Wien (rk) - Landeshauptmann Dr. Michael Häupl überreichte Donnerstag (13. 03.)
Vormittag im Wappensaal des Wiener Rathauses an den Vizepräsidenten des Bundesrates, Bundesminister a.D. Jürgen
Weiss das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.
Wie Landeshauptmann Häupl bei der Festveranstaltung einleitend
Bgm. Häupl überreicht Ehrenzeichen an Bundesminister a.D. Jürgen Weiss
Fotos: media wien |
feststellte, stehe mit dem EU-Konvent zur Erarbeitung eines künftigen Verfassungsvertrages, einem Österreich-Konvent
zur Ausarbeitung einer umfassenden Bundesstaatsreform sowie den Vorhaben zur Verwaltungsreform ein gewaltiger Berg
von Aufgaben an. Wien als Stadt, Land und Zentrum einer zentraleuropäischen grenzüberschreitenden Region
beteilige sich aktiv an der Debatte über die Zukunft Europas. Als Beispiele, für die sich Wien besonders
einsetzt, nannte er die Stärkung des Subsidiaritätsprinzips, die Stärkung des Ausschusses der Regionen
und die stärkere Einbindung der Städte und Regionen in Entscheidungsprozesse, die Anerkennung des Prinzips
der lokalen Selbstverwaltung, die Absicherung der Leistungen der Daseinsvorsorge und die Stärkung der sozialen
Kohäsion.
Häupl sprach von "großer Weitsicht und Einsicht" das zu Beginn der 90er Jahre für Grundsatzfragen
des österreichischen Staatsaufbaues ein eigenes Ministerium für Föderalismus und Verwaltungsreform
eingerichtet worden sei. Damit sei für eine spröde und sperrige Materie ein öffentliches Bewusstsein
geschaffen worden. In der Person von Jürgen Weiss habe man den richtigen Mann gefunden, um das neue Ressort
einzurichten und mit Leben zu erfüllen. Landeshauptmann Häupl nannte als Beispiel das "Perchtoldsdorfer
Abkommen" über eine Stärkung der Rechte der Bundesländer, das im Oktober 1992 von allen Landeshauptleuten
und von Bundeskanzler Dr. Vranitzky unterschrieben worden ist. Dieses bilde noch heute ein zentrales Forderungsprogramm
der Länder gegenüber dem Bund.
Bundesminister a.D. Jürgen Weiss hob in launigen Worten die auf vielerlei Bereichen bestehenden Beziehungen
zwischen Vorarlberg und Wien hervor. So wären beispielsweise manche Straßen Wiens nach Persönlichkeiten
aus dem "Ländle" benannt, im übrigen sei er begeisterter Besucher der Staatsoper und froh,
in Wien seinen Zweitwohnsitz zu haben.
Der Vizepräsident des Bundesrates Jürgen Weiss, 1947 geboren, arbeitete in jungen Jahren bei der Vorarlberger
Volkspartei und studierte nebenberuflich an der Universität Innsbruck Volkswirtschaft. 1979 wurde er durch
den Vorarlberger Landtag zum Bundesrat gewählt, danach neuerlich in den Jahren 1984, 1989, 1994 und 1999.
Seit 1996 ist er vom Bundesrat gewählter Vizepräsident. In seiner Funktion hat sich Jürgen Weiss
um die Anliegen Wiens besonders angenommen. Besonders verdient machte er sich durch seine Bemühungen, eine
Stärkung der Länder sowohl in ihren verfassungsrechtlichen Stellenwert als auch hinsichtlich ihrer Rechte
gegenüber dem Bund, insbesondere in finanziellen Angelegenheiten, zu erreichen. Seinem Engagement ist jene
Verfassungsrechtsnovelle aus dem Jahr 1989 zu verdanken, mit der die Gemeindeverbände eine Verankerung in
der Bundesverfassung gefunden haben.
Von 1991 bis 1994 war Jürgen Weiss Bundesminister für Föderalismus und Verwaltungsreform. Er war
einer der ersten österreichischen Politiker, die sich Gedanken über grenzüberschreitende Regionen
gemacht haben. Durch seine reichliche publizistische Tätigkeit gelang es ihm auch im Ausland, auf die Bedeutung
des Stellenwertes der österreichischen Länder und Gemeinden hinzuweisen.
An dem Festakt nahmen zahlreiche Persönlichkeiten teil, angeführt vom amtierenden Vorarlberger Landeshauptmann
Dr. Herbert Sausgruber. |