Generalsekretär Pramböck: »Städte leistungsfähig
erhalten«
Wien (rk) - Eine ausführliche Stellungnahme des Städtebundes zum Regierungsprogramm der
Bundesregierung erläuterte Montag (10. 03.) der Generalsekretär des österreichischen
Städtebundes Dkfm. Dr. Erich Pramböck in einem Pressegespräch. Der Städtebund bietet, so Pramböck,
der österreichischen Bundesregierung die Zusammenarbeit in allen für die Städte und Gemeinden wichtigen
Angelegenheiten an. Es sei aber dringend notwendig, und nicht im Regierungsprogramm enthalten, dass der Bund ein
Bekenntnis zur Verteidigung der bisher gut ausgestalteten österreichischen Gemeindeautonomie und der von den
Gemeinden für die Bürger und die Wirtschaft erbrachten Leistungen gegenüber Zentralisierungstendenzen
und Eingriffen der EU ablegt. Auch eine Entlastung der Städte und Gemeinden bei den rasant steigenden Kosten
der Krankenanstalten und der Sozialhilfe sei notwendig. Die substanzielle Förderung des Nah- und Regionalverkehrs
sei ebenso von grundsätzlicher Bedeutung wie die Zusage einer Unterstützung der Gemeinden im Falle der
Rückzahlung der Getränkesteuer. "Die Städte brauchen einen verlässlichen Rahmen für
ihre Tätigkeit", unterstrich der Städtebund-Generalsekretär und appellierte an den Bund, die
Leistungsfähigkeit der Städte zu erhalten.
Die Städte würden vor zwei grundlegenden Problemen stehen, erklärte Pramböck. Erstens das Problem
des Rechtsrahmens im Hinblick auf die Tatsache, dass immer mehr Entscheidungen in Brüssel fallen. Zweitens
die finanzielle Lage, weil die Städte vor allem in den Bereichen Soziales, Erziehung, Gesundheit, Verkehr
und Kultur viele Leistungen erbringen, die nicht kostendeckend sind. "Wir sind bereit mit dem Bund zu kooperieren",
betonte Pramböck und nannte dabei als Beispiel das eGovernment sowie die Ausbildung zahlreicher Politiker
und Experten im Rahmen der EU- Erweiterung. Auch bei der Verwaltungsreform gebe es in vielen Bereichen Übereinstimmung.
Pramböck begrüßte auch den beabsichtigten Österreich-Konvent, kritisierte aber, dass eine
Stärkung der Gemeinderechte dabei nicht vorgesehen sei.
Zum Finanzausgleich sei im Regierungsprogramm die Einführung eines aufgabenorientierten Bevölkerungsschlüssels
vorgesehen, dies sei aber "zu vage formuliert" und erlaube zu viele Interpretationen. Hier müsse
der Bund seine Absichten genauer definieren, derzeit verbreite er in diesem Zusammenhang eher "milliardenschwere
Unsicherheit". Für den öffentlichen Nahverkehr müssen ausreichend Mittel zur Verfügung
gestellt werden. Im Zusammenhang mit einer EU-Verordnung betreffend Ausschreibungszwang im öffentlichen Nahverkehr,
forderte der Generalsekretär die Wahlmöglichkeit für Städte und Gemeinden, ob eine Leistung
ausgeschrieben wird oder ob sie selbst erbracht wird. Gleiches gelte auch für die Leistungen der Daseinsvorsorge.
"Wir möchten Herr des Verfahrens bleiben", bekräftigte Pramböck und forderte dazu die
Unterstützung des Bundes in Brüssel.
Besonders misstrauisch zeigte sich der Generalsekretär bei einem Punkt des Regierungsprogrammes, der unter
dem Kapitel "ÖIAG und Privatisierung" von den Städten und Gemeinden die Erstellung eines öffentlichen
Eigentumsverzeichnisses verlangt. "Bedeutet das die Vorbereitung auf den Zugriff auf das Gemeindevermögen",
gab sich Pramböck skeptisch in dem Pressegespräch. Die Städte und Gemeinden würden doch ihr
Eigentum ohnedies kennen. Auch beim Kapitel Finanzen werde von konsensualen Einsparungen gesprochen. Hier erwarte
man offensichtlich von Gemeinden und Städten die Einsparung von einer Milliarde Euro. "Um es zu verdeutlichen,
dass sind 13,7 Milliarden Schilling", gab sich Pramböck skeptisch und sprach von einer riesigen Größenordnung. |