Schmerz – ernst und mit Humor genommen  

erstellt am
11. 03. 03

Schmerzforscher tagen in Salzburg
Salzburg (uni) Vom 6. bis 8. Juni findet die 11. Jahrestagung der Österreichischen Schmerzgesellschaft an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg statt. Bereits das leiseste Zahnweh macht die Welt draußen uninteressant. Das bedeutet: ich bin nicht mehr frei, ich bin in einer Zwangslage. So sagt die Erwachsenenbildnerin Inge Patsch, Innsbruck. Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass Humor ein wertvolles Gegenmittel selbst bei starken Schmerzen sein kann: „Mit dem Humor - der trotz Schmerzen möglich ist - verbinde ich jene Heiterkeit, welche die Wirklichkeit erträgt. Ich meine jene Gelassenheit, die mich wach sein lässt am Rand aller Schmerzen und Abgründe. In der Fähigkeit, lächeln, schmunzeln oder eben lachen zu können, wird die Bedrohung verringert, der viele PatientInnen ausgesetzt sind.“ Bei der 11. Jahrestagung der Österreichischen Schmerzgesellschaft, die vom 6. bis 8. Juni an der Naturwissenschaftlichen Fakultät stattfindet, kann man von Patsch mehr darüber erfahren, wie Humor in der Schmerztherapie eingesetzt werden kann.

Bei der gemeinsam mit der Österreichischen Kopfschmerz- und der Österreichischen Palliativgesellschaft, weiters mit dem Salzburger Schmerzinstitut und der Ärztekammer veranstalteten Tagung kommen SchmerzforscherInnen aus ganz unterschiedlichen Bereichen zusammen. Ihr gemeinsames Ziel ist, immer genauer zu erkunden, was Schmerz ist und wie man schmerzgeplagten Menschen helfen kann. So geht es bei der ÖSG-Tagung an der Nawi um aktuelle Fragen mit großer praktischer Bedeutung: Wie misst und behandelt man Schmerz speziell bei Kindern oder alten Menschen. Welche invasiven Methoden beispielsweise Unterbrechung von Schmerzleitungsbahnen - stehen heute zur Verfügung? Welche psychologisch-psychotherapeutische Methoden helfen den Betroffenen, Schmerzen zu reduzieren, die zugrunde liegende Krankheit zu verarbeiten und Copingmechanismen in Gang zu setzen? Worin besteht der Placeboeffekt und wie kann man ihn zur Schmerzlinderung nutzen? Wie entwickelt sich ein Schmerzgedächtnis? Bei der Tagung werden neue Verfahren in der Kopfschmerztherapie sowie der „Patient-controlled Analgesie“ in der Schwangerschaft und bei der Geburt vorgestellt und soziokulturelle Aspekte der Entwicklung der Euthanasie in Europa behandelt. Auch um ökonomische Aspekte des Schmerzes wird es bei der Tagung gehen. Ein anderes Thema ist der Zusammenhang von Schmerz und Sucht, und eben von Schmerz und Humor.

Tagungspräsident ist der Salzburger Schmerzforscher Günther Bernatzky. Wie er mitteilt, vergibt die Österreichische Schmerzgesellschaft (ÖSG) während der Tagung einen Wissenschaftspreis (Grünenthal). Weiters warten drei Preise auf die besten Poster (Mundipharma). Während der Tagung finden Kurzsymposien der drei Hauptsponsoren, der Firmen Grünenthal, Janssen-Cilag Pharma und Mundipharma statt, weiters am 7. Juni eine parallele Fortbildungsveranstaltung für Pflegepersonen an der Nawi. Die Kurzfassungen der Tagungsbeiträge findet man in einem Abstractband und in der Zeitschrift „Der Schmerz“. Im Anschluss an den Kongress sind Workshops an der Chirurgischen Abteilung des Krankenhauses Hallein, geleitet von Karl Miller und Michael Reschen, und am St. Johanns-Spital der Salzburger Landeskrankenanstalten, geleitet von Gernot Pauser und Wilfried Ilias, angesetzt. Im ersten Fall geht es um Schmerzbehandlung durch Stimulation über Elektrosonden, Biofeedback und TENS. Im zweiten Fall werden Erfahrungen invasiver bzw. psychologischer Methoden vorgestellt und Fallbeispiele von Tumor-, von orthopädischen und neuropathischen Patienten diskutiert.

Günther Bernatzky ist Gründer und Leiter des Salzburger Schmerzinstituts. Dieses hat sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, die aktuellen Erkenntnisse der Schmerzforschung möglichst breit bekannt zu machen. Alle ÄrztInnen, Pflegepersonal und PatientInnen - sollten wissen: Schmerz ist ein (überlebens)wichtiges Warnsignal, das ernst genommen werden muss. Schmerzen soll man nicht „anstehen“ lassen, sie sollten schnell und ausreichend behandelt werden. Dafür gibt es heute viele verschiedene Möglichkeiten. Um die jeweils richtige zu finden, sollte der Schmerz gemessen werden! Der „Schmerzkoffer für Ärzte“ wurde 2002 in Zusammenarbeit mit der ÖSG und der Österreichischen Palliativgesellschaft herausgebracht und mittlerweile an mehrere Tausend Ärzte versandt. Das Leitmotiv dabei: „Schmerz ist, was der Patient als Schmerz empfindet, nicht was der Helfer befindet“ In dem Informationspaket ist auch eine Ärzte-Information in Form einer ebenfalls von Günther Bernatzky gemeinsam mit Rudolf Likar, Klagenfurt, erarbeiteten CD-Rom. Demnächst wird es auch eine weitere CD-Rom mit Informationen für PatientInnen geben, welche ebenso bei der Tagung vorgestellt wird.
     
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