nicht dazu kommen, dass die wertvollen Elemente der
ÖBB - vor allem die ÖBB-Grundstücke - einfach herausgetrennt und zur Schuldenabdeckung verkauft
werden. "Die Immobilien sind ein ganz wichtiges Element, damit dringendst notwendige Schienenprojekte, wie
etwa der Wiener Zentralbahnhof, rasch realisiert werden können. Ohne diese Projekte wird sich die Zukunft
des Güterverkehrs tatsächlich vor allem auf der Straße abspielen", steht für Schicker
fest.
Bisher kein effektives Lobbying durch Bundesregierung
In den letzten drei Jahren sei im Verkehrsministerium fehlende fachliche Kompetenz durch maximale Fluktuation
ersetzt worden. "Die aktuellen Miseren im Bereich der Wegekostenrichtlinie und der Zukunft der Schieneninfrastruktur
sind nicht zuletzt auch eine Folge des extrem schwachen Lobbyings durch die jeweiligen Kurzzeit-VerkehrsministerInnen",
kritisiert Schicker. Und so habe sich im vorliegenden Diskussionsentwurf auch die Lobby für den Straßengütertransport
massiv durchgesetzt - ganz im Gegensatz zu den österreichischen Interessen. Vor allem sei es notwendig, dass
auch die verkehrspolitischen Interessen und Notwendigkeiten großer Ballungszentren und Stadtregionen, wie
Wien und sein Umland, entsprechend Berücksichtigung finden, forderte Schicker. "Das Lobbying darf sich
nicht nur auf die westlichen Transitrouten beschränken, auch die WienerInnen und die in der Ostregion lebenden
Menschen haben ein Recht auf Entlastung vom Schwerverkehr. Bis 1. April können jedenfalls Stellungnahmen zu
diesem Papier eingebracht werden - der neue Verkehrsminister ist daher gefordert, im Gegensatz zu seinen VorgängerInnen
als starker Vertreter Österreichs aufzutreten und effektives Lobbying im Sinne aller Österreicherinnen
und Österreicher zu betreiben", so der Stadtrat. Zu befürchten sei allerdings, dass auch die jetzige
ÖVP-FPÖ-Regierung keine ordentliche Lösung zustande bringt. "Es wäre daher sinnvoll, im
Rahmen eines Verkehrsgipfels unter Einbeziehung aller betroffener - und nicht wie zuletzt nur der westlichen -
Bundesländer, die Transitfrage auf breitester Basis zu beraten", forderte Stadtrat Schicker abschließend. |