Wien (epd Ö) - Ihr 30-jähriges Bestehen feiert die Leuenberger Kirchengemeinschaft (LKG), die
Plattform protestantischer Kirchen in Europa, am Sonntag (16. 03.) mit einem Festgottesdienst
in der Reformierten Stadtkirche in Wien.
Am 16. März 1973 wurde im Tagungszentrum Leuenberg bei Basel die Arbeit an einem Text abgeschlossen, der mit
der mehr als 450-jährigen Kirchenspaltung im Protestantismus Europas Schluss machen sollte. Wenige Monate
später hatten bereits rund 50 lutherische, reformierte und unierte Kirchen die „Leuenberger Konkordie“ unterzeichnet
und einander damit bei Wahrung der jeweiligen Bekenntnisse Kirchengemeinschaft gewährt. Heute gehören
103 Kirchen zur Leuenberger Kirchengemeinschaft. Zu den schon genannten Konfessionen kamen die Waldenser und Böhmischen
Brüder, die Hussiten und Methodisten. Die Leuenberger Kirchengemeinschaft steht in stabilen Arbeitsbeziehungen
mit den Anglikanern und den Baptisten und führt Dialoge mit der Orthodoxie.
EU-Verfassung: Leuenberger Kirchen für Hinweis auf Religion
„Das Besondere dieses Ökumenemodells liegt darin, dass bei bleibender Bekenntnisverschiedenheit Kirchengemeinschaft
realisiert werden kann“, unterstreicht der evangelisch-lutherische Oberkirchenrat Dr. Michael Bünker, der
auch dem Exekutivausschuss der Leuenberger Kirchengemeinschaft angehört. Heute versteht sich die LKG, so Bünker,
als „Plattform des Protestantismus in einem zusammenwachsenden Europa“. Die Kirchengemeinschaft wolle die Herausforderungen
politischer und gesellschaftlicher Entwicklung aufnehmen und „die reformatorische Position in die sozialethischen
Auseinandersetzungen einbringen“. Dabei biete sie sich selbst als „Modell für Europa an, in dem Vielfalt positiv
gesehen und erkannt wird, dass Einheit („Konkordie“) nur in ´versöhnter Verschiedenheit´ Gestalt
gewinnen kann.“ Bünker verweist in diesem Zusammenhang auf die Erfahrung des Protestantismus beim Aufbau der
europäischen Zivilgesellschaften und des demokratischen und sozialen Rechtsstaates. Auf diesem Hintergrund
begleite die Leuenberger Gemeinschaft derzeit die Arbeit des EU-Konvents und setze sich dafür ein, dass in
der Präambel einer künftigen EU- Verfassung ein Hinweis auf die Bedeutung der Religion für Europa
enthalten sein soll. Bünker: „Persönliche Verantwortung, politisches Engagement, Solidarität und
kritisches Hinterfragen auch der eigenen Kirche und des eigenen Glaubens sind Haltungen, die im Europa der Zukunft
dringend gebraucht werden und die dem evangelischen Verständnis des Glaubens nahe sind.“
Der Festgottesdienst am Sonntag (16. 03.) beginnt um 10.00 Uhr in der Reformierten
Stadtkirche, Dorotheergasse 16, 1010 Wien. Predigen wird die hussitische Pfarrerin Svetluse Kosickova. |