OeNB übernimmt aktive Rolle bei grenzüberschreitendem Zahlungsverkehr
Wien (oenb) - Anlässlich einer Informationsveranstaltung der EBA (Euro Banking Association)
kündigte die Oesterreichische Nationalbank an, bei EBA STEP2 - der neuen pan-europäischen Plattform für
Massenzahlungen - eine aktive Rolle zu übernehmen.
Ab 01.07.2003: Gleiche Gebühr für Inlands- und Binnenmarktüberweisungen
Die Europäische Kommission und die Europäische Zentralbank (EZB) haben die Realisierung einer Single
European Payment Area (SEPA) zum bedeutendsten Projekt im Retail-Zahlungsverkehr erklärt. Der nächste
Meilenstein auf dem Weg zu SEPA ist der 01.07.2003. Ab diesem Datum schreibt die EU-Kommission den Banken gleiche
Gebühren für Inlands- wie für Binnenmarktüberweisungen vor. Aufgrund der zentralen Bedeutung
von EBA STEP2, der dafür notwendigen pan-europäischen Plattform für Massenzahlungen, hat die OeNB
alle Vorbereitungen aufgenommen, um eine Verfügbarkeit von EBA STEP2 für Österreich sicherzustellen.
Die OeNB wird daher, wie andere nationale Notenbanken - z.B.: die Deutsche Bundesbank - auch, eine aktive Rolle
beim grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr übernehmen.
Klare Vorteile für Banken und Konsumenten
Die Vorteile eines OeNB Engagements bei EBA STEP2 liegen auf der Hand. So stellt die OeNB-Beteiligung eine
gemeinsame, offene Lösung dar, die es allen Banken in Österreich ermöglichen wird, im Gleichklang
mit anderen europäischen Banken an EBA STEP2 teilzunehmen. Overheads, die durch die Schaffung von mehreren
Systemen entstehen würden, können damit mittelfristig eingespart werden.
"Bei der erfolgreichen Euro-Bargeldeinführung haben wir bewiesen, dass durch eine enge Kooperation der
OeNB mit den Kommerzbanken - wie etwa im Rahmen der GSA (Geldservice Austria) - Kosten gespart und effiziente Systeme
geschaffen werden können. Nun wollen wir auch im bargeldlosen Zahlungsverkehr ein System entwickeln, das den
Aufbau von Parallelstrukturen verhindert, Kosten spart und in weiterer Folge den Banken ermöglicht, diese
Kosteneffizienz an die Kunden weiterzugeben. Die gemeinsamen Anstrengungen zur konsequenten und zeitgerechten Anbindung
des heimischen Zahlungsverkehr an europäische Systeme garantieren den heimischen Banken darüber hinaus
Chancengleichheit im internationalen Wettbewerb. Das stärkt in weiterer Folge den regionalen Finanzplatz zum
Nutzen der gesamten heimischen Volkswirtschaft," so Dir. Dr. Wolfgang Duchatczek von der Oesterreichischen
Nationalbank.
EBA STEP2 soll erstes pan-europäisches Clearing-System werden
Für die Umsetzung des einheitlichen grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs wurde von der EU-Kommission
ein ambitionierter Zeitplan gesetzt, der alle Beteiligten unter großen Handlungsdruck setzt. Aufgrund der
unterschiedlichen Entwicklungsgeschwindigkeiten und verschiedenen Standards der EU-Länder konnte sich jedoch
bis dato kein funktionierender Binnenzahlungsverkehrsmarkt in Europa bilden. Bei einer Informationsveranstaltung
der EBA (Euro Banking Association) trafen sich daher heute auf Einladung der Oesterreichischen Nationalbank heimische
Bankenvertreter, um sich über die neue pan-europäische Plattform für Massenzahlungen - EBA STEP2
- zu informieren. Auch wenn drei große heimische Banken - BA-CA, RZB und Erste Bank - als EBA Mitglieder
in EBA STEP2 eingebunden sind, wird die effiziente und vollständige Integration der heimischen Zahlungsverkehrslandschaft
in der von der Europäischen Kommission gewünschten Geschwindigkeit ohne die Bündelung nationaler
Anstrengungen nicht möglich sein.
Die neue aktive Rolle der Notenbanken
Vor diesem Hintergrund fordern sowohl Gesetzgeber auf nationaler und europäischer Ebene als auch supranationale
Institutionen wie die EZB (Europäische Zentralbank) die nationalen Notenbanken des ESZB (Europäisches
System der Zentralbanken) dezidiert auf, sich aktiv bei der Schaffung von neuen Infrastrukturen im Zahlungsverkehr
zu betätigen. Das bedeutet die Übernahme nicht nur regulatorischer sondern auch operationaler "Interventionen"
für eine sichere Zahlungsverkehrsabwicklung zur Steigerung der Markteffizienz.
OeNB als "Country Entry Point" bei EBA STEP2
Konkret präsentierte die OeNB den Bankenvertretern heute, dass die OeNB zum ehest möglichen Zeitpunkt
als Abwickler sowohl auf der Incoming- (Aufträge von STEP2) als auch auf der Outgoing Seite (Aufträge
nach STEP2) zur Verfügung stehen wird. Auf der Incoming Seite möchte die OeNB darüber hinaus als
sogenannter "Country Entry Point" für Banken fungieren, die von EBA nicht direkt erreicht werden
können.
Die OeNB sieht in der Schaffung der optimalen nationalen Voraussetzungen zur Integration des heimischen Zahlungsverkehrs
in ein SEPA den nächsten wichtigen Schritt, um die lange Tradition der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen
der Notenbank und den heimischen Kommerzbanken fortzusetzen und wird in den kommenden Wochen und Monaten intensive
Gespräche mit den betroffenen Banken führen um die für Österreich optimale Lösung zu erarbeiten. |