Modell für Europa:
30 Jahre Leuenberger Kirchengemeinschaft
 

erstellt am
13. 03. 03

Wien (epd Ö) - Ihr 30-jähriges Bestehen feiert die Leuenberger Kirchengemeinschaft (LKG), die Plattform protestantischer Kirchen in Europa, am Sonntag (16. 03.) mit einem Festgottesdienst in der Reformierten Stadtkirche in Wien.

Am 16. März 1973 wurde im Tagungszentrum Leuenberg bei Basel die Arbeit an einem Text abgeschlossen, der mit der mehr als 450-jährigen Kirchenspaltung im Protestantismus Europas Schluss machen sollte. Wenige Monate später hatten bereits rund 50 lutherische, reformierte und unierte Kirchen die „Leuenberger Konkordie“ unterzeichnet und einander damit bei Wahrung der jeweiligen Bekenntnisse Kirchengemeinschaft gewährt. Heute gehören 103 Kirchen zur Leuenberger Kirchengemeinschaft. Zu den schon genannten Konfessionen kamen die Waldenser und Böhmischen Brüder, die Hussiten und Methodisten. Die Leuenberger Kirchengemeinschaft steht in stabilen Arbeitsbeziehungen mit den Anglikanern und den Baptisten und führt Dialoge mit der Orthodoxie.

EU-Verfassung: Leuenberger Kirchen für Hinweis auf Religion
„Das Besondere dieses Ökumenemodells liegt darin, dass bei bleibender Bekenntnisverschiedenheit Kirchengemeinschaft realisiert werden kann“, unterstreicht der evangelisch-lutherische Oberkirchenrat Dr. Michael Bünker, der auch dem Exekutivausschuss der Leuenberger Kirchengemeinschaft angehört. Heute versteht sich die LKG, so Bünker, als „Plattform des Protestantismus in einem zusammenwachsenden Europa“. Die Kirchengemeinschaft wolle die Herausforderungen politischer und gesellschaftlicher Entwicklung aufnehmen und „die reformatorische Position in die sozialethischen Auseinandersetzungen einbringen“. Dabei biete sie sich selbst als „Modell für Europa an, in dem Vielfalt positiv gesehen und erkannt wird, dass Einheit („Konkordie“) nur in ´versöhnter Verschiedenheit´ Gestalt gewinnen kann.“ Bünker verweist in diesem Zusammenhang auf die Erfahrung des Protestantismus beim Aufbau der europäischen Zivilgesellschaften und des demokratischen und sozialen Rechtsstaates. Auf diesem Hintergrund begleite die Leuenberger Gemeinschaft derzeit die Arbeit des EU-Konvents und setze sich dafür ein, dass in der Präambel einer künftigen EU- Verfassung ein Hinweis auf die Bedeutung der Religion für Europa enthalten sein soll. Bünker: „Persönliche Verantwortung, politisches Engagement, Solidarität und kritisches Hinterfragen auch der eigenen Kirche und des eigenen Glaubens sind Haltungen, die im Europa der Zukunft dringend gebraucht werden und die dem evangelischen Verständnis des Glaubens nahe sind.“

Der Festgottesdienst am Sonntag (16. 03.) beginnt um 10.00 Uhr in der Reformierten Stadtkirche, Dorotheergasse 16, 1010 Wien. Predigen wird die hussitische Pfarrerin Svetluse Kosickova.
     
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